Es waren allen voran die Spitzenvereine, die sich in der jahrelang schwelenden Diskussion um die Belastung ihrer Leistungsträger immer wieder für eine Aufstockung der Kader eingesetzt hatten. Bis zum Sommer hielt man allerdings daran fest, dass nur 14 Spieler eingesetzt werden dürfen. Nun die Regel-Neuerung: Ab sofort können zwei U-23-Spieler zusätzlich aufgestellt werden.
"Das ist ein Meilenstein", erklärte Geschäftsführer Thorsten Storm von Rekordmeister THW Kiel dem SID in einer ersten Stellungnahme nach der Bekanntgabe: "Vielen Dank an die Liga, die Solidarität funktioniert." Speziell für die vielen Nationalspieler, die auch in der Champions League ran müssen, bedeute die Neuerung die Chance auf etwas mehr Entlastung. In die gleiche Kerbe schlug THW-Coach Alfred Gislason, 16 einsetzbare Feldspieler seien für ihn "längst überfällig" gewesen . Es war für ihn ohnehin "völlig unverständlich", dass es nicht zuvor schon dazu gekommen war. "Ich denke, das hilft den deutschen Mannschaften in der Champions League", so seine Prognose.
Auch Dierk Schmäschke, Geschäftsführer bei Vizemeister SG Flensburg-Handewitt, sprach von einem "wichtigen Schritt, von dem alle Klubs profitieren können". Ganz anders reagierte Bob Hanning. "Das war der Wunsch der drei Champions-League-Klubs, dem die Liga Rechnung getragen hat", meinte der Geschäftsführer der Füchse Berlin und Vizepräsident des DHB, fügte vielsagend an: "Ich bin kein großer Freund der Entscheidung."
80 Einsätze in der Saison
Bereits seit knapp sechs Jahren hatten Schmäschke & Co. stets ihr Plädoyer für den 16er-Kader abgegeben, in den anderen europäischen Ligen und der Königsklasse war dieses Prozedere nämlich längst Usus geworden. Hauptargument ist die Überlastung der Nationalspieler, die künftig mehr Pausen erhalten dürften. Auf bis zu 80 Einsätze jährlich kommen Profis, die in Bundesliga, DHB-Pokal, Champions League und Nationalmannschaft im Einsatz sind. Verletzungen waren in der Vergangenheit oftmals die Folge.
Die Bundesliga profitiert auch davon, wenn ein Klub erfolgreich in Europa spielt, das sind die Zugpferde.
THW-Manager Thorsten Storm
Unumstritten ist die verabschiedete Reform bei weitem nicht. Besonders die kleineren Klubs hatten sich lange gewehrt, weil mit den vergrößerten Kadern freilich auch höhere Kosten einher gehen dürften. Fast noch schlimmer: Zweitligisten dürften es zukünftig noch schwieriger haben, Nachwuchskräfte zu gewinnen, da in der Bundesliga ab sofort 36 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Vertreter der Champions-League-Teilnehmer beharrten jedoch auf den Vorteilen. "Die Belastung kann anders verteilt werden", so Storm: "Die Bundesliga profitiert auch davon, wenn ein Klub erfolgreich in Europa spielt, das sind die Zugpferde."
Im europäischen Wettbewerb herrsche so künftig ein Stück mehr Chancengleichheit. Zuletzt hatten die deutschen Schwergewichte in der Königsklasse ja das Nachsehen. In der vergangenen Spielzeit beispielsweise schaffte erstmals kein Team aus der Bundesliga den Sprung in das seit 2010 in Köln ausgetragene Final Four . Womöglich auch ein Fakt, der zum Umdenken anregte.
Neue Auf- und Abstiegsregelung
Doch damit nicht genug: Auch auf eine neue Auf- und Abstiegsregelung einigten sich die Vertreter. Nur noch die beiden letztplatzierten Vereine steigen ab der kommenden Spielzeit aus der Bundesliga ab, bisher erwischte es drei Klubs. Das Unterhaus wird darüber hinaus ab der Saison 2019/20 von 20 auf 18 Teams reduziert.
Wie das genau funktioniert? In der kommenden Saison steigen zwei Vereine aus der 2. Bundesliga auf, während zwei Erstligisten absteigen. Die vier letztplatzierten Zweitligisten müssen in die 3. Liga, vier Drittligisten rücken in die 2. Liga auf. In der Saison 2018/19 steigen dann zwei Mannschaften in die Bundesliga auf und fünf Teams müssen runter in die 3. Liga. Lediglich drei Mannschaften aus der 3. Liga dürfen aufsteigen.