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Die Luxus-Liga: England vor dem Saisonstart

Die große Premier-League-Vorschau

Die Luxus-Liga: England vor dem Saisonstart

Schon vor einem Jahr das Maß aller Dinge - und jetzt noch stärker: Manchester City.

Schon vor einem Jahr das Maß aller Dinge - und jetzt noch stärker: Manchester City. imago

MANCHESTER CITY (Vorjahr: 1.): Der Fünf-Sterne-Kader

Titelverteidigung? Seit es die Premier League gibt, haben das nur Manchester United und Chelsea fertiggebracht. Und trotzdem ist es Manchester City vollauf zuzutrauen. Trainer Manuel Pellegrini verfügt über einen Luxus-Kader, der in Sachen Tiefe und Breite seinesgleichen sucht. Im Sturm streiten Sergio Aguero, Alvaro Negredo, Edin Dzeko und Vorbereitungsgewinner Stevan Jovetic um zwei Plätze. Dahinter blieb Yaya Touré, spätestens seit Luis Suarez' Abschied für die Experten der beste Spieler der besten Liga, trotz des Geburtstagskuchen-Eklats City treu; Frank Lampard bringt ein halbes Jahr ohne großes finanzielles Risiko Erfahrung und Torgefährlichkeit. Und die kleinen Abwehrsorgen soll vor allem 40-Millionen-Euro-Neuzugang Eliaquim Mangala (Porto) beheben.

Premier League - 1. Spieltag
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Manchester City - Vereinsdaten
Manchester City

Gründungsdatum

01.01.1880

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Hellblau-Weiß

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FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

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01.09.1905

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01.05.1886

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Manchester United

Gründungsdatum

01.01.1878

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Rot-Weiß-Schwarz

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FC Everton - Vereinsdaten
FC Everton

Gründungsdatum

01.01.1878

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Tottenham Hotspur

Gründungsdatum

05.09.1882

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Blau-Weiß

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Das Team sei "auf jeden Fall" stärker als im Vorjahr, sagt Dzeko im kicker-Interview (Donnerstag-Ausgabe). Trotz der UEFA-Auflagen wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play ist es dem Scheich-Klub gelungen, die wenigen Kader-Lücken sinnvoll zu füllen. Die Kehrseite ist klar: Regelmäßig werden hochbezahlte Topspieler auf der Bank Platz nehmen müssen. Und Titel sind mit diesem Starensemble schlicht Pflicht. Vor allem in der Champions League soll endlich der große Wurf gelingen - oder zumindest mal eine Viertelfinalteilnahme.

FC LIVERPOOL (2.): Das erste Jahr nach Suarez

Emre Can (FC Liverpool)

Einer von vielen Liverpool-Neuzugängen, in die die Suarez-Millionen flossen: Emre Can. imago

Der FC Liverpool rutschte vorige Saison buchstäblich am Meistertitel vorbei, spielte ansonsten aber regelmäßig Traumfußball und kehrte in die Champions League zurück. Und trotzdem sind die Reds vor der neuen Spielzeit die große Unbekannte unter den Topteams: Mit Luis Suarez verloren sie ihren Fixpunkt, ihre unersetzliche Tormaschine an den FC Barcelona . Die 81 bis 94 Millionen Euro Ablösesumme wurde zwar kräftig in neue Spieler - vornehmlich aus Southampton (Dejan Lovren, Adam Lallana, Rickie Lambert) - investiert. Trainer Brendan Rodgers steht dennoch ein komplexer Umbruch bevor, der an Tottenhams Situation vor einem Jahr erinnert, als Gareth Bale sein Glück in Spanien suchte. Die Spurs erlebten ein Übergangsjahr, und auch dem LFC traut kaum jemand eine Wiederholung der Erfolgssaison zu.

Was Mut macht: Daniel Sturridge bewies letztes Jahr, dass er auch ohne Sturmpartner Suarez am Fließband treffen kann; die wackelige Abwehr (50 Gegentore!) erhielt durch Innenverteidiger Lovren und Linksverteidiger Alberto Moreno (Sevilla) Auffrischung; Neuzugang Emre Can (Leverkusen) zeigte in der Vorbereitung, dass er keine allzu großen Anpassungsprobleme haben dürfte; und Gerrard ist ja auch noch da, künftig ohne die Doppelbelastung durchs Nationalteam . Aber die ist das Stichwort: Liverpool, vorige Saison auch im Endspurt weitgehend ausgeruht, "muss" nun parallel Champions-League-Abende verkraften. Und das gegen eine Konkurrenz, die kräftig aufgerüstet hat - während die Reds als einziges Topteams etwas schwächer geworden zu sein scheinen.

FC CHELSEA (3.): Ein Pferd unter Druck

José Mourinho mit Diego Costa

Endlich ein Torjäger? José Mourinho leistete sich Diego Costa - er soll Chelseas größte Schwachstelle beheben. imago

Der FC Chelsea titellos? Was letzte Saison noch die Realität war, ist in der nächsten ein Tabu: José Mourinho muss Roman Abramovich im zweiten Jahr seiner zweiten Amtszeit silberne Resultate liefern - und wenn man ehrlich ist, wird sich das mit seinem Spielermaterial unter normalen Umständen auch kaum vermeiden lassen. Auf jeder Position wurde Chelsea besser: Im Tor macht Thibaut Courtois (Atletico-Leihe beendet) Petr Cech heftig Konkurrenz, mit Filipe Luis (Atletico) kam ein Top-Linksverteidiger, Cesc Fabregas (Barcelona) verleiht dem Mittelfeld noch mehr Tiefe, und Diego Costa (Atletico) soll das Sturmproblem endlich dauerhaft beheben. Für die Atmosphäre kehrte auch noch Altstar Didier Drogba zurück.

Der fast sensationelle Coup: Chelsea hat trotz der millionenschweren Neuzugänge letztlich einen Tick mehr eingenommen als ausgegeben, der PSG-Jagd auf David Luiz vor der WM (49 Millionen Euro Ablöse) und dem Verkauf einiger der unzählbaren Leihspieler (u.a. Romelu Lukaku) sei Dank. "Wir sind ein Pferdchen, das noch Milch braucht und das Springen erst lernen muss", hatte Mourinho in der Vorsaison gesagt, "nächstes Jahr kann das Pferd mitlaufen." Das ist nur die halbe Wahrheit: Es muss.

FC ARSENAL (4.): Das neue Selbstvertrauen

Arsenal bejubelt den Sieg im Community Shield

Der nächste Titel: Arsenal jubelte im englischen Supercup - Königstransfer Alexis Sanchez erhielt eine kalte Dusche. imago

Der Sommer 2014 war für den FC Arsenal und Trainer Arsene Wenger ein ganz besonderer: Erstmals seit neun Jahren verbrachte er ihn im Wissen eines Titelgewinns. Der FA-Cup-Triumph hat den Gunners Selbstvertrauen verliehen - und das soll sie auch durch die neue Saison tragen. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist nämlich, dass sie ihren Kader deutlich verstärkt und gleichzeitig keine nennenswerten Abgänge zu verzeichnen haben. Flügelstürmer Alexis Sanchez kommt mit einer für ihn persönlich bärenstarken Barça-Saison im Rücken nach London, er ist der Königstransfer. In Mathieu Debuchy (Newcastle) holte Wenger zudem einen gestandenen Rechtsverteidiger, in Calum Chambers (19, Southampton) einen talentierten Defensivallrounder und in David Ospina (Nizza) Konkurrenz für Stammkeeper Wojciech Szczesny.

Parallel geht Wenger davon aus, dass Weltmeister Mesut Özil nach seiner durchwachsenen Premieren-Saison einen Sprung nach vorne machen wird. Außerdem ist Aaron Ramsey wieder fit. Wenger weiß: Will Arsenal diesmal bis zum Schluss um den Meistertitel mitspielen, dürfen die Spiele gegen die direkten Konkurrenten nicht mehr im Desaster enden. Die Saisonvorbereitung war vielversprechend, mit dem Community Shield ( 3:0 gegen ManCity ) schnappten sich die Gunners gleich den nächsten Titel. Heißen muss das indes gar nichts: Vor einem Jahr jubelte da Manchester United.

MANCHESTER UNITED (7.): Der Neustart

Ein Schal mit Louis van Gaal

Das Konterfei des Hoffnungsträgers: Louis van Gaal soll Manchester United wieder nach oben führen. imago

Mit Louis van Gaal einen der besten Trainer der Welt! Alle Vorbereitungsspiele gewonnen! Neu-Kapitän Wayne Rooney in Topform! Bei Manchester United, dem Chaos-Klub der Vorsaison, ist so etwas wie Euphorie ausgebrochen, die Red Devils wollen nach dem Missverständnis David Moyes wieder ganz oben angreifen. Doch ist das realistisch? Zumindest der aktuelle Kader weckt erhebliche Zweifel.

Zwar kam mit Ander Herrera (Bilbao) der jahrelang gesuchte Mittelfeld-Arbeiter und mit dem gerade verletzten Linksverteidiger Luke Shaw (Southampton) eines der größten englischen Talente. Sonst jedoch hielt sich van Gaal auf dem Transfermarkt - nicht zwingend freiwillig - zurück, immer noch träumt er von Arturo Vidal. Auch die Abwehr braucht nach den abgetretenen Nemanja Vidic und Rio Ferdinand noch Verstärkung, derzeit stehen für die neue Dreierabwehrkette nur drei Innenverteidiger zur Verfügung. Bis das neue System verinnerlicht ist, werden ohnehin Monate vergehen.

Und doch ist mit United wieder zu rechnen, zumindest im Hinblick auf die Top Four: Van Gaal hat einen neuen Zug reingebracht, er strahlt die natürliche Autorität eines Sir Alex Ferguson aus, die unter Topklub-Novize Moyes fehlte. Und ganz wichtig: Er kann den Neustart ohne Doppelbelastung angehen. Die verpasste Europa-League-Qualifikation kann sich noch als Segen erweisen.

EVERTON (5.) & TOTTENHAM (6.): Auf der Lauer

ManCity, Liverpool, Chelsea, Arsenal, ManUnited - diese Klubs werden wohl den Titel und die Champions-League-Plätze unter sich ausmachen. Doch wenn einer strauchelt, wollen sie da sein: Everton und Tottenham träumen nach Platz fünf bzw. sechs von mehr, und das nicht zu Unrecht. Die Toffees, die unter ihrem smarten Trainer Roberto Martinez mit 72 Punkten einen Vereinsrekord aufstellten, haben Topstürmer Lukaku gehalten und fest verpflichtet, auch Supertalent Ross Barkley (20) widerstand den Lockrufen und verlängerte gar.

Bei den Spurs hat nun Coach Mauricio Pochettino (natürlich aus Southampton) das Sagen, Tim Sherwood musste trotz seines Rekord-Punkteschnitts (1,9) gehen . Pochettinos Projekt: Die Ansammlung der Talentierten, die vorige Saison meist als England-Neulinge für die Bale-Millionen kamen, endlich zu einer Top-Mannschaft zusammenzuführen. Dass er Teams formen kann, bewies der Argentinier bei den leergekauften Saints eindrucksvoll.

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