Handball

Offiziell: DHB trennt sich von Heuberger

Suche nach einem Nachfolger läuft

Offiziell: DHB trennt sich von Heuberger

Rat- und machtlos: Bundestrainer Martin Heuberger hat keine Zukunft mehr beim DHB.

Rat- und machtlos: Bundestrainer Martin Heuberger hat keine Zukunft mehr beim DHB. Imago

Nach der 28:29-Niederlage gegen Polen und der damit verpassten WM-Qualifikation bereitet das Präsidium des Deutschen Handballbundes den Neuanfang vor. DHB-Präsident Bernhard Bauer bedauert die Entwicklung: "Nach der verpassten WM-Teilnahme stecken wir in einer schwierigen sportlichen Situation, die keine weitere Zusammenarbeit mit Martin Heuberger als Bundestrainer mehr zulässt. Wir brauchen nun neue Impulse, um auf dem in der Perspektive 2020 aufgezeigten Weg voranzukommen", erklärt Bauer. Er würde sich aber freuen, wenn "Martin mit seinem Wissen und Fähigkeiten weiter an den DHB" gebunden werden kann.

Heuberger kommentiert die Trennung wie folgt: "Ich habe 2011 den Weg des Umbruchs eingeschlagen und bin davon überzeugt, dass dies richtig und notwendig war. Ein solcher Umbruch braucht Zeit. Wir haben in den WM-Play-offs zwei gute Spiele gezeigt, waren gegen Polen aber nicht gut genug." Er akzeptiere die Entscheidung des Präsidiums, den begonnenen Umbruch mit einem neuen Trainer fortführen zu wollen und glaubt an das Potenzial der Mannschaft: "Wenn die Strukturen weiter verbessert und unsere Top-Talente sukzessiv herangeführt werden, wird es möglich sein, wieder in die Weltspitze zurückzukehren."

Wir werden jetzt in aller Ruhe und mit großer Sorgfalt einen Nachfolger suchen.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning

DHB-Vizepräsident Bob Hanning richtet den Blick nach vorne: "Wir werden jetzt in aller Ruhe und mit großer Sorgfalt einen Nachfolger suchen. Die Entscheidung treffen wir dann auch mit Blick auf das Gesamtkonzept für den männlichen Leistungssport."

Die Frage nach dem Nachfolger für Heuberger gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht: Martin Schwalb, Trainer des insolventen HSV Hamburg, gilt zwar als aussichtsreicher Kandidat auf den Trainerposten, hat aber ein nicht unkompliziertes Verhältnis zu Hanning. Champions-League-Gewinner Ljubomir Vranjes (Flensburg-Handewitt) wurde zwar mit viel Geld von Paris St. Germain umworben, hat dem französischen Verein jedoch eine Absage erteilt , der Weg wäre somit frei. Ebenfalls im Rennen sind der frühere Kieler Meistertrainer Noka Serdarusic und der aktuelle THW-Coach Alfred Gislason.

Lizenz des HSV fällt ins Gewicht

Namhafte Bewerberliste (v.li.n.re.): Martin Schwalb (Hamburg), Ljubomir Vranjes (Flensburg) und Alfred Gislason (Kiel).

Namhafte Bewerberliste (v.li.n.re.): Martin Schwalb (Hamburg), Ljubomir Vranjes (Flensburg) und Alfred Gislason (Kiel). Imago

Ebenfalls eine Rolle spielen könnte der Ausgang des Hamburger Lizenzierungsverfahrens, dessen Ergebnis nächsten Mittwoch feststehen soll. Bleibt es bei dem Lizenzentzug für den HSV, hätte Schwalb wohl die besten Chancen. Allerdings könnte er in dem Fall durchaus auch in Flensburg oder Kiel anheuern, sollten Vranjes oder Gislason Bundestrainer werden.

Heuberger, der seine Arbeit trotz aller Widrigkeiten gerne fortsetzen wollte, hatte in den letzten Jahren drei Großturniere mit der DHB-Auswahl verpasst: Bereits Olympia 2012 sowie die EM 2014 in Dänemark fanden ohne Beteiligung der deutschen Mannschaft statt. Auch die Qualifikation für Olympia 2016 wird nun ein Problem, da sich die meisten Teams bei der WM in Katar für Rio qualifizieren. Bei der anschließenden EM in Polen können voraussichtlich nur noch zwei Teams ein Olympia-Ticket lösen. Dazu müsste Deutschland gehören, sonst findet Olympia wieder ohne das Aushängeschild der weltweit besten Handball-Liga statt.

Heuberger übernahm die Nationalmannschaft im Juli 2011 als Nachfolger von Weltmeistertrainer Heiner Brand, seit 2004 war er dessen Assistent. Der Schutterwälder zeichnete sich von 2003 bis 2011 für die DHB-Junioren verantwortlich, mit denen er zwei Welt- und zwei Europameisterschaften gewann.