Die Handball-Bundesliga will im Windschatten der deutschen Nationalmannschaft Fahrt aufnehmen und von dem Hype um den EM-Titel profitieren. "Die hohen Einschaltquoten haben gezeigt, welches Potenzial im Handball steckt. Unsere Aufgabe ist es, die positiven Effekte auch für die Bundesliga zu nutzen und eine öffentliche Wirkung zu erzielen", sagt Dierk Schmäschke, Manager der SG Flensburg-Handewitt. Am Mittwoch wird die Rückrunde fortgesetzt: Rekordmeister THW Kiel empfängt Altmeister VfL Gummersbach, der SC DHfK Leipzig gastiert beim SC Magdeburg.
Ein spannender Kampf um die Meisterschaft dürfte bei der Aufwertung der Bundesliga helfen. Die Vorzeichen stehen gut: Die Rhein-Neckar Löwen führen die Tabelle mit zwei Punkten vor dem THW Kiel an und könnten erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die Schale holen. Nur einen Punkt hinter dem THW folgt Flensburg. Dieses Dreigestirn wird vermutlich den Titel unter sich ausmachen.
"Wir müssen uns absichern"
Rekordmeister Kiel gibt sich kleinlaut. "Wir müssen uns eher nach unten absichern, als nach oben zu schauen", sagt THW-Geschäftsführer Thorsten Storm. Grund für die leisen Töne ist das Verletzungspech. Vor der Europameisterschaft hatten sich die Kreisläufer René Toft Hansen und Patrick Wiencek Kreuzbandrisse zugezogen. Während der EM verletzten sich Steffen Weinhold und Christian Dissinger. Ohne das Quartett sind die Kieler deutlich geschwächt.
Laboriert an den Folgen eines ausgekugelten Fingers, wird aber wohl auflaufen können: Kiels EM-Bronze-Gewinner Domagoj Duvnjak. picture alliance
Zwar hat der THW auf die Ausfälle reagiert und die Rückraumspieler Dener Jaanimaa und Blazenko Lackovic sowie Kreisläufer Ilija Brozovic verpflichtet, "aber es wird nicht gelingen, sie zu 100 Prozent in die Mannschaft zu integrieren. Sie konnten kaum gemeinsam mit der Mannschaft trainieren", sagt Storm. Wohl auch deswegen weiß THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Spiel gegen Gummersbach: "Das Spiel wird alles andere als leicht, denn es ist noch schlimmer als erwartet." Noch schlimmer heißt nämlich, dass auch hinter dem Einsatz von Europameister Rune Dahmke (Oberschenkel), Rechtsaußen Christian Sprenger (Muskelverhärtung) und Vize-Europameister Joan Cañellas (Rücken) am Montag noch ein Fragezeichen stand. Zudem laborierte EM-Bronze-Gewinner Domagoj Duvnjak an den Folgen eines ausgekugelten Fingers.
Löwen und Flensburg beklagen weit weniger Ausfälle
Die direkten Konkurrenten beklagen derweil weit weniger Pech. Die Rhein-Neckar Löwen hoffen, dass der zum weltbesten Linksaußen gewählte Uwe Gensheimer beim ersten Ligaspiel am Sonntag gegen Frisch Auf Göppingen wieder einsatzbereit ist. Rechtsaußen Patrick Groetzki wird aufgrund seines Wadenbeinbruchs erst Anfang März zurückerwartet. In Flensburg ist der Kreisläufer Anders Zachariassen (Kreuzbandriss) der einzige Akteur, der noch mehrere Wochen ausfallen wird.
Eigentlich hätte Flensburg am Mittwoch den HSV empfangen. Doch die insolventen Hamburger haben den Spielbetrieb Ende Januar eingestellt. "Unsere Geschäftsstelle war zwei Wochen lahmgelegt, weil wir mit den Dauerkateninhabern nach Lösungen gesucht haben. Die meisten haben sich solidarisch gezeigt", berichtet Schmäschke.
Auch international sind alle drei Top-Klubs gut im Geschäft. Gemeinsam werden sie in die nächste Runde der Champions League einziehen. Storm glaubt, dass nicht nur die spielerische Qualität über Erfolg und Misserfolg entscheidet. "Es kommt darauf an, wem die wichtigen Spieler zum entscheidenden Zeitpunkt zur Verfügung stehen." Der THW Kiel hätte demzufolge die schlechtesten Karten.