Nations League

Nach dem Chaos: Nati tritt geschlossen vor die Presse

Schweiz: Doppel-Adler, Doppel-Bürger und Rücktritte

Nach dem Chaos: Nati tritt geschlossen vor die Presse

Eindrucksvoller Auftritt: Shaqiri, Sommer und Co. treten gemeinsam auf.

Eindrucksvoller Auftritt: Shaqiri, Sommer und Co. treten gemeinsam auf. picture alliance

Geplant war eine Pressekonferenz mit Trainer Vladimir Petkovic, stattdessen trat das gesamte Team vor die Medien. Nach den vielen Störfeuern der letzten Wochen wollten die Spieler Einigkeit demonstrieren. Ähnlich wie bei der DFB-Elf gab es seit dem WM-Aus reichlich Diskussionen. Auslöser war das zweite Gruppenspiel gegen Serbien. Xherdan Shaqiri erzielte in der 90. Minute den Treffer zum 2:1-Sieg. Sowohl Shaqiri wie auch Granit Xhaka zuvor beim 1:1 formten beim Jubel mit ihren Händen den doppelköpfigen Adler, das Symbol, das auch auf der albanischen Fahne zu finden ist.

Damit wurde eine Lawine losgetreten, die den Schweizer Verband SFV erschütterte. Alex Miescher, Generalsekretär des SFV, trat nach den Ereignissen durch eine Aussage in einem Interview eine Debatte los. "Wir schaffen Probleme, wenn wir die Mehrfachnationalität ermöglichen. Nicht nur im Fußball. Man müsste sich vielleicht fragen: Wollen wir Doppelbürger?"

Die vielen Spieler mit Migrationshintergrund sahen sich von diesen Aussagen angegriffen. Ähnlich wie in Deutschland nach den Erdogan-Bildern von Mesut Özil und Ilkay Gündogan folgte auch in der Schweiz eine gesellschaftspolitische Debatte. Miescher trat in der Folge zurück - er blieb nicht der Einzige.

Behrami tritt zurück - nur ein Missverständnis?

Valon Behrami, der mehr als zehn Jahre für die Schweiz auflief, gab auch seinen Rücktritt bekannt. Er gab als Grund an, dass er von Petkovic aus dem Team geworfen worden sei und erhob schwere Vorwürfe gegen den Verband. Der sagte jedoch, dass er in den nächsten Spielen, bevor die EM-Qualifikation startet, auf junge Spieler setzen wolle. Endgültige Entscheidungen seien aber nicht gefallen, hieß es später auf der Website des SFV. So gab es auch eine Trainerdiskussion, das Chaos auf allen Ebenen war perfekt.

Ich wäre blöd, wenn ich es nochmals machen würde.

Granit Xhaka
Ungewöhnliche Pressekonferenz: Die Schweizer Spieler waren alle anwesend.

Ungewöhnliche Pressekonferenz: Die Schweizer Spieler waren alle anwesend. picture alliance

Jetzt kam das ganze Team wieder zusammen und trat geschlossen vor die verblüffte Presse. Stephan Lichtsteiner, der die Geste aus Solidarität ebenfalls gezeigt hatte, war um Schlichtung bemüht. "Wir wollten niemandem auf die Füße treten. Für das, was wir ausgelöst haben, entschuldigen wir uns", sagte Lichtsteiner. "Ich wäre blöd, wenn ich es nochmals machen würde", erklärte Xhaka, der sich während des Spiels provoziert fühlte. Gleichzeitig unterstrich der Spieler von Arsenal aber auch: "Ich verheimliche die Herkunft meiner Eltern nicht. Das habe ich vorher nicht gemacht, das werde ich heute und auch in Zukunft nicht machen. Seit ich 17 bin, spiele ich für die Schweiz und bin sehr stolz darauf."

Akanji: "Was müssen wir denn alles machen?"

Dem Vorwurf einer zu geringen Identifikation mit der Schweiz trat der Dortmunder Manuel Akanji entgegen: "Was müssen wir denn alles machen, um akzeptiert zu werden? Wir haben immer alles gegeben für die Schweiz." Der in der Schweiz geborene Innenverteidiger hat einen nigerianischen Vater.

Ob der Schweizer Nati damit wieder ruhigere Tage bevorstehen? Yann Sommer würde es sich wünschen. "Ich finde es wichtig, dass wir hier sitzen. Wir sollten irgendwann mal einen Punkt setzen. Was war, sollte in Zukunft kein Thema mehr sein."

Am besten gelingt dies meist, wenn es sportlich läuft. Die erste Bewährungsprobe in der Nations League nach dem WM-Aus im Achtelfinale (0:1 gegen Schweden) heißt am Samstag in St. Gallen Island. Drei Tage später testet die Nati in Leicester gegen England. Für die ersten Spiele nach der WM nominierte Coach Petkovic insgesamt sieben Deutschland-Legionäre: Die drei Torhüter Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach), Gregor Kobel (TSG Hoffenheim) und Yvon Mvogo (RB Leipzig) sowie Manuel Akanji (Borussia Dortmund), Breel Embolo (Schalke), Admir Mehmedi (Wolfsburg), Denis Zakaria (Borussia Mönchengladbach) und Steven Zuber (Hoffenheim). Erstmals nominiert wurden Kevin Mbabu (Young Boys) und Albian Ajeti (Basel).

tru