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Kuntz: "Ich würde Özil nie aus dem Team nehmen"

kicker.tv - Der Talk: Expertenrunde zur EM

Kuntz: "Ich würde Özil nie aus dem Team nehmen"

Moderator Marco Hagemann und seine Gäste Stefan Kuntz, Klaus Augenthaler, Karlheinz Wild und Svetislav Pesic.

Moderator Marco Hagemann und seine Gäste Stefan Kuntz, Klaus Augenthaler, Karlheinz Wild und Svetislav Pesic. kicker

Moderator Marco Hagemann diskutierte mit seinen Gästen Klaus Augenthaler (Weltmeister 1990), Stefan Kuntz (Europameister 1996) und Svetislav Pesic (Basketball-Startrainer, Welt- und Europameister) die bisherigen Leistungen der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich und das anstehende Viertelfinale der DFB-Auswahl gegen Italien am Samstag.

"Lasst sie uns respektieren, aber noch einmal fertig machen", ließ Mario Balotelli, der Matchwinner des EM-Halbfinales der EM 2012 gegen Deutschland, via Twitter wissen. Die italienischen Gazetten bezeichneten das Duell für Deutschland als "Trauma" und prophezeiten eine weitere "fußballerische Tragödie".

Spielersteckbrief Schweinsteiger
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Die Expertenrunde maß den Vergleichen in der Vergangenheit, in denen die deutsche Auswahl gegen die Squadra Azzurra fast immer den Kürzeren zog, keine allzu große Bedeutung bei. "Was war, zählt nicht mehr viel", sagte Stefan Kuntz, "nun ist die deutsche Mannschaft reif", so der Ex-Stürmer weiter.

Dennoch hat der Auftritt der italienischen Mannschaft gegen Spanien im Achtelfinale (2:0) einen tiefen Eindruck hinterlassen. "Die Italiener haben sich neu erfunden", so Kuntz. Entsprechend gefährlich schätzt kicker-Chefreporter Karlheinz Wild die Lage ein. "Die DFB-Elf ist nicht der Favorit, es könnte durchaus sein, dass Löw erstmals in seiner Bundestrainer-Ära bei einem großen Turnier nicht ins Halbfinale einzieht."

Die bisherige EM als "Warmlaufen"

Wild betrachtet das bisherige Turnier für die deutsche Mannschaft als "warmlaufen", manche Spieler wie zum Beispiel Gomez haben sich "in eine gewisse Form reingespielt". Dasselbe gelte laut Wild natürlich auch für die Italiener und "die können es einfach, wenn es drauf ankommt". Für den kicker-Chefreporter ist es eine "50:50-Angelegenheit".

Der aus dem Trainingslager im französischen Evian zugeschaltete kicker-Reporter Thiemo Müller übermittelte die Eindrücke von Bundestrainer Joachim Löw zum kommenden Gegner. "Löw hat seinen Respekt vor den Italienern ausgedrückt, schätzt sie stärker ein als 2012 bei der EM", so Müller über Löws Worte in der PK. Allerdings ändere das nichts an der Zuversicht, ins Halbfinale einzuziehen. Laut Löw "treffen die beiden besten Mannschaften des Turniers aufeinander" und er ließ dabei durchblicken, dass er sein Weltmeister-Team als das bessere einstufe.

Einigkeit und Dissens bei Schweinsteiger, Özil und Boss Boateng

An ihm schieden sich die Geister: mesut Özil.

An ihm schieden sich die Geister: Mesut Özil. Getty Images

Neben der allgemeinen Ausgangslage diskutierte die Experten-Runde zudem noch drei wesentliche Personalien. Einig waren sich alle über die Rolle von Kapitän Bastian Schweinsteiger - schön, dass er fit ist, aber "Umstellungen in diesem Bereich wird es nicht geben", so Augenthaler über das defensive Mittelfeld der DFB-Auswahl, das mit Sami Khedira und Toni Kroos besetzt ist. Basketball-Trainer Pesic zog den Vergleich zu seinem Teams und nannte den ManUnited-Profi einen "Sozial-Kapitän", der "nicht immer spielen muss. Er ist vor dem Spiel wichtig und nach dem Spiel. Er muss mit den Medien gut umgehen können und mit den Kollegen gut auskommen". Pesic klärte auf, dass er in seinen Mannschaften nie den besten Spieler zum Kapitän machte, denn "der beste Spieler musste auf dem Platz" seinen Wert zeigen.

Richtig kontrovers sah die Expertenrunde das Spiel und die Position von Mesut Özil. Kuntz gab offen zu, dass er Özil aufgrund dessen spielerischer Fähigkeiten "nie aus dem Team nehmen würde", auch wenn er eine bisweilen schwierige Körpersprache hat. "Man kann ihn nicht ändern, aber er kann Dinge, die zehn andere nicht können." Auch Wild bemängelte, dass der Arsenal-Profi eben nur "schwarz oder weiß gesehen wird". Augenthaler dagegen wünschte sich eine personelle Rochade vom Bundestrainer: Löw solle den Schalker Leroy Sané über links bringen, Julian Draxler für Özil in die Mitte schieben, weil der Wolfsburger in der Wahrnehmung des ehemaligen Bayern-Spielers in der Zentrale noch wirkungsvoller wäre - und Özil eben die notwendige Robustheit fehle.

Und Jerome Boateng? Karlheinz Wild fasste die Meinung in der Runde über den Bayern-Abwehrspieler in den Worten eines namentlich nicht genannten Nationalspielers zusammen. "Er ist ein Monster."

Viermal Deutschland

Die Abschlussfrage der achten Sendung an die vier Gäste lautete: "Wer kommt ins Halbfinale - Deutschland oder Italien?" Die vierfache, einhellige Antwort: "Deutschland."

bst