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Rivalen Kimmich und Weigl: Nur einer kommt durch

Höwedes in der Hummels-Rolle

Rivalen Kimmich und Weigl: Nur einer kommt durch

Seite an Seite zum Trainingsplatz, aber wohl getrennt bei der Nominierung: Joshua Kimmich und Julian Weigl.

Seite an Seite zum Trainingsplatz, aber wohl getrennt bei der Nominierung: Joshua Kimmich und Julian Weigl. Getty Images

Aus Ascona berichtet Oliver Hartmann

Der Trainingsplatz an sich ist hingegen für die Fangemeinde unerreichbar. Hohe Sichtschutz-Vorrichtungen sorgen dafür, dass die Spieler unbehelligt und ungesehen ihre Kernarbeit verrichten können. Am Donnerstag gestattete Löw immerhin dem Medientross die seltene Gelegenheit, eine Trainingseinheit komplett mitverfolgen zu können. Die verletzten Mats Hummels und Marco Reus blieben im Hotel; Rekonvaleszent Bastian Schweinsteiger übte weiter individuell, die Vielspieler Thomas Müller und Mesut Özil beschränkten sich auf regenerative Tätigkeiten.

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Mit dem Rest arbeitete Löw unter andrem an spieltaktische Formen, und zeigte damit auf, mit wem er derzeit auf welcher Position plant. Benedikt Höwedes beispielsweise spielte die Rolle des Hummels-Vertreters in der zentralen Abwehr. Julian Draxler und Neuling Julian Brandt konkurrierten auf dem linken Flügel, Karim Bellarabi und Leroy Sané auf rechts.

Wir spielen auf derselben Position, von daher kann man sagen, dass wir Konkurrenten sind.

Julian Weigl

Im defensiven Mittelfeld ließ Löw in Schweinsteigers Abwesenheit den genesenen Sami Khedira, den eigentlich als Außenverteidiger vorgesehenen Liverpool-Legionär Emre Can sowie die Youngster Julian Weigl und Joshua Kimmich positionieren. Beide gehören dem 1995er-Jahrgang an, beide spielten in den Nachwuchs-Auswahlmannschaften lange Zeit Seite an Seite, nun sind sie Rivalen. Bei der Pressekonferenz am Donnerstag freuten sich die Saison-Entdeckungen aus Dortmund und München artig über die Nominierung des Anderen, zeigten sich aber zugleich auch ihrer Rolle bewusst. "Wir spielen auf derselben Position, von daher kann man sagen, dass wir Konkurrenten sind", sagte Weigl, "es liegt in eines jeden Hand." Kimmich pflichtete bei: "Es ist für uns beide die Riesenchance, sich zu zeigen."

Nach Lage der Dinge wird nur einer der beiden Emporkömmlinge den Sprung vom vorläufigen Kader ins endgültige EM-Aufgebot schaffen. Khedira ist wieder fit, Schweinsteigers rechtzeitige Rückkehr wird allseits erwartet, Toni Kroos stößt nach dem Champions-League-Finale mit Real Madrid zur DFB-Auswahl. Nach Löws Maxime, jede Position im Kader doppelt besetzen zu wollen, ist für die Doppelsechs damit nur noch ein Kaderplatz frei. Für Weigl spricht die Tatsache, dass er beim BVB in dieser Saison auf eben dieser Position durchstartete, dass er der ballsichere Stratege ist. Kimmichs Pluspunkte sind seine körperliche Robustheit in den Zweikämpfen sowie seine Flexibilität. In der vergangenen Saison wurde er von Pep Guardiola vornehmlich im Abwehrverbund eingesetzt.

Für mich ist diese Zeit ein Bonus, denn ich hatte nicht damit gerechnet.

Joshua Kimmich

Beide hoffen erst einmal auf ihr Länderspieldebüt am Sonntag gegen die Slowakei (17.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) und blicken dann gespannt auf die Kaderbenennung am Dienstag. "Ich habe in dieser Saison sehr viel erlebt. Es ist ein Highlight, überhaupt dabeizusein", sagt Weigl. "Für mich ist diese Zeit ein Bonus, denn ich hatte nicht damit gerechnet", meint Kimmich. Eine gesunde Sichtweise legen damit beide an den Tag: Denn unabhängig davon wie Löws Wahl am Dienstag ausgeht, dürfen sich Weigl und Kimmich sich schon jetzt als Saison-Gewinner fühlen. Wohl nur einem gehört die EM-Gegenwart, aber beiden die Zukunft.