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Del Bosques Va­banque­spiel wird bestraft

Spanien: Erste Quali-Niederlage nach acht Jahren

Del Bosques Va­banque­spiel wird bestraft

Sinnbild: Gerard Piqué und La Roja sind nach der Pleite in der Slowakei am Boden.

Sinnbild: Gerard Piqué und La Roja sind nach der Pleite in der Slowakei am Boden. picture alliance

"Ohne Treffsicherheit, ohne Glück und mit einem Geschenk von Casillas: Spanien macht wie bei der WM weiter", titelte die Tageszeitung As am Tag danach. Was geschehen war? Spanien ereilte ein ungewohntes Gefühl: Der amtierende Europameister verlor nach acht Jahren (!) mal wieder ein Qualifikationsspiel. Seit 2006, in 28 Spielen am Stück, hatte Spanien keine Pleite in einer WM- oder EM-Quali mehr erleiden müssen.

Der vermeintlich fremde Gefühlszustand war zu allem Überfluss auch wieder einem herben Torwartpatzer Casillas' geschuldet. Der Schlussmann von Real Madrid machte bei einem zwar etwas flatterhaften, aber komplett mittig und nicht einmal wirklich fest abgefeuerten Freistoß von Juraj Kucka in der 17. Minute eine äußerst unglückliche Figur. "Ikers Fiasko - ein weiterer Schiffbruch", schrieb die Marca. Ganz so ungewohnt ist das Gefühl einer Schlappe doch nicht, spottete die As mit Hinblick auf die zwei Niederlagen gegen Chile (0:2) und die Niederlande (1:5) bei der WM und die Pleite im Freundschaftsspiel in Frankreich (0:1). Und natürlich auch mit Fingerzeig auf den abermaligen Fauxpas von Casillas, der schon bei der WM keinen souveränen Eindruck hinterlassen und gegen Chile sowie Holland daneben gegriffen hatte.

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EM-Qualifikation - 2. Spieltag
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EM-Qualifikation - Tabelle - Gruppe C
Pl. Verein Punkte
1
Slowakei Slowakei
6
2
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3
3
Ukraine Ukraine
3
Spanien - Vereinsdaten
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Gründungsdatum

01.01.1913

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Riskante Taktik geht nach hinten los

Der nächste Fauxpas des "San Iker": Casillas ließ einen mittigen Freistoß passieren.

Der nächste Fehler des "San Iker": Casillas ließ einen mittigen Freistoß passieren. Getty Images

Ebenso in der Kritik: Trainer Vicente del Bosque. Der 63-Jährige wurde für seine Harakiri-Taktik in die Mangel genommen. Beim Stande von 0:1 fiel er durch verzweifelte Auswechslungen auf und brachte zwei Angreifer für zwei Verteidiger. Zwar glückte den Spaniern so der Ausgleich durch den erst elf Minuten auf dem Feld stehenden neuen Shooting-Star Paco Alcacer vom FC Valencia (82.), doch dermaßen ungeordnet und ohne richtige Hintermannschaft lief man prompt in einen Konter - der von Miroslav Stoch zum Siegtreffer drei Minuten vor dem Ende per Kopf sträflich freistehend veredelt wurde.

"Wir haben versucht, anzugreifen und frische Kräfte zu bringen. Wir benötigten keine Spieler in der Defensive, deshalb haben wir so gewechselt", argumentierte del Bosque hernach auf der Pressekonferenz. Die spanischen Journalisten hakten nach, und der Übungsleiter rechtfertigte sich prompt: "Pedro wurde wegen seiner Schnelligkeit eingewechselt; Alcacer, damit wir einen weiteren Spieler im Strafraum haben, und Cazorla wegen der Qualität seiner Zuspiele." Eben jener Cazorla war beim späten Siegtreffer der Gäste als Rechtsverteidiger für Stoch zuständig.

Die Marca gab del Bosque die zweitschlechteste Note und schrieb: "Er ging mit seinen Wechseln Risiko, doch nach dem Ausgleichstor musste er dafür bezahlen." Der Chefcoach bewertete das Spiel wie folgt: "Wir haben gepresst, wir hätten mehr Tore erzielen müssen. Ich denke, wir hätten zumindest ein Unentschieden verdient gehabt." Von einem "negativen Lauf" wollte del Bosque jedoch nicht sprechen.

Weiter Ladehemmung bei Diego Costa

Rätsel: Diego Costa trifft bei seinem Verein nach Belieben, doch im Nationaldress Spaniens will es bisher nicht klappen.

Rätsel: Diego Costa trifft bei seinem Verein nach Belieben, doch im Nationaldress Spaniens will es bisher nicht klappen. Imago

Noch schwächer benotet wurde in der Madrider Tageszeitung derweil nur einer: Diego Costa. Bei Chelsea (und letztes Jahr im Dress von Atletico) trifft beziehungsweise traf der Angreifer am Fließband, für "La Roja" will es hingegen einfach nicht klappen. Seine Bilanz: sechs Spiele, null Tore.

Gegen die Slowakei hatte der 26-Jährige Chancen zur Genüge, seine Misere zu beenden, scheiterte aber immer wieder an Torhüter Matus Kozacik. "Er spielt mit einer Menge Enthusiasmus, wir sind zufrieden mit seinen Leistungen", machte del Bosque seinem Angreifer keinen Vorwurf und schob hinterher, was gegen die Slowakei so augenscheinlich war: "Das ganze Team hatte Probleme."