Handball

Dreikampf im Unterhaus: GWD, HCE und HSC vorn

Minden, Erlangen und Coburg führen das Feld an

Dreikampf im Unterhaus: GWD, HCE und HSC vorn

Organisiert von der Mitte das Spiel für Minden: der Schwede Dalibor Doder.

Organisiert von der Mitte das Spiel für Minden: der Schwede Dalibor Doder. imago

Der Gejagte: Minden gibt den Takt vor

In der vergangenen Spielzeit war der TSV GWD Minden (aktuell 29:3 Punkte) noch in der ersten Liga unterwegs, am Ende fehlten lediglich drei Punkte, mit denen man den Abstieg doch noch hätte vermeiden können. Am "Heimgesicht" der Ostwestfalen scheiterte es zumindest nicht: In der KAMPA-Halle zeigte man unter anderem den Füchsen Berlin (30:21), dem HSV Hamburg (36:30) und dem SC Magdeburg (35:26) die Grenzen auf. Sechs Zähler in der Fremde waren am Ende aber zu wenig, um die Klasse zu halten.

TSV GWD Minden - Die letzten Spiele
SG BBM Bietigheim Bietigheim (A)
34
:
33
Dessau-Roßlauer HV Dessau-Roßlau (A)
35
:
35
HC Erlangen - Die letzten Spiele
THW Kiel Kiel (A)
31
:
27
VfL Gummersbach Gummersbach (H)
31
:
34
HSC 2000 Coburg - Die letzten Spiele
TuS Vinnhorst Vinnhorst (H)
25
:
20
TuS N-Lübbecke N-Lübbecke (A)
28
:
22
2. Handball-Bundesliga - 18. Spieltag
mehr Infos
2. Handball-Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
TSV GWD Minden TSV GWD Minden
31
2
HC Erlangen HC Erlangen
29
3
HSC 2000 Coburg HSC 2000 Coburg
26

Darum soll in dieser Saison aber auch der direkte Wiederaufstieg her. Und der Kader, mit dem die Mindener dieses Projekt angehen, lässt sich in der 2. Liga mehr als sehen: Alleine im Tor hat man mit Gerrie Eijlers (Magdeburg, Balingen) und dem ehemaligen Kieler Schlussmann Kim Sonne Hansen zwei absolute Top-Leute. Auf Linksaußen wirbelt Charlie Sjöstrand (75 Tore, Wurfquote 78 Prozent), auf der Mitte bleibt Dalibor Doder der Kopf der GWD (seit 2010 im Verein) und im rechten Rückraum sind Christoffer Rambo (77 Treffer) und Moritz Schäpsmeier (24 Tore) das wohl beste Duo der Liga.

Nicht zu vergessen: Mindens Top-Torjäger Aleksandar Svitlica (95) auf Rechtsaußen. Auch die Position am Kreis könnte kaum prominenter besetzt sein, mit den beiden Schweden Magnus Jernemyr (einst FC Barcelona) und Joakim Larsson (Großwallstadt, Gummersbach) verfügt GWD über reichlich Erfahrung. Und dieser Qualitätskader machte sich bislang auch bezahlt: Minden ist als einzige Mannschaft im deutschen Profi-Handball noch ungeschlagen, dreimal trennte man sich lediglich unentschieden (Friesenheim, Rostock und Essen). Weil drei Teams am Ende der Saison aufsteigen dürfen, hat Minden aktuell die besten Karten.

Ähnlich wie im letzten Jahr leistete man sich bislang nur in der Fremde Schwächephasen. Anders im Pokal, wo man sich bis dato noch nicht die Blöße gab. Durch die Siege gegen Potsdam (40:21), Hamm-Westfalen (21:16) und EHV Aue (28:22) ist die GWD der letzte verbliebene Zweitligist. Im Viertelfinale zogen die Mindener das mit Abstand kleinste Los: Am 16. Dezember kämpft Minden gegen den Bergischen HC um das begehrte Ticket fürs Final-Four in Hamburg.

Der Jäger: Erlangen will mit aller Macht hoch

Haben speziell zu Hause einiges zu feiern: Der HC Erlangen um Ole Rahmel (l.) und Nikolai Link.

Haben speziell zu Hause einiges zu feiern: Der HC Erlangen um Ole Rahmel (l.) und Nikolai Link. imago

Ausgerechnet am kommenden Sonntag wartet nun der schwere Gang zum aktuellen Tabellenzweiten HC Erlangen (27:5) (kicker online berichtet). Auch die Mittelfranken spielten in der Saison 2014/15 noch im Oberhaus, ehe es direkt wieder eine Klasse tiefer ging. Der HCE verfolgte eine identische Entwicklung wie Mitabsteiger Minden: Auswärts war viel zu wenig drin (nur drei mickrige Punkte), daheim setzte man die Ausrufezeichen gegen Gummersbach (25:24), die Rhein-Neckar Löwen (27:25) oder den HSV Hamburg (34:31).

Der Abstieg bedeutete für die Macher nur, die Mission "Wiederaufstieg" unmittelbar einzuleiten. Und auch der Erlanger Kader ist in verschiedenen Bereichen gar erstligareif: Im Tor besserte man mit Keeper Mario Huhnstock (Bergischer HC) nach, auf Linksaußen treibt seit dieser Saison Denni Djozic (Balingen-Weilstetten) sein Unwesen. Für die Königsposition im linken Rückraum rüstete der HCE mit Pavel Horak (Füchse Berlin, derzeit Reha nach Kreuzbandriss) auf, Nikolai Link (73 Tore) gehört zu den torgefährlichsten Spielern im Unterhaus.

Auf der Mitte ist Links kleinerer Bruder Jonas eine der Nachwuchs-Hoffnungen, daneben kommt Martin Stranovsky (Ademar Leon, FC Barcelona) mit reichlich Erfahrung daher. Im rechten Rückraum steht Nicolai Theilinger (71 Tore) für Dynamik, der Name von Rechtsaußen Ole Rahmel kursiert seit längerer Zeit auf den Zetteln deutscher Top-Adressen. Neuestes Gerücht: Der 26-Jährige, der in diesem Jahr sein Nationalmannschaftsdebüt feierte und erst kürzlich sein Arbeitspapier um ein weiteres Jahr in Erlangen verlängerte, soll ab 2017 einen Vorvertrag beim großen THW Kiel haben. Und auch Jonas Thümmler (53 Tore) am Kreis zählt zu den Hoffnungsträgern, gestützt wird er von Sebastian Preiß (mit Deutschland Weltmeister 2007).

Dass man beim HCE fest vom Aufstieg ausgeht, zeigt auch die jüngste Verpflichtung von Michael Haaß (SC Magdeburg). Der Saisonverlauf lässt das bislang nicht ausnahmslos annehmen: Die Erlanger haben bereits fünf Minuspunkte auf dem Konto, zeigten speziell in der Fremde Nerven (Niederlagen in Hamm und Nordhorn, Remis in Emsdetten). Und auch zu Hause waren Auftritte wie gegen die HG Saarlouis (25:24) oder den TSV Bayer Dormagen (28:25) zuletzt alles andere als souverän.

In Lauerstellung: Coburg hätte die Mittel

Extrovertiert und erfolgreich: Coburgs Rechtsaußen Florian Billek.

Extrovertiert und erfolgreich: Coburgs Rechtsaußen Florian Billek. imago

Das Spitzentrio in Liga zwei wird komplettiert vom HSC 2000 Coburg (24:8). Bereits in der vergangenen Spielzeit kämpfte die Mannschaft aus Oberfranken (vergeblich) um den Aufstieg ins Oberhaus. Satte zwölf Zähler fehlten am Ende, um den TV Bittenfeld (jetzt TVB 1898 Stuttgart) noch von Rang drei zu verdrängen. Das große Problem: Die Coburger bekamen einfach keine Konstanz in ihre Leistungen, ließen auch zu Hause unnötig Punkte liegen.

Um in diesem Jahr die Trendwende zu schaffen, stellte sich der HSC noch breiter auf. Im Tor bekam Oliver Krechel vom tschechischen Schlussmann Jan Kulhanek (Bietigheim) Unterstützung, im linken Rückraum sorgen Romas Kirveliavicius (74 Tore) und Matthias Gerlich (57) für die nötige Durchschlagskraft. In der Mitte versprüht Adnan Harmandic (61) mächtig Gefahr, für den rechten Rückraum stellte der HSC sein enormes finanzielles Potenzial (Hauptsponsor: HUK Coburg) unter Beweis. Wegen anhaltenden Verletzungsproblemen eiste man den französischen Jungnationalspieler Micke Brasseleur vom Erstligisten Tremblay-en-France los. Den erst 22-Jährigen, der Mitte November nachverpflichtet wurde, beschreiben die Coburger als "Modellathleten und abwehrstarken Spieler mit ausgesprochenen Shooter-Qualitäten".

Und da wäre ja auch noch Juwel Florian Billek, aktuell sechstbester Torschütze im Unterhaus (102 Tore in 16 Spielen), der die rechte Coburger "Schokoladenseite" komplettiert. Am Kreis ist Dominic Kelm besonders im Angriff mit dem Prädikat "wertvoll" zu versehen (43 Saisontreffer).

Auch in der aktuellen Spielzeit verkauft sich der HSC alles andere als unter Wert: Nach dem verpatzten Start gegen Rostock (25:26) gewannen die Coburger sieben Spiele hintereinander, um daraufhin allerdings dreimal in der Liga und einmal im DHB-Pokal (23:27 gegen den THW Kiel) zu verlieren. Zuletzt hatten die Oberfranken aber wieder das Glück gepachtet, vier von fünf Siegen fuhr man mit weniger als drei Toren Unterschied ein.

Die Top-Drei im direkten Vergleich

HSC 2000 Coburg - TSV GWD Minden 29:31 (13:16)
HC Erlangen - HSC 2000 Coburg 31:24 (15:13)
HC Erlangen - TSV GWD Minden (6. Dezember 2015)

Schärfste Verfolger des Spitzentrios sind momentan der Tabellenvierte EHV Aue (22:10) - im Pokal-Achtelfinale Minden mit 22:28 unterlegen - und die aus der HBL abgestiegene TSG Friesenheim (20:12), die sieben der letzten acht Spiele gewonnen hat.

Maximilian Schmidt