Handball

Überraschungen en masse: Die Handball-Bundesliga spielt verrückt und begeistert die Liga-Bosse; Kiel und Löwen patzen wieder, Flensburg ist lachender Dritter

Kiel und Löwen patzen wieder, Flensburg ist lachender Dritter

Überraschungen en masse: Die Bundesliga spielt verrückt

Verrückte Bundesliga: Enttäuschte Löwen (l.) und Kieler (r.), Flensburgs Lasse Svan schreit derweil seine Freude heraus.

Verrückte Bundesliga: Enttäuschte Löwen (l.) und Kieler (r.), Flensburgs Lasse Svan schreit derweil seine Freude heraus. imago

Ständige Wechsel an der Spitze, verwundbare Branchenriesen, Überraschungen am Fließband: Die Bundesliga spielt verrückt. "Die Spannung ist natürlich toll. Wir erzielen Traumreichweiten", erklärte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Freitag dem SID. Während Top-Teams wie der THW Kiel und jüngst auch die Rhein-Neckar Löwen Rückschläge verkraften müssen, trumpfen plötzlich Klubs aus der zweiten Reihe auf und stehlen den Großen regelmäßig die Show. Klar, dass sich die Liga-Bosse verzückt die Hände reiben.

Ein Blick auf die Tabelle macht deutlich: Die Machtverhältnisse haben sich in dieser Saison ein wenig verschoben. Fünf Teams tummeln sich an der Spitze und liegen allesamt lediglich zwei Minuspunkte auseinander. "Es würde mich nicht überraschen, wenn der deutsche Meister am Ende der Saison aus Hannover oder Melsungen kommt", so Bohmann. Für solche Aussagen wäre man in den letzten Jahren wohl noch müde belächelt worden. Doch die Zeit, als die Löwen, Kiel und die SG Flensburg-Handewitt der Konkurrenz enteilten, scheint vorbei.

Handball-Bundesliga (HBL) - 14. Spieltag
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Handball-Bundesliga (HBL) - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Füchse Berlin Füchse Berlin
25
2
SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt
23
3
TSV Hannover-Burgdorf TSV Hannover-Burgdorf
21
THW Kiel - Die letzten Spiele
Handball Sport Verein Hamburg Hamburg (A)
28
:
28
HC Erlangen Erlangen (H)
31
:
27
Rhein-Neckar Löwen - Die letzten Spiele
MT Melsungen Melsungen (H)
23
:
28
Bergischer HC Bergischer HC (H)
35
:
29
SG Flensburg-Handewitt - Die letzten Spiele
Füchse Berlin Berlin (A)
28
:
31
MT Melsungen Melsungen (H)
28
:
33

Müde Mannheimer, überzeugender Champion der beiden vergangenen Spielzeiten, kassierten am Donnerstag mit dem 26:28 bei Frisch Auf Göppingen ihre dritte Pflichtspielniederlage in Folge . Die Löwen müssen der brutalen Belastung im "heißen" November immer mehr Tribut zollen. Vor den Niederlagen in Melsungen, in der Champions League in Skopje und nun in Göppingen hatte das Team von Trainer Nikolaj Jacobsen 17 Spiele in Folge (!) nicht verloren.

"So aufzutreten, ist einfach nur traurig" - Kiel am Boden

Bei Rekordmeister Kiel (27:31 beim VfL Gummersbach) gehören Pleiten in dieser Saison dagegen fast schon zur Normalität. Die Rückkehr auf den Thron dürfte für das Team von Trainer Alfred Gislason nach der fünften Saisonniederlage und angesichts von sechs Punkten Rückstand auf die Spitze reine Utopie sein. Selbst die Champions-League-Qualifikation ist in höchster Gefahr.

Wir müssen uns gewaltig steigern.

THW-Coach Alfred Gislason

"So aufzutreten, ist einfach nur traurig", sagte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte, dem NDR. Auf der Pressekonferenz kurz zuvor hatte er den blutleeren Auftritt der Zebras gar nicht kommentieren wollen. Coach Gislason forderte mit Blick auf das Champions-League-Spiel am Samstag (17.30 Uhr) gegen den weißrussischen Meister Brest: "Wir müssen uns gewaltig steigern."

Von der Tabellenspitze grüßt derweil Flensburg. Nach dem 29:24 im Topspiel gegen den SC Magdeburg, dem achten Pflichtspielsieg in Folge, machte Flensburgs Trainer Maik Machulla seiner Mannschaft eine verbale Liebeserklärung. "Ich bin stolz auf die Jungs. Ich könnte jeden von ihnen küssen." Ähnlich gelöst ist die Stimmung zurzeit in der Ligazentrale in Dortmund. Bohmann sieht mit dem neuen Fernsehvertrag, der seit Saisonbeginn deutlich mehr Geld in die Klubkassen spült, eine "erhebliche Steigerung" in Sachen Reichweite bei allen 18 Bundesligavereinen. "Der Handball insgesamt macht momentan vieles richtig und hat einen Lauf", erklärte Bohmann, der den Klubs die genauen Zahlen bei einer Sitzung am Montag präsentieren wird.

Die Zahlen machen Hoffnung

Knapp zwei Millionen Menschen haben beim Bundesliga-Livespiel in der ARD zwischen dem SC DHfK Leipzig und den Löwen zuletzt in der Spitze eingeschaltet, Pay-TV-Sender "Sky" kratzte bei einer Übertragung kürzlich an der 100.000-Zuschauer-Marke. "Das ist um Dimensionen stärker als in den Jahren zuvor", frohlockt Bohmann: "Da hilft ein spannender Wettbewerb natürlich doppelt."

msc/sid

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