Nationalelf

Neuer: "Das haben wir uns selbst eingebrockt"

Schlechtester Quali-Start in der DFB-Geschichte

Neuer: "Das haben wir uns selbst eingebrockt"

Fassungslos: Die DFB-Spieler um Torhüter Manuel Neuer nach dem Schlusspfiff gegen Irland.

Fassungslos: Die DFB-Spieler um Torhüter Manuel Neuer nach dem Schlusspfiff gegen Irland. Getty Images

Vier Punkte aus drei Spielen zum Start einer Qualifikation: Der Schock nach dem späten 1:1-Ausgleich der Iren saß auch bei den Spielern der DFB-Auswahl sichtlich tief. In letzter Minute wurde der fest eingeplante Sieg vor 51 204 enttäuschten Fans auf Schalke aus der Hand gegeben - fahrlässig, wie sich die Akteure im Anschluss einig waren. Bei der Ursachenforschung zeigten sich die Nationalspieler durchweg selbstkritisch und bemängelten das eigene Auftreten in den Schlussminuten.

"Wir hätten uns das auch anders vorgestellt, dass wir mit mehr Punkten aus den Oktober-Spielen kommen", erklärte Bundestrainer Joachim Löw: "Das haben wir uns aber auch selbst zuzuschreiben, weil wir in den letzten fünf, sechs Minuten das Spiel nicht mehr unter Kontrolle hatten."

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Löw: "In den letzten paar Minuten waren wir naiv"

Ein frustrierender Abend. Deutschland muss nun ernsthaft aufpassen, die Qualifikation zur EM nicht aus den Augen zu verlieren. Am 14. November trifft der ernüchterte Weltmeister in Nürnberg auf den großen Außenseiter. "Gegen Gibraltar werden wir jetzt gewinnen, und nächstes Jahr werden wir dann wieder zurückschlagen", sagte Löw fast schon ein wenig trotzig im TV-Sender RTL, räumte aber auch ein: "Enttäuscht sind wir alle. Ich glaube, in den letzten paar Minuten waren wir naiv. Es war ein schwieriges Spiel, Irland stand mit allen Leuten hinten drin. Wir hätten das Spiel ruhig und kontrolliert zu Ende bringen müssen."

Neuer: "Wir waren mutlos"

Die unerwartete Pleite in Polen war kein Ausrutscher. Auch gegen Irland blieb das Löw-Team weit hinter den Möglichkeiten und den eigenen Ansprüchen. Trotz Führung gelang nicht einmal ein glanzloser Sieg. "Das haben wir uns selbst eingebrockt", sagte Torhüter Manuel Neuer. "Nach der Führung waren wir mutlos. Wir haben die Bälle zurückgespielt und uns nicht mehr freigelaufen."

"Joker" Max Kruse zeigte sich ebenfalls selbstkritisch. "Wir haben uns zu weit hinten reindrängen lassen", analysierte der Gladbacher, "in den letzten fünf Minuten haben wir die Bälle leider nur noch hoch gespielt. Und wir haben den letzten Drang vermissen lassen."

Uninspiriert, tempoarm, statisch und überaus fehlerhaft

Die fehlenden Weltmeister, der eingeleitete Umbruch, die vielen verletzten Spieler - all das sind sicherlich Fakten, die es zu berücksichtigen gilt. Aber sie können nicht allein als Alibi herhalten. Was die deutsche Elf gegen den fußballerisch arg limitierten und bis auf die Schlussminuten offensiv völlig harmlosen Gegner anbot, war über weite Strecken uninspiriert, tempoarm, statisch und überaus fehlerhaft.

"Bei einigen fehlte in manchen Momenten die geistige Frische. Wir haben noch nicht das Tempo und die Präzision, das hatte ich fast erwartet. Man kann auch nicht erwarten, dass jeder nach dieser WM im Vollbesitz der geistigen und körperlichen Kräfte ist", so Löw, der für grundlegende neuen Überlegungen aber keinen Grund sieht.

Khedira, Schweinsteiger und Reus fehlen sehr

Erik Durm (22), Antonio Rüdiger (21), Julian Draxler (21) oder Matthias Ginter (20) fehlt es noch an internationaler Erfahrung sowie Klasse. "Khedira, Schweinsteiger, Lahm haben ganz jungen Spielern Halt gegeben in schwierigen Momenten, auf und neben dem Platz. Die Typen sind im Moment nicht da", bemerkte Löw, auch wenn er beobachtet hat, "dass Neuer, Kroos, Hummels, Müller und Boateng mehr in die Verantwortung gehen." Ein außergewöhnlicher Ideengeber wie Marco Reus auf dem Platz wird ebenfalls schmerzlich vermisst.

"Wir müssen die Bälle klarer in den Reihen halten oder klarer klären und nicht so ein Larifari", sagte Innenverteidiger Jerome Boateng. Angreifer Lukas Podolski sieht die Ausbeute von nur einem Punkt aus dem Doppelspieltag ebenfalls als zu wenig, blickt aber optimistisch nach vorne. "Wir dürfen uns jetzt nicht vorwerfen, dass wir zwei schlechte oder katastrophale Spiele gemacht haben." Boateng fordert: "Wir müssen den Ernst der Lage erkennen, aufwachen und die nächsten Spiele gewinnen." Gegen Gibraltar sollte dies gelingen.

Bilder zur Partie Deutschland - Irland