Handball

Frankreich zum fünften Mal Weltmeister!

Handball-WM 2015 in Katar

Frankreich zum fünften Mal Weltmeister!

"Les Experts" in ihrem Element: Frankreich feiert in Katar den fünften Weltmeistertitel.

"Les Experts" in ihrem Element: Frankreich feiert in Katar den fünften Weltmeistertitel. Getty Images

Gut, besser, "Les Bleus": Frankreichs Handballer haben sich zum alleinigen Rekord-Weltmeister gekrönt. Der Titelabonnent um den unverwüstlichen Nikola Karabatic stoppte am Sonntag im Finale den Siegeszug von Emporkömmling Katar und gewann seinen fünften WM-Titel. In Doha gewannen die Franzosen am Sonntag das Endspiel gegen den Gastgeber mit 25:22 (14:11) und blieben als einziges Team im Turnier ohne Niederlage. Frankreich qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 2016, Katar für die WM 2017 in Frankreich.

Die Franzosen sind durch ihren Erfolg zum zweiten Mal gleichzeitig Welt- und Europameister sowie Olympiasieger. Katar gewann als erstes nichteuropäisches Team eine WM-Medaille. Vor 15 000 Zuschauern in der Lusail Multipurpose Hall war Karabatic mit fünf Treffern bester Werfer für Frankreich. Unter den Augen von Staatsoberhaupt Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani traf Zarko Markovic siebenmal für Katar.

Auch wenn Katar sich nicht als erster außereuropäischer Weltmeister feiern konnte: Die Weltauswahl war spätestens seit dem Durchmarsch durch die K.-o.-Spiele argwöhnisch beäugt worden. Zum einen wurden die Schiedsrichter aus Kroatien (Achtelfinale), Mazedonien (Viertelfinale) und Serbien (Halbfinale) für mindestens diskussionswürdige Spielleitungen bei den Partien der Gastgeber kritisiert. Am deutlichsten wurden die Polen nach der Halbfinal-Niederlage, die dem Gespann Dusan Stoijkovic und Nenad Nikolic höhnisch applaudierten.

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Auch die von scheinbar unendlichen finanziellen Möglichkeiten beförderte Einbürgerungspolitik stieß vielen Teilnehmern sauer auf. Am Rande der WM trafen sich die Top-Nationen, um das Thema zu diskutieren. Laut Regel darf ein Spieler für ein anderes Land auflaufen, wenn er drei Jahre lang nicht für eine Nation gespielt hat. "Ich bin nicht glücklich mit der Regelung, wie sie jetzt ist", sagte Bernhard Bauer, Präsident des deutschen Handballbundes (DHB). In einem Handballer-Leben sei es möglich, drei- oder viermal die Nationalität zu wechseln. "Und das kann nicht sein", sagte Bauer.

Die durch die WM in Katar und das Vorgehen des Gastgebers angestoßene Diskussion brachte den Präsidenten des Weltverbandes IHF auf der Abschlusspressekonferenz in Rage. Hassan Moustafa verwies ungehalten darauf, dass nicht das IHF-Council, sondern der IHF-Kongress die Regeln auch zum Nationalitätenwechsel beschließen würden. "Katar nutzt die Möglichkeiten, die der Kongress gibt", sagte der Ägypter, "ich muss den Entscheidungen des Kongresses folgen. Würde ich das nicht tun, müsste sich zurücktreten."

Wir brauchen Katar, wir brauchen Kuwait, wir brauchen diese Länder für unseren Sport, denn sie haben viele Möglichkeiten."

IHF-Präsident Hassan Moustafa

Scheich Joaan Bin Hamad Bin Khalifa Al-Thani, Präsident des WM-Organisationskomitees, ließ über den neben ihm sitzenden Moustafa ausrichten, dass nur vier Spieler eingebürgert worden sind. Und der Ägypter nahm den Aufstieg der Multikulti-Truppe zum Anlass, Katars Vorgehen zu verteidigen, weil die Golfregion für den Handball von großer Bedeutung ist. "Wir sind sehr glücklich, in dieser Region unseren Sport zu promoten. Wir brauchen Katar, wir brauchen Kuwait, wir brauchen diese Länder für unseren Sport, denn sie haben viele Möglichkeiten", sagte Moustafa.

Biegler-Schützlinge holen gegen Spanien Bronze

Zuvor hatte Polen das Spiel um Platz drei für sich entschieden. Das vom deutschen Trainer Michael Biegler betreute Team gewann am Sonntag in Doha das kleine Finale gegen den entthronten Titelverteidiger Spanien mit 29:28 (24:24, 13:13) nach Verlängerung. Vor rund 7000 Zuschauern in der Lusail Multipurpose Hall warf Michal Szyba acht Tore für den nächsten EM-Gastgeber. Die Spanier, nächster deutscher Gegner in der EM-Qualifikation, hatte im siebenfachen Torschützen Victor Tomas ihren besten Werfer.

Omeyer ist wertvollster Spieler, Gajic Torschützenkönig

Thierry Omeyer wurde zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Der Torhüter von Weltmeister Frankreich wurde zudem am Sonntagabend in Doha zum besten Schlussmann des Turniers gekürt. Bester Spielmacher ist sein Landsmann Nikola Karabatic, teilte der Weltverband IHF mit. Der WM-Zweite Katar stellt mit den beiden Rückraumspielern Rafael Capote und Zarko Markovic zwei Spieler im Allstar Team, für das deutsche Spieler keine Berücksichtigung fanden. Linksaußen Valero Rivera (Spanien) und der polnische Kreisläufer Bartosz Jurecki komplettieren die Mannschaft. Torschützenkönig des Turniers wurde der Slowene Dragan Gajic mit 71 Treffern.

Finale: Katar - Frankreich 22:25 (11:14)

Katar: Saric, Stojanovic - Markovic 7/3, Mabrouk, Roine, Capote 6, Al-Karbi, Memisevic 1, Vidal 3, Damjanovic, Mallash 3, Benali 1, Madadi 1, Hamdoon, Hassab Alla, Zakkar
Frankreich: Omeyer, Dumoulin - Fernandez 1, Barachet 3, Anic, Narcisse 4, Joli, Nyokas 3, Honrubia, Nikola Karabatic 5, Mahe 1, Accambray, Sorhaindo 1, Guigou 3/2, Luka Karabatic, Porte 4
Schiedsrichter: Novotny/Horacek (Tschechien)
Zuschauer: 15 000
Strafminuten: 8 / 2

Spiel um Platz 3: Polen - Spanien 29:28 n.V.

Polen: Szmal, Wichary, Wyszomorski - Krajewski 1, Orzechowski, Bielecki 1, Rojewski, Wisniewski 4, Bartosz Jurecki 2/1, Michal Jurecki 3, Grabarczyk, Jurkiewicz 1, Syprzak 6, Daszek 3, Szyba 8, Chrapkowski
Spanien: Sierra, Pérez de Vargas - Rocas 1, Maqueda 3, Tomas 7, Entrerrios 2, Aguinagalde 4, Ugalde, Andreu, Rodríguez 1, Cañellas, Morros, García 4, Rivera 5/3, Guardiola 1, Dujshebaev
Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark)
Zuschauer: 9400
Strafminuten: 8 / 2

dpa/las