Bundesliga

Gräfe: "Meine Sicherheit machte ihn unsicher"

Schiedsrichter über die Schnittstelle mit dem Assistenten

Gräfe: "Meine Sicherheit machte ihn unsicher"

Im Gespräch mit Bayer-Coach Roger Schmidt: Schiedsrichter Manuel Gräfe (re.).

Im Gespräch mit Bayer-Coach Roger Schmidt: Schiedsrichter Manuel Gräfe (re.). imago

Frage: Wie haben Sie die fragliche Szene vor dem Wolfsburger 1:0 erlebt, Herr Gräfe?

Manuel Gräfe: So, wie die Originalbilder waren, dachten viele, sogar Leverkusener, dass Kampl den Ball spielt. Dann kam die Hintertorkamera. Da erst war zu sehen, dass André Schürrle den Ball genau durch Kevin Kampls Beine spielt, und ich sagen musste: Okay, schöner Fehler ...

Frage: Hatten Sie sich nochmals vergewissert?

Gräfe: Die Spieler waren zunächst irritiert, weil die Fahne wieder runter ging. Später kamen einige und fragten mich, ob ich mir wirklich sicher sei. Obwohl ich es war, habe ich mich daraufhin hinterfragt und versucht, alles auszuschöpfen.

Frage: Und Sie hätten noch korrigieren können?

Gräfe: Ja, denn das geschah vor Wiederanpfiff. Ich habe Schürrle gefragt, ich habe Kampl gefragt. Aber es gab auch nicht die Hilfe von den Spielern. Beide waren nicht sicher.

Frage: Wie gehen Sie mit Ihrem Fehler um?

Es tut mir leid, die Leverkusener sind zu Recht unzufrieden.

Manuel Gräfe

Gräfe: Es gibt schöne und weniger schöne Tage. Es gab die Schnittstelle zwischen mir und dem Assistenten. Durch meine Sicherheit wurde er unsicher. Ich nehme es auf meine Kappe. Es tut mir leid, die Leverkusener sind zu Recht unzufrieden.

Frage: Hatte der Wirbel Einfluss auf die elfmeterreife Szene in der zweiten Halbzeit?

Gräfe: Nein, nach 13 Jahren Bundesliga nicht mehr. Beide, Bernd Leno wie Daniel Caligiuri, gehen im hohen Tempo aufeinander zu. Es hat mir trotz Kontakt nicht ausgereicht für einen Elfmeter. Nach den Fernsehbildern kann man sicherlich Strafstoß geben, im Spiel war es für mich so nicht wahrzunehmen.

Frage: Hätten Sie sich für die erste Situation technische Hilfe per Video gewünscht?

Gräfe: In dieser Szene hätte es sicher wegen der Perspektive geholfen, klar. Viele andere Szenen bleiben aber trotzdem grau und es gibt nicht mehr Gerechtigkeit.

Man muss aber auch erklären, warum es zu Fehlern kommt.

Frage: Laut Dieter Hecking wird der Druck für Schiedsrichter zu groß. Stimmt das?

Spielbericht

Gräfe: Der Druck ist immer groß. Damit muss man in der Bundesliga einfach leben. Ich finde es nicht außergewöhnlich.

Frage: Wie fühlt es sich an, wenn Sie direkt nach dem Spiel schon in der Kabine sehen, wie im TV Ex-Spieler und Schiedsrichter über Ihre Leistung befinden?

Gräfe: Ich finde es gut, wenn einer vom Fach Sachen erklärt. Vor allem, warum es Graubereiche gibt. Wenn etwas falsch war, dann war es falsch und wird nicht richtig, nur weil es ein Kollege ist. Man muss klar zu Fehlern stehen, aber man muss auch erklären, warum es zu Fehlern kommt. Darum geht es ja in erster Linie.

Aufgezeichnet von Thomas Hiete und Michael Richter

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen