Kielce: Dujshebaev und die Spanien-Experten
Die wohl kleinsten Chancen räumen die Experten Außenseiter Kielce ein. Gefährlich können die Polen dem großen Favoriten Barcelona dennoch werden. Allen voran Trainer Talant Dujshebaev fürchten die Katalanen, der 46-Jährige stand jahrelang beim Erzrivalen Ciudad Real an der Seitenlinie und kennt Barça genau. "Was wir versuchen werden, ist es unsere Schwächen zu kaschieren und unsere Stärken hervorzuheben", so Dujshebaev. Kampflos will sich der Russe keinesfalls ergeben, dennoch schätzt er die eigenen Chancen realistisch ein: "Wir sind vorbereitet, um zu kämpfen und dem Gegner den Krieg anzusagen. Ich erwarte ein ausgeglichenes Match. Wir müssen einen perfekten Tag erwischen, um gewinnen zu können."
Große Last wird auf einem der Schlüsselspieler liegen: Julen Aguinagalde. Der über 110 Kilogramm schwere spanische Kreisläufer zählt zu den besten seiner Zunft und ist einmal am Ball nur noch schwer zu stoppen. "Wir wissen, dass Barça mehr als vorbereitet sein wird. Sie haben letztes Jahr gegen Flensburg verloren und werden so etwas in diesem Jahr nicht mehr riskieren wollen", weiß der 32-Jährige genau, was auf ihn zukommt. Genau wie Dujshebaev und Aguinagalde war auch Uros Zorman einst in Diensten von Ciudad Real und der 35-jährige Slowene hat keine Angst vor dem FCB: "Der Geschichte wegen mag Barcelona Favorit sein, aber das gilt es auch, auf der Platte zu zeigen."
Barcelona: Heiß auf die neunte Krone - und Weinhold?
Auf der Gegenseite trifft Kielce am Samstag auf das derzeit vielleicht schwerste europäische Schwergewicht, den FC Barcelona. Die Blaugrana scheint in diesem Jahr reif für den Titel - und macht daraus auch selbst keinen Hehl: "Wir haben keine Angst davor, auszusprechen, dass wir den Titel gewinnen wollen." Der 35-jährige Isländer Gudjon Valur Sigurdsson ist neben Wael Jallouz und Nikola Karabatic einer von drei Ex-Kielern in Diensten der Katalanen. Der Schlüssel, um zum neunten Mal die Königsklasse zu gewinnen, liegt nach Coach Xavi Pascual eher hinten als vorne: "Es wird ein Final-Four, bei dem die Defensivreihen sowie die Torhüterleistungen entscheiden werden." Die Marschroute für das Halbfinale hat der 42-Jährige bereits vorgegeben: "Wir müssen denken, es wäre ein Finale, um noch einmal eines spielen zu dürfen."
Hofft auf den nächsten Champions-League-Titel, diesmal mit Barça: Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson. imago
Die Blaugrana hat wohl den besten Kader zur Verfügung, besonders im Tor mit den Weltklasse-Keepern Gonzalo Perez de Vargas und Danijel Saric das überzeugendste Duo stehen. Beide überragten während der WM 2015 in Katar bereits mit ihren Leistungen für Spanien (Vargas) und Katar (Saric). Bei den Feldspielern fällt es schwer, überhaupt Spieler hervorzuheben - das Team ist gespickt mit Weltstars. Vorangehen werden aber einmal mehr die beiden Führungsfiguren Nikola Karabatic (Halblinks) und die mazedonische Wurfmaschine Kiril Lazarov (Halbrechts).
Eine interessante Personalie brachte zuletzt TV-Experte Daniel Stephan ins Gespräch, als der Ex-Nationalspieler den Katalanen Kiels Linkshänder Steffen Weinhold empfahl. Komplett aus der Luft gegriffen ist das nicht, Lazarov (35) ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Zudem machte Weinhold noch nie einen Hehl daraus, sich stark für einen Auslandseinsatz zu interessieren. Im großen kicker-Exklusivinterview deutete der gebürtige Franke darauf hin , dass das "eine spannende Erfahrung" sei. Davor wolle der 28-Jährige aber erst noch möglichst viele Titel mit dem THW holen. Vielleicht bereits am Sonntag im Finale gegen den möglichen zukünftigen Arbeitgeber Barcelona?
Veszprem: Schwingt Zeitz' Klebe zum Abschied?
Möchte die CL nochmal holen - und dann zurück in die HBL? Veszprem-Star Christian Zeitz (re.). imago
Bis es aber überhaupt dazu kommt, muss der THW erst die Riesenhürde Veszprem überspringen. Im Vorbeigehen geht das sicher nicht: Der ungarische Topklub räumte in diesem Jahr national alles ab, was es abzuräumen gab. Dazu stehen auch mit Momir Ilic und Christian Zeitz zwei Ex-Kieler in den Reihen der Ungarn. Auf der vereinseigenen Homepage spricht MKB aber größtenteils von den negativen Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit den Norddeutschen erleben musste. Weiche Knie hat die stolze ungarische Sieben aber nicht, vielmehr strotzt Veszprem nach den jüngsten Erfolgen nur so vor Selbstvertrauen.
Lediglich Zeitz, der sich am Balaton pudelwohl fühlt, äußerte zuletzt Gedanken, sich eine Rückkehr in die Bundesliga gut vorstellen zu können . Das liegt speziell an Weltstar Laszlo Nagy, der dem Ex-Nationalspieler wenig Spielzeit auf Halbrechts bescherte. Ehrgeizig und erfolgsverwöhnt genug ist Zeitz aber, um seine linke "Klebe" noch einmal gewinnbringend zu schwingen. Als amtierender Champions-League-Sieger stünden ihm sicher einige Türen in der "stärksten Liga der Welt" offen.