Der März war für Real Madrid ein guter Monat: Die Königlichen gewannen alle ihre fünf Pflichtspiele mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 18:3. Deswegen herrscht allerdings längst nicht eitel Sonnenschein in der spanischen Hauptstadt. Schließlich liegt man in der Liga bereits zehn Zähler hinter Erzrivale Barcelona auf Rang drei, dazu wurde "Kronprinz" Isco in den letzten Wochen von Fans und Medien für seine durchwachsenen Leistungen scharf kritisiert. Dass ihm deswegen Wechselgedanken nachgesagt werden, juckt den in Europa begehrten 23-Jährigen nicht: "Es müssen Zeitungen verkauft werden, aber ich bin bei Real sehr glücklich. Ich will die beiden verbleibenden Vertragsjahre gerne erfüllen."
Neben dem spanischen Nationalspieler muss sich auch der Kolumbianer James immer wieder teils überharte Kritik gefallen lassen. "Es ist eine schwierige Saison und ich denke nicht, dass die Schuld alleine bei James und mir liegt. Zindedine Zidane hat großes Vertrauen in mich, aber andere Spieler sind besser in Form, deshalb verstehe ich, warum sie den Vorzug bekommen", kann Isco sich mit der vorübergehenden Reservistenrolle anfreunden.
93,8 Prozent und 1906 Pässe: "König" Kroos
Deutlich besser läuft es derzeit für den deutschen Nationalspieler Kroos, der beim 2:3 gegen England zu den besten Spielern der DFB-Auswahl zählte (kicker-Note 3). Nicht nur bei Löw genießt der ehemalige Münchner großes Vertrauen, auch bei Real-Coach Zidane steht er hoch im Kurs.
In der Liga kam Kroos 26-mal zum Einsatz, stand dabei stets in der Startelf und wurde lediglich fünfmal ausgewechselt. Besonders seine Passwerte sind dabei beeindruckend: 93,8 Prozent seiner Bälle brachte der 26-Jährige an den Mann, in "La Liga" waren es bislang 1906 erfolgreiche Zuspiele - Liga-Bestwert! Kroos thront also noch über Spielern wie Andres Iniesta oder Sergio Busquets (beide Barcelona), dazu sind seine Pässe nicht nur im Sinne der Sicherheit. In des Gegners Hälfte kommt der gebürtige Greifswalder auf eine überragende Quote von 92 Prozent, steuerte bereits acht Torvorlagen bei.
Will den Kollegen gegen Rivale Barcelona auf dem Platz helfen: Real-Kapitän Sergio Ramos. Getty Images
Neben einem sehr wahrscheinlichen Einsatz des Weltmeisters von 2014 sieht die Personallage für Zidane seit langem mal wieder entspannt aus. Casemiro kehrte nach individueller Aufbauarbeit in der vergangenen Woche wieder ins Mannschafstraining zurück, nur Kapitän Sergio Ramos macht weiter Sorgen. Der Innenverteidiger, der am Freitag das Lager der spanischen Nationalmannschaft wegen Rückenproblemen verlassen hatte, arbeitete zum Wochenstart zunächst individuell.
Ter Stegen hegt Wechselgedanken
Auf der Gegenseite ist die Vorfreude auf den 264. Clasico noch ein wenig größer. Schließlich denkt man gerne an das 4:0 in der Hinrunde zurück , die spanische Meisterschaft ist dazu angesichts von neun Punkten Vorsprung auf Atletico fast schon in trockenen Tüchern. Nur die Lust des einzigen Deutschen bei den Katalanen, Schlussmann Marc-André ter Stegen, dürfte sich in Grenzen halten. Weil in der Liga ausschließlich Konkurrent Claudio Bravo zwischen den Pfosten steht, äußerte der Ex-Gladbacher unter der Woche erstmals öffentlich Abwanderungsgedanken.
Auch diese negativen Nebengeräusche sollen Barças "Zwischenziel" aber nicht stören: Seit 39 Partien ist der Triple-Sieger aus der vergangenen Spielzeit wettbewerbsübergreifend ungeschlagen, nun wackelt der Europarekord. Den hält aktuell noch Juventus Turin, das 43 Begegnungen in Folge ohne eine Niederlage blieb. Trotz der fünf schweren Aufgaben gegen Rivale Real, Atletico (Hin- und Rückspiel in der CL), Real Sociedad und den FC Valencia ist eine neue Bestmarke alles andere als unmöglich.
"Hungrig, ambitioniert": Puyol glaubt ans Triple
Ist mit seinem Herzensverein noch eng verbunden: Barcelonas Ex-Kapitän Carles Puyol. Getty Images
Barça ist angeführt von seinem unwiderstehlichen Trio MSN (Messi, Suarez, Neymar) nämlich alles zuzutrauen. "Sie arbeiten für die Mannschaft und sind obendrein noch gute Freunde", erklärte jüngst Ex-Kapitän Carles Puyol: "Wenn das nicht so wäre, hätten sie nicht das gewonnen, was sie im letzten Jahr gewonnen haben." Der große Vorteil von drei Ausnahmekönnern sei die schlechtere Ausrechenbarkeit für den Gegner, neben ihrer wahnsinnigen Trefferquote sind sie auch fleißige Vorlagengeber. Messi legte in der Liga bereits zwölfmal vor, Neymar 14-mal und Angreifer Suarez gar 15-mal. "Sie haben jetzt mehr Wege, um ihre Kontrahenten vor Herausforderungen zu stellen. Das zeigen auch die Ergebnisse", so der 37-Jährige.
Auch die Triple-Verteidigung hält Puyol nicht für ausgeschlossen: "Wenn man alles gewonnen hat, ist es verdammt schwer, das zu wiederholen. Aber diese Mannschaft ist hungrig, ambitioniert und besitzt große Qualität." Der erste Schritt dorthin geht aber nur über Rivale Real - und nur zu gerne würde man einen Auftritt wie den aus der Vorrunde wiederholen.