Handball

Handball-WM in Deutschland - Frankreich: Wenn die nächste Talentwelle losbricht

Deutschlands vierter Gruppengegner Frankreich im Porträt

Frankreich: Wenn die nächste Talentwelle losbricht

So jung, aber schon so unfassbar gut: Frankreichs Top-Talent Dika Mem (#10).

So jung, aber schon so unfassbar gut: Frankreichs Top-Talent Dika Mem (#10). imago

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Spielt er oder spielt er nicht? Die Franzosen haben vor dem Vergleich mit der deutschen Nationalmannschaft ein kleines Schauspiel rund um Anführer Karabatic "inszeniert" . Seit Dienstagmorgen steht aber fest, dass der Routinier von Paris Saint-Germain gegen die DHB-Auswahl erneut nur auf der Tribüne mitfiebern wird. Natürlich fehlt den Franzosen damit eine Leitfigur, doch die Qualitätsdichte im Kader ist trotzdem riesengroß.

Handball-WM - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Frankreich Frankreich
7
2
Deutschland Deutschland
6
3
Brasilien Brasilien
4
Handball-WM - Vorrunde, 4. Spieltag
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In Frankreich wirkt es schon manchmal so, als würden die Talente redensartlich auf den Bäumen wachsen. Dass das aber vielmehr an der frühen Zentralisierung der Jugendarbeit liegt, erörterte der kicker im Vorfeld der WM ausführlich mit Weltmeister Dominik Klein und mit Frankreichs Trainer Guillaume Gille . Letzterer erklärte im kicker-Interview: "Es gab schon viele talentierte Generationen. Für uns ist jetzt die Frage, wie wir die ganzen jungen Spieler integrieren können. Das ist nicht einfach."

Und Probleme hatte der Weltmeister durchaus zu WM-Beginn: Beim 24:22 gegen Brasilien mangelte es an nötiger Konstanz über die 60 Minuten, beim 32:21 gegen Serbien drehten "Les Experts" auch erst nach der Pause (15:12) auf. Im Spiel gegen Team Korea (34:23) mangelte es am Montagabend dann an der nötigen Spannung, was den Spielern des krassen Außenseiters ein echtes Karriere-Highlight bescherte .

Die Nachfolger der Großen

Doch wer sind die Spieler, die auf Stars wie Daniel Narcisse, Thierry Omeyer oder Didier Dinart folgten? Der Unterschied zu manch anderen Nationen ist, dass die französischen Talente früh von europäischen Top-Klubs gelockt werden - und diesen Sprung auch wagen. Einige gute Beispiele: Mit gerade einmal 21 Jahren bewegt sich Linkshänder Dika Mem schon auf Weltklasse-Niveau, auch beim FC Barcelona ist der Halbrechte ein absoluter Leistungsträger. Auf dieser Position haben die Franzosen in Nedim Remili (23) einen ebenfalls extrem athletischen wie hervorragend ausgebildeten Rückraumspieler, der bei Paris Saint-Germain seine Brötchen verdient.

In die Tradition bärenstarker französischer Kreisläufer reiht sich derweil Ludovic Fabregas (22) ein, der als einer der Leistungsträger Montpellier im Mai 2018 im rein französischen Finale gegen Nantes (32:27) zum Champions-League-Titel führte. Im Sommer folgte er Nationalmannschaftskollege Mem nach Barcelona. Im Rückraum drängt mit Romain Lagarde (21) ein Top-Talent nach oben, das dem Vernehmen nach stark von den Rhein-Neckar Löwen umworben wird.

Richardsons Sohn schaffte es nicht in den Kader

Dass sich ansonsten auch einige ältere Spieler (Ex-Flensburger Kentin Mahé gehört mit 27 schon dazu) im Kader des amtierenden Weltmeisters tummeln, liegt hauptsächlich daran, dass andere Riesentalente auf den "falschen" Positionen spielen. Für Melvyn Richardson (21), Sohn des einstigen Welthandballers Jackson Richardson, war die Konkurrenz im rechten Rückraum beispielsweise zu groß. Anfang November 2018 hatte er den Rhein-Neckar Löwen in der Champions League mal so eben zehn Tore eingeschenkt .

Auch ohne ihn und Karabatic wartet am Dienstag (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) eine Herkulesaufgabe auf die deutsche Mannschaft. Dessen sind sich Bundestrainer Christian Prokop und seine Schützlinge aber bewusst.