Mario Gomez ist nach seiner Sprunggelenks-Operation im Sommer gerade auf dem Weg zu seinem Comeback bei den Bayern, Lazio-Angreifer Miroslav Klose ist erkältet und Leverkusens Stefan Kießling wurde nicht nominiert. In der zentralen Sturmspitze muss Bundestrainer Löw für die Partie gegen den Vize-Weltmeister improvisieren. Als Kandidaten stehen Arsenals Lukas Podolski sowie Dortmunds Marco Reus bereit. Die vorderste Front im Angriff ist aber weder für den einen noch für den anderen die Idealposition, das weiß auch Löw. Eine eindeutige Antwort, wer spielen wird, blieb der Bundestrainer am Dienstag auf der DFB-Presskonferenz deshalb schuldig.
"Ganz vorne in der Spitze ist nicht unbedingt seine Idealposition", sagte Löw über Podolski. Der Ex-Kölner spielt lieber hinter den Spitzen, in der Nationalelf kommt er meistens über die linke Seite.
Reus hatte der Bundestrainer bereits im Vorfeld der EURO 2012 als potenzielle Sturm-Alternative ausgemacht, doch auch der Dortmunder kann seine Fähigkeiten am besten hinter den Angreifern zur Entfaltung bringen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen: "Es gibt diese beiden Möglichkeiten, mal schauen wie es morgen sein wird", ließ sich Löw die Besetzung der Sturmmitte noch offen.
Trotz der Absageflut - insgesamt acht Stammspieler fehlen wegen Verletzungen oder Krankheiten - freut sich Löw auf den Vergleich gegen den Erzrivalen. "Für mich hat jedes Länderspiel einen hohen Stellenwert, auch wenn es jetzt durch die Absagen eine andere Situation gibt", sagte Löw, der den Ausfällen aber auch etwas Positives abgewinnen kann: "Auf der anderen Seite können wir dadurch Nachwuchskräften, die noch nicht so häufig dabei waren, eine Chance geben".
"Es gibt diese beiden Möglichkeiten, mal schauen wie es morgen sein wird."
Bundestrainer Joachim Löw auf die Frage, ob Lukas Podolski oder Marco Reus in der Sturmspitze spielen werden
Und einige Talente werden sich in der AmsterdamArena in Dress der A-Nationalelf beweisen dürfen. Nicht weniger als sechs Spieler - Sebastian Jung (Eintracht Frankfurt), Julian Draxler, Lewis Holtby (beide Schalke 04), Mario Götze, Ilkay Gündogan (beide Borussia Dortmund) sowie André Schürrle (Bayer Leverkusen) - könnten auch noch für die U 21 auflaufen. Schalkes Roman Neustädter und Jung stehen vor ihren Debüts.
Und René Adler könnte nach fast exakt zwei Jahren sein Comeback zwischen den Pfosten feiern. Löw stellte dem Leverkusener Keeper, der zuletzt am 17. November 2010 beim 0:0 gegen Schweden spielte, zumindest einen 45-minütigen Einsatz in Aussicht. Beginnen wird aber Stammkeeper Manuel Neuer. Thomas Müller, der mit einer leichten Erkältung anreiste, ist soweit fit, Löw rechnet fest mit dem bisher so überzeugenden Bayern-Wirbelwind.
Trotz des 4:4 nach 4:0-Führung gegen Schweden wird Löw grundsätzlich am Spielstil der Nationalelf festhalten. "Generell gilt eines: Wir wollen unsere offensive Spielweise und unsere Attraktivität absolut beibehalten. Wir haben technisch hervorragende Spieler, wir sind immer in der Lage viele Tore zu machen", betonte Löw. Allerdings müsse an der Ausgewogenheit der Mannschafsteile noch gearbeitet werden: "Aber wir müssen natürlich auch an einigen Dingen in der Defensive arbeiten, um die Stabilität wieder herzustellen", sagte Löw.
Gündogan und Lars Bender im defensiven Mittelfeld?
Nach Löw nahmen Gündogan und Leverkusens Lars Bender auf dem Podium Platz. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Denn mit dem Bayern-Duo Schweinsteiger und Kroos sowie Reals Khedira fallen gleich drei Akteure für das defensive Mittelfeld aus. Spielen also Gündogan und Bender Seite an Seite?
"Ich weiß es nicht, vielleicht ist Lars ja besser informiert", sagte Gündogan. "Es ist Zufall dass wir beide hier oben sitzen, mit mir hat der Bundestrainer jedenfalls noch nicht gesprochen", führte der 22-Jährige weiter aus. Zuversichtlich ist er aber schon, was seine Startelfchancen anbelangt: "Aber natürlich, wenn drei Stammkräfte fehlen, macht man sich Hoffnungen", gab er zu.
Mit fünf Spielern stellt der deutsche Meister das größte Kontingent. Ein Geheimnis, weshalb bis auf Marcel Schmelzer (Mittelfußprellung) alle BVB-Profis gesund seien, gibt es aber nicht: "Wir sind nicht geimpft", gestand Gündogan mit einem Schmunzeln ein.