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Schwache Ausbeute der Kanuten

EM 2014: Viele Baustellen erkannt

Schwache Ausbeute der Kanuten

Er gewann Silber: Sebastian Brendel.

Er gewann Silber: Sebastian Brendel. picture alliance

Mit nur fünf Medaillen in den olympischen Disziplinen verfehlte das Team um Canadier-Ass Sebastian Brendel am Wochenende das von den Verbandschefs gestellte Ziel, an die grandiosen Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit anzuknüpfen. Bei der WM 2013 waren allein in der olympischen Klassen sieben Medaillen herausgesprungen, bei Olympia ein Jahr zuvor auf dem Dorney Lake nahe London sechs. Und das jeweils gegen die versammelte Konkurrenz auch aus Übersee.

"Wir haben auch Schwachstellen gesehen. Die Ergebnisse sind in etwa so, wie wir sie erwartet hatten", kommentierte Verbandpräsident Thomas Konietzko. Immerhin durfte der 50-Jährige zusammen mit Bundestrainer Reiner Kießler drei EM-Titel über jene zwölf Strecken bejubeln, die bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro auf dem Programm stehen. Neben Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel sowie den K2-Weltmeistern Max Rendschmidt/Marcus Groß über die 1000 Meter paddelte auf dem Beetzsee auch das neue Kajak-Duo Ronny Rauhe und Tom Liebscher zum Sieg. Im nicht-olympischen Bereich gewann Liebscher im Einer über 500 Meter.

Der Hoffnungsschimmer auf der deutschen 200-Meter-Problemstrecke machte nicht nur Konietzko Mut. "Das war eine saustarke Leistung der beiden. Sie sind als Duo wie Phönix aus der Asche aufgetaucht", befand der Chef des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) wortreich: "Wenn sie verletzungsfrei bleiben, sind sie für Rio unsere größten Medaillenkandidaten im Sprintbereich." Schon in dreieinhalb Wochen wird es für Brendel, Rauhe & Co. erneut ernst bei der WM in Moskau, dem Saisonhöhepunkt. Dort sollen in den olympischen Klassen zumindest wieder sechs Podestplätze herausspringen. "Bis dahin müssen wir im Training noch zulegen", konstatierte Kießler.

Bei der EM heimsten seine Schützlinge vor den abschließenden 5000-Meter-Rennen am Sonntag insgesamt neun Medaillen ein. Damit war die Ausbeute deutlich auch insgesamt schlechter als noch bei der WM in Duisburg (16 Plaketten) oder auch der bisher letzten Heim-EM ebenfalls in Brandenburg vor fünf Jahren (20). Das lag auch an der Formschwäche der Kajak-Frauen um die Olympiasiegerinnen Tina Dietze und Franziska Weber, die wie schon im bisherigen Saisonverlauf nicht durchgängig Topniveau nachweisen konnten. Weber ergatterte im olympischen Einer über 500 Meter immerhin einmal Silber.

Der K4 der Frauen - zuletzt immer ein Medaillengarant - wurde nur Vierter, das Großboot der Männer kam nicht mal ins Finale. "Das tut schon weh, die Vierer sind unsere Hauptbaustellen", sagte Kießler. Bei den Frauen habe sich schon in den vergangenen Wochen angedeutet, dass nicht viel zu holen sei. "Wir wissen um die Problematiken aus dem Training. Bei vielen Mädels stehen dieses Jahr Ausbildung oder Studium im Fokus, deshalb läuft es nicht wie gewohnt", urteilte der Chefcoach. Obendrein schmerzte besonders im Vierer das Fehlen der vierfachen Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin (Karrierepause).

Auch K1-Weltmeister Max Hoff enttäuschte - vor allem sich selbst. "Das war ein bescheidenes Rennen. Ich habe es irgendwie nicht geschafft, alles rauszuholen", klagte der Topfavorit nach Platz drei über 1000 Meter. Außerhalb des olympischen Rankings sicherten sich die Talente Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein im K2 über die bei den Frauen nicht-olympische 1000-Meter-Distanz ebenfalls Bronze.

Darüber hinaus gewannen Robert Nuck und Stefan Holtz im C2 über 200 Meter Silber - genau wie C1-Spezialist Brendel über 500 Meter.

(dpa)