Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw stellte nach der 6:1-Gala in Irland zweimal um: Lahm rückte nach abgelaufener Gelbsperre wieder ins Team, aber nicht wie geplant für Boateng, sondern für den angeschlagenen Schmelzer (Knochenstauchung). Für Khedira (Oberschenkelprobleme) reichte die Zeit nicht, Kroos besetzte neben Schweinsteiger die Doppel-Sechs.
Schwedens Nationalcoach Erik Hamrén reagierte auf die durchwachsene Leistung beim 2:1-Erfolg auf den Färöern mit vier Personalwechseln: Für Martin Olsson, Källström, Wilhelmsson und Ranegie liefen Safari, Holmén, Elm und Elmander auf.
Gegen nervöse Schweden startete die DFB-Auswahl druckvoll und stand bereits nach zwei Minuten vor der Führung: Müller scheiterte erst mit der Hacke an Isaksson und beim abgefälschten Nachschuss am Pfosten.
Die Skandinavier gaben gegen die etwas sorglose deutsche Deckung einen Warnschuss ab (Holmén, 5.), standen ansonsten defensiv aber mit allen Akteuren in der eigenen Hälfte. Dennoch gab es vor allem auf den beiden Flügeln ungewohnten Freiraum, genutzt auf der linken Seite beim 1:0: Nach Pass von Lahm auf Reus legte der Dortmunder zurück auf Klose, der die Kugel aus neun Metern von halblinks per Linksschuss unter die Latte nagelte (8.).
Die Nordeuropäer waren vollkommen überfordert von Tempo, Zielstrebigkeit und Handlungsschnelligkeit der Löw-Schützlinge. Özil und Reus demonstrierten ihre tolle Technik, tanzten spielfreudig durch die schwedische Abwehrreihen.
Und der Blondschopf war Initiator und wieder Vorbereiter des zweiten Treffers: Nach doppeltem Doppelpass mit Özil und Müller brachte Reus das Leder von der Grundlinie zurück zu Klose, der im Fünfer im zweiten Anlauf den Doppelpack schnürte (15.) - und mit Länderspieltor Nummer 67 mehr denn je auf den Spuren Gerd Müllers (68) wandelt.
Nach einer Viertelstunde Power-Fußball gönnte sich die Löw-Elf eine Verschnaufpause. Gegen inklusive Superstar Ibrahimovic wie das Kaninchen vor der Schlange verharrende Skandinavier kontrollierten Lahm & Co. die Partie nach Belieben. Defensiv nicht gefordert, offensiv mit dem einen oder anderen Geistesblitz. Brenzlig wurde es für die biederen Gäste immer dann, wenn vor allem Özil im Zentrum das Tempo anzog. Dies passierte erst wieder kurz vor dem Kabinengang, als Reus an Isaksson scheiterte (38.).
Eine Minute später sorgte Mertesacker für den Pausenstand: Nach einer Linksflanke köpfte Müller am zweiten Pfosten in die Mitte zurück, und der Innenverteidiger netzte aus der Drehung aus sechs Metern volley ein - Referee Proenca hatte dabei ein vorheriges wohl unabsichtliches Handspiel Kloses übersehen oder nicht gewertet.
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Mit Källström und Kacaniklic für Holmén und Wernblom begannen die Gäste Durchgang zwei. Müller verpasste frei vor Isaksson nach feiner Vorlage von Özil zunächst das 4:0 (50.).
Nun viel offensivere, aber nicht zum Abschluss kommende Hamrén-Schützlinge gewährten der deutschen Nationalelf viel Raum. Den nutzte Müller: Der Münchner enteilte rechts, seine Hereingabe stoppte Özil halblinks und markierte per Linksschuss aus acht Metern ins rechte untere Eck Treffer Nummer vier (55.).
Damit war alles klar - von wegen: Unkonzentriertheiten in der Abwehr (Badstuber!) ermöglichten Schweden binnen zwei Minuten den Doppelschlag (Ibrahimovic, 62., Lustig, 64.). Und fast das 4:3, als Lustig Ibrahimovics Vorlage knapp verpasste (66.).
Das deutsche Team konnte die defensive Ordnung nicht mehr wirklich herstellen, und vorne fehlte die Konzentration. Die Kontrahenten begegneten sich taktisch losgelöst mit offenem Visier. Dabei agierten die Gäste zielstrebiger und nutzten nutzten die Unordnung in der deutschen Abwehr einmal mehr: Kacaniklic kam links zur Flanke, in der Mitte schoss Elmander durch Badstubers Beine ins lange Eck - nur noch 4:3 (76.)!
Auch Neuer ließ sich von der allgemeinen Unordnung anstecken. Nach Fehler des Keepers vergab der eingewechselte Sana die Großchance zum 4:4 (85.). Das sollte aber doch noch fallen: Ibrahimovics Foulspiel gegen Mertesacker im Luftduell ermöglichte in der Nachspielzeit Elm den Abschluss zum Ausgleich in einem denkwürdigen Spiel (90.+3).
Das Pflichtspieljahr der Nationalelf ist beendetam 14. November tritt die DFB-Elf in den Niederlanden an.