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Lampard: "Es ist eine Schande"

England: Drei triste Auftritte führen zum Aus

Lampard: "Es ist eine Schande"

Enttäuschter Leader: Englands Kapitän Frank Lampard.

Enttäuschter Leader: Englands Kapitän Frank Lampard. Getty Images

Aus Brasilien berichtet Jörg Wolfrum

Doch an diesem Nachmittag im Stadion Mineirao ging es vor allem auch um einen: Frank Lampard. War es das nun für den 36-Jährigen im Nationaltrikot? Vermutlich ja, aber wer will das heutzutage schon genau wissen, erst am Vortag hatte sich bei den Spaniern Welt- und Europameister David Villa ein Hintertürchen offen gelassen, trotz seines Wechsels in die USA. Nach dem Motto: man weiß ja nie.

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Und Lampard? Mit großen Worten hatte er dieses Spiel eingeläutet am Vortag: "Dieses Match ist dazu da, den Stolz zu zeigen, den es bedeutet, das englische Trikot tragen zu dürfen." Er war noch einmal Kapitän, natürlich, Steven Gerrard saß anfangs ja draußen.

Es war Lampards 106. Länderspiel, und natürlich: Er hat schon viel bessere gemacht, dieser Marathonmann des englischen Fußballs, 29 Tore dabei erzielt. Und eines ist nicht anerkannt worden: Beim 1:4 im WM-Achtelfinale 2010 gegen Deutschland. Der Treffer hätte das Spiel drehen können damals und den WM-Fortgang.

Davon waren Lampard und die Engländer am Dienstag indes weit entfernt, ausgeschieden schon vor dem Spiel, in dem er dann ein paar Pässe spielte, geglückte und verunglückte Hereingaben, mehr war nicht, und am Ende die Verabschiedung durch die Fans - emotional. Lampard war einer der wenigen, die mit nacktem Oberkörper die "Ovationen der brillanten Anhänger", so Nationaltrainer Roy Hodgson, entgegen nahmen.

"Wir erwarten mehr von uns, die Fans auch, es ist eine Schande, dass wir nicht mehr zeigen konnten", ärgert sich Lampard daher nach dem Match, seinem wohl letzten Auftritt im Nationaltrikot, knapp 15 Jahre nach dem Debüt im Oktober 1999 beim 2:1 im Test gegen Belgien. Sein letztes der 29 Tore hatte er vor gut einem Jahr im Mai 2013 gegen Irland (1:1) erzielt, sein erstes 2003 beim 3:1 gegen Kroatien, beides Testspiele.

Und ein solches war der Kehraus-Auftritt gegen Costa Rica (0:0) auch für England: Eine umgekrempelte Mannschaft, darunter auch Wayne Rooney anfangs auf der Bank, dafür jüngere und unerfahrene Akteure wie Southamptons Luke Shaw, gerade mal 18, auf dem Platz. England habe "gezeigt, was für eine gute Mannschaft wir sein können. Es ging heute um nichts, aber dennoch haben alle Einsatz gezeigt", war Hodgson der Ansicht, gab aber zu: "Wir sind immer noch sehr enttäuscht" ob des Ausscheidens mit gerade mal einem Punkt, mehr erkämpft als erspielt durch ein biederes 0:0.

"Dennoch", so Lampard, "hatten wir genügend Chancen zu gewinnen." Allein: alles vergebens. Zu diesem mauen Kick passte auch, dass auf dem Weg ins Stadion überwiegend Banner der Fans von West Ham, WestBrom oder auch Stoke City zu sehen waren. Englische Hinterbänkler unter sich, so könnte man das interpretieren am Tag des WM-Abschieds. Und zum Abschied von Lampard passte ja auch das zu West Ham - dort, wo der Kapitän vor knapp zwanzig Jahren seine großartige Karriere gestartet hatte. Nun geht sie international wohl zu Ende, entscheiden will er sich nach der WM - das ist jetzt, in Belo Horizonte war indes kein Schnellschuss zu erwarten.

Die Jungen haben es versucht.

Roy Hodgson

Gesprochen hat dann nach dem Match auch mehr der eigentlich flinke Jack Wilshere, der aber wie das gesamte Team hinter den Erwartungen zurück blieb: "Wir mussten zeigen, dass wir gerne für unser Land spielen, dass dies eine Ehre ist." Der Arsenal-Spieler soll einer von denen sein, die die Three Lions fortan in die Zukunft führen, Trainer Hodgson sagte: "Die Jungen haben es versucht", daher wolle er jetzt auch nicht über Ballverluste oder Abspielfehler richten. Wichtig sei die Einstellung: "Sie wollten Positives geben", das zähle in diesem Moment für ihn.

Die Fans dankten es mit ihrem Schlussapplaus, doch auch das hat man schon weitaus intensiver gesehen bei den Engländern. Schon am Busbahnhof in Rio de Janeiro war es am Vorabend eher ruhig zugegangen. Keine Heerscharen von Briten, die sich um die letzten Bustickets für die Sechs- bis Sieben-Stunden-Fahrt nach Belo Horizonte gerissen hatten. Angesagt hier wie dort: Abschiedsstimmung.

Die Fans von Costa Rica beim Spiel unter den 57.823 Zuschauern letztlich in Überzahl, die Mittelamerikaner anfangs im Spiel dominant: Wer hätte das alles vor einiger Zeit gedacht? Wohl kaum Harry aus dem Hause Windsor. Zum Feiern gab es nichts für den ehemaligen "Party-Prinzen" in Belo Horizonte. Drei Spiele der Three Lions bei dieser WM: dreimal Tristesse. Es kann nur besser werden.

Bilder zur Partie Costa Rica - England