Nationalelf

Bundestrainer Joachim Löw mahnt: "Die richtige Arbeit fängt erst an"

Bundertrainer hat große Auswahl - Kaderplätze umkämpft

Löw mahnt: "Die richtige Arbeit fängt erst an"

Nie zuvor dürfte ein Bundestrainer eine so große Auswahl gehabt haben: Joachim Löw.

Nie zuvor dürfte ein Bundestrainer eine so große Auswahl gehabt haben: Joachim Löw. imago

Joachim Löw wartete erst gar nicht ab, bis ihm ein Journalist die erste Frage in der Pressekonferenz stellte. "Ich möchte der Mannschaft ein großes Kompliment machen für diese WM-Qualifikation", erklärte der Bundestrainer direkt nach dem 5:1-Sieg über Aserbaidschan am Sonntagabend. "Zehn Siege in zehn Spielen und dieses fantastische Torverhältnis (43:4, Anm. d. Red.) zeigen, dass sie auch gegen vermeintlich kleinere Nationen die Konzentration hochgehalten hat. Das ist keinesfalls selbstverständlich."

Seine Spieler hatten sich dieses Lob verdient - auch wenn sie sich in Kaiserslautern zunächst eine Hälfte lang ungewöhnlich schwer taten gegen tapfer kämpfende und zuweilen auch flüssig kombinierende Aserbaidschaner. Nie zuvor war eine Mannschaft erfolgreicher als Deutschland in dieser Runde. Doch nicht nur Löw mahnte, "dass die richtige Arbeit jetzt erst anfängt". Auch bei seinen Spielern dominierte die Erkenntnis, noch nichts erreicht zu haben auf dem Weg zum großen Ziel Titelverteidigung. "Weltmeister", sagte etwa der für den verletzten Shkodran Mustafi eingewechselte Matthias Ginter, "sind wir dadurch noch nicht. In Russland werden andere Brocken auf uns warten."

Harter Kampf um die Plätze - Auch Reus im Blick

Um sich darauf vorzubereiten, zurrte der DFB ein anspruchsvolles Programm bis zur Beginn der konkreten WM-Vorbereitung im Mai fest . Im November trifft Löws Auswahl zunächst im Londoner Wembleystadion auf England (10. November), vier Tage später dann in Köln auf Frankreich. Im März heißen die Gegner in Düsseldorf und Berlin Spanien (23. März) und Brasilien (27. März).

So hart wie diese Tests werden dürften, so hart wird auch der Ausscheidungskampf innerhalb des DFB-Teams. 37 Spieler setzte Löw in der erfolgreichen WM-Qualifikation ein, einige weitere befinden sich im Blickfeld des Bundestrainers - etwa Dortmunds Marco Reus. "Die Tür", betonte Löw in Kaiserslautern, "ist noch offen. Die Leistungen werden genau beobachtet. Es gibt keinen Grund, jetzt einen Spieler abzuschreiben." Auch Kandidaten, die bislang noch gar nicht für die DFB-Elf berufen wurden, könnten noch reinrutschen. "Ich werde", kündigte der Bundestrainer an, "in den nächsten Spielen sicherlich noch einiges testen."

Löw hält den Druck bewusst hoch

Der 57-Jährige hält den Druck auf seine Auswahlspieler ganz bewusst hoch. So erklärte er jenen, die jetzt bei den Länderspielen gegen Nordirland (3:1) und Aserbaidschan dabei waren, explizit, worauf es ihm in den kommenden Monaten besonders ankomme. "Es gilt für jeden einzelnen von uns, sich in den Monaten bis zur WM in Topform zu bringen. Jeder von uns muss Eigenverantwortung übernehmen, sein ganzes Leben auf dieses Ziel ausrichten und professionell leben", gewährte Leon Goretzka, Matchwinner und Doppeltorschütze gegen Aserbaidschan, einen kleinen Einblick in den Anforderungskatalog des Bundestrainers, den Thomas Müller so zusammenfasste: "Es ist absolute Ernsthaftigkeit von uns eingefordert worden, im gesamten Lebenswandel, auf und abseits des Platzes."

In der WM-Qualifikation lebte das DFB-Team jene Ernsthaftigkeit exemplarisch vor - der hohen Konkurrenzsituation sei Dank. In nahezu allen Mannschaftsteilen kann Löw inzwischen aus mehreren Alternativen wählen, einzig auf den defensiven Außenbahnen ist keine gleichwertige Konkurrenz zu Joshua Kimmich und dem derzeit verletzten Jonas Hector in Sicht. Nie zuvor dürfte ein Bundestrainer eine so große Auswahl gehabt haben. Und so fiel dann auch Löws Zwischenbilanz auf dem Weg nach Russland trotz aller ausgesprochenen Mahnungen positiv aus: "Die Basis ist gut."

Rudi Völlers Meinung über Bernd Leno wackelt, Leon Goretzka spielt vielleicht zu genial, Joshua Kimmich ist plötzlich Kapitän, und Sandro Wagner zeigt sich nicht nur im Interview kompromisslos: Vier Beobachtungen zu Deutschlands 5:1-Sieg gegen Aserbaidschan .

Matthias Dersch

Bilder zur Partie Deutschland - Aserbaidschan