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Drux: Leistungsträger, Antreiber und erst 21

Hanning und Bundestrainer Sigurdsson als große Förderer

Drux: Leistungsträger, Antreiber und erst 21

Komm in meine Arme: Youngster Paul Drux (vorne) wird von Abwehrchef Finn Lemke geherzt.

Komm in meine Arme: Youngster Paul Drux (vorne) wird von Abwehrchef Finn Lemke geherzt. Getty Images

Im zarten Alter von 16 hat Drux die Heimat und seinen VfL Gummersbach verlassen, um das Abenteuer Berlin anzugehen ("Das erste Jahr war hart"). Auf sich alleine gestellt war der mittlerweile 1,92 Meter lange Rückraumspieler aber nicht, bei den Füchsen erfuhr er genügend Unterstützung. Sein Talent wurde früh offenkundig, mit dem Hauptstadtklub wurde Drux 2012, 2013 und 2014 deutscher A-Junioren-Meister. Dazu kamen in der Nationalmannschaft der Titel bei der U-18-EM (2012), der dritte Platz bei der U-19-WM (2013) und erneut der EM-Titel mit der U 20 (2014).

Bereits in der Saison 2012/13 debütierte Drux für die Profis, machte sechs Bundesliga- und drei Champions-League-Spiele. In Manager Bob Hanning und Füchse-Coach Dagur Sigurdsson hatte Drux große Befürworter und Förderer hinter sich. "Es ist generell immer wichtig im Leben, dass man Menschen hat, die auf einen setzen und man halt auch mal Glück im Leben hat", so ein bescheidener Drux im DHB-Interview im vergangenen Dezember. Der Wahlberliner hat aber vor allem eines: großes Talent.

Den Erfolgen folgt der Schock

Mit den Füchsen holte er 2014 den DHB-Pokal, ein Jahr später den EHF-Cup. Dazwischen lag der am Ende etwas enttäuschende, aber doch Hoffnung schürende siebte Rang bei der WM im Januar 2015 in Katar. Drux träumte bereits von der EM mit seinem Heimatland, Ende Juli aber holte ihn die harte Realität ein: Bei einem Wurfversuch in einem Trainingsspiel zog er sich einen Riss der Knorpellippe (Labrum) am rechten Schulterblatt zu.

Ich glaube, jeder von uns und vor allem ich weiß, dass im Sport alles sehr kurzlebig ist.

Paul Drux übt sich in Bescheidenheit

Sigurdsson und Drux reagierten gelassen darauf, die Hoffnung auf eine EM-Teilnahme lebte. "Es wird zwar sehr eng, aber mein Traum ist es weiterhin, die EM zu spielen", gab sich Drux noch kämpferisch. Am Ende aber reichte es nicht, die restliche Geschichte ist bekannt.

"Es ist immer schön zu hören, dass man Talent hat"

Dass die DHB-Auswahl wohl aber auch mit Drux die Europameisterschaft in Polen gewonnen hätte, bezweifeln die wenigsten. Die letzten Zweifler verstummten bei den ersten Auftritten des gebürtigen Gummersbachers in Brasilien. Nicht nur, dass er sich mit nur 21 Jahren regelmäßig in die Torschützenliste eintrug (20 Treffer in sechs Olympia-Vergleichen). Drux geht voran, beweist Übersicht, übernimmt Verantwortung, springt in die Bresche, ist körperlich extrem weit, strahlt Ruhe aus, präsentiert sich reif und dennoch geerdet.

Ab durch die Lücke: Paul Drux tankt sich gegen zwei Gegenspieler durch.

Ab durch die Lücke: Paul Drux tankt sich gegen zwei Gegenspieler durch. Getty Images

Starke Schlag- und Sprungwürfe, ein bärenstarkes Eins-gegen-Eins, ein gutes Auge für die Mitspieler und eine verlässliche Deckungsarbeit zeichnen ihn aus. Das Lob prasselt regelmäßig auf Drux ein. "Es ist immer schön, von anderen Menschen zu hören, dass man Talent hat, dass man gut ist. Aber ich glaube, jeder von uns und vor allem ich weiß, dass im Sport alles sehr kurzlebig ist", geht der bullige Rückraumspieler, den Sigurdsson im linken Rückraum und auf der Mitte einsetzt, auch mit einer großen Portion Realismus durchs Leben.

Große Klubs sind längst auf ihn aufmerksam geworden, das noch vorhandene Entwicklungspotenzial ist riesengroß. Barcelona? Paris? Veszprem? Welthandballer? Das alles ist Drux sehr fern. "Es ist ganz wichtig, dass man auf dem Teppich bleibt", ist Drux' nachvollziehbares Mantra. Auf der voraussichtlich steilen Karriereleiter kann ihm diese Charaktereigenschaft nur helfen.

msc

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