Champions League

Wenger: "Das passiert einmal in 100 CL-Spielen"

Arsenal-Abwehrmann Mertesacker vermisst Disziplin

Wenger: "Das passiert einmal in 100 CL-Spielen"

Was ist denn da passiert? Arsenal-Coach Arsene Wenger (r., mit Co-Trainer Steve Bould) blickt finster drein.

Was ist denn da passiert? Arsenal-Coach Arsene Wenger (r., mit Co-Trainer Steve Bould) blickt finster drein. Getty Images

Britische Presse schießt gegen England-"Müll"

Deutlicher hätte man es kaum formulieren können, "Euro-Müll" prangerte auf der Titelseite der Sun am Mittwoch - darunter ein maßlos enttäuschter Arsene Wenger. Nach fünf englischen Pleiten in bislang sechs Champions-League-Auftritten von Arsenal, Chelsea, Manchester City und Manchester United fragte die BBC zu Recht: "Warum läuft das in Europa so schief?" Der Guardian sprach gar von einer "trostlosen Nacht", die die finanzkräftige (Ausgaben im Sommer: 1,18 Milliarden Euro), aber weiter "rätselhaft ineffektive Liga" ablieferte.

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Bei der Sun hatte man sich speziell auf das 2:3 des FC Arsenal gegen Olympiakos eingeschossen. Die "griechische Tragödie, die einen gedemütigten Arsene Wenger zurücklässt", kam doch überraschend. Nach der zweiten Pleite im zweiten CL-Auftritt in dieser Saison steht der Franzose wieder stärker in der Kritik. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel fühlte sich Wenger offensichtlich angegriffen - und antwortete dünnhäutig.

Wenger schmallippig: "Ich weiß viele Dinge, die Sie ignorieren"

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Arsenals Alex Oxlade-Chamberlain ist enttäuscht.

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Arsenals Alex Oxlade-Chamberlain ist enttäuscht. Getty Images

Auf die Frage, ob es seine schlimmste Europapokal-Nacht gewesen sei, erwiderte er in Richtung des Journalisten: "Setz dich in einem europäischen Finale auf die Bank und dann frage ich dich das danach." Komplett unzufrieden war Wenger schließlich mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht. "Einige Aspekte unseres Spiels waren ziemlich gut, aber wir hatten halt auch Konzentrationsschwächen in der Defensive", so das kurze Resümee des 65-Jährigen.

Allerdings führten diese auch immer umgehend zu Gegentreffern. "Ich denke, dass wir ein wenig Pech hatten. Sie hatten vier Schüsse aufs Tor und haben drei Dinger gemacht, das passiert vielleicht einmal in 100 Champions-League-Spielen", erklärte ein bedienter Wenger. Nichtsdestotrotz: "Wir fühlen uns schuldig, wir haben die Tore viel zu einfach weggegeben."

Wir fühlen uns schuldig, wir haben die Tore viel zu einfach weggegeben.

Arsene Wenger kennt die Gründe für die Niederlage

Beim ersten Streich von Piräus hatte Arsenal nach einer Ecken-Variante der Griechen gepennt, beim zweiten Gegentreffer rückte Keeper David Ospina in den Mittelpunkt. Der Eckstoß des Ex-Lauterers Konstantinos Fortounis segelte direkt auf den Schlussmann zu, der Kolumbianer, der dabei hinter der Linie stand, konnte das Leder nur nach unten abklatschen. Der willkommene Sündenbock für Wenger? Keinesfalls. "Das ist eine ganz einfache Sache. Ospina hat in der letzten Saison 19 Spiele gemacht und spielte davon 14-mal zu Null - auch vergangene Woche war er fantastisch. Kein Torhüter ist fehlerlos, das hätte Petr Cech genauso gut passieren können."

Ob Cech aber nicht die bessere Wahl gewesen wäre? "Ich fälle die Entscheidungen in der Mannschaft, ich bin schließlich auch dafür verantwortlich. Ich weiß viele Dinge, die Sie nicht wissen und die Sie auch ignorieren", so Wenger in Richtung der Medienvertreter. Die Stimmung in der Kabine sei bedrückt gewesen: "Wir haben vor heute Abend viermal auswärts gespielt - Zagreb, Chelsea, Tottenham und Leicester. Heute endlich mal wieder zu Hause. Wir sind richtig enttäuscht."

Mertesacker holt aus: "Das ist nicht akzeptabel"

Auch der deutsche Innenverteidiger Per Mertesacker, der in der 57. Minute für den am Oberschenkel verletzten Laurent Koscielny ins Spiel kam und beim entscheidenden 3:2 von Alfred Finnbogason nicht die beste Figur machte, war mächtig bedient. "Wir hatten viele Konzentrationsschwächen und es ist unerklärlich, wie wir davon abkommen konnten, einfach unseren Job zu machen", holte der 31-Jährige aus: "Das ist nicht akzeptabel und dafür wirst du in der Champions League eben bestraft."

War beim entscheidenden 2:3 auch nicht ganz schuldlos: Per Mertesacker (v., mit Hector Bellerin).

War beim entscheidenden 2:3 auch nicht ganz schuldlos: Per Mertesacker (v., mit Hector Bellerin). Getty Images

Besonders eine deutsche Tugend hätten die Gunners komplett vergessen. "Wir haben die Disziplin vermissen lassen, selbst wenn du ein Tor kassierst, darfst du nicht in Hektik verfallen", haderte Mertesacker: "Wenn wir nicht diszipliniert spielen und dem Ball nicht hinterherjagen, haben wir keine Chance." Und wahrlich sind die Möglichkeiten auf ein Weiterkommen in Gruppe F nicht mehr die besten: Die CL-Spieltage drei und vier bestreiten die Londoner ausgerechnet gegen den formstarken FC Bayern. In den letzten Jahren nicht gerade der Lieblingsgegner der Gunners.

Jetzt gilt diese Ausrede aber nicht: "Wir müssen in unserem nächsten Spiel gegen Bayern München ein Ergebnis erzielen", forderte Wenger. Gelingt das nicht, dürfte es schließlich auch für den französischen Fachmann wieder enger werden.

msc