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In Trümmern: Seleçao verabschiedet sich blutleer

Brasilien: Enttäuschender Platz 4 bei der Heim-WM

In Trümmern: Seleçao verabschiedet sich blutleer

Bitteres Ende: Aus Brasiliens WM-Märchen wurde ein Albtraum.

Bitteres Ende: Aus Brasiliens WM-Märchen wurde ein Albtraum. Getty Images

Aus dem WM-Märchen wird ein Albtraum

"Wir sind frustriert. Wir sind sehr traurig. Wir müssen uns beim Volk entschuldigen." Das waren die Worte von Thiago Silva nach dem Abpfiff in Brasilia. Die Wiedergutmachung nach dem epischen 1:7 gegen Deutschland schlug auf traurige Art und Weise fehl. Stattdessen wurde die Seleçao auch noch von Holland abgewatscht und kassierte die nächste derbe Pleite.

Weltmeisterschaft - Spiel um Platz 3
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"Ich weiß nicht, in welchen Bereichen ich mein Team kritisieren soll. Wir haben gut gespielt und uns nach dem Rückstand zurückgekämpft, hatten Chancen", referierte Nationalcoach Luiz Felipe Scolari nach dem 0:3. Diese Meinung hat der 65-Jährige aber wohl exklusiv, was auch das gellende Pfeifkonzert des verärgerten Publikums belegte. Die Seleçao verlor zwei WM-Spiele in Folge und das mit einem katastrophalem Torverhältnis von 1:10. Aus dem geplanten WM-Märchen wurde ein einziger Albtraum.

Eklatante Mängel in allen Mannschaftsteilen

Spiel um Platz 3

In allen Mannschaftsteilen offenbarten die Südamerikaner eklatante Mängel: In der Offensive waren die Stoßstürmer Fred und Jo Totalausfälle. Alternativen gab es keine. Flügelangreifer Hulk war engagiert, aber wirkungslos. Einzig Spielmacher Oscar und Superstar Neymar verbreiteten Gefahr. Nachdem sich Letzterer den Lendenwirbel brach, fand die Seleçao im Angriff praktisch nicht mehr statt. Genauso erschreckend die Defensivarbeit der Brasilianer. So auch beim 0:3 gegen die Niederlande.

Vor dem Foulelfmeter zum frühen 0:1 zog sich die Fehlerkette durch alle Mannschaftsteile: Vorne pressten die Brasilianer nicht geschlossen, sodass im Mittelfeld riesige Lücken klafften. Dort gewann Robben (1,80 Meter groß) das Kopfballduell gegen David Luiz (1,85 Meter), van Persie setzte sich körperlich gegen Thiago Silva durch und schickte Robben mit einem Steilpass in den Strafraum. Der Holländer war weder vom hinterhertrabenden David Luiz noch von Thiago Silva zu halten. Letzterer wusste sich nur noch mit einem Griff an Robbens Schulter zu helfen, Elfmeter, 0:1 (3.).

Kahn: "Es mangelt an allen Ecken und Enden"

David Luiz

Während die Niederlande im Hintergrund feiern, schreitet ein geknickter David Luiz vom Rasen. Getty Images

Blutleer auch das Abwehrverhalten beim 0:2: De Guzmann flankte von rechts nach innen, wo David Luiz genau vor die Füße von Blind an den Elfmeterpunkt klärte. Der Niederländer hatte lange genug Zeit, um den Ball locker runterzustoppen, Maß zu nehmen und zu vollenden (16.). Undiskutabel auch das 0:3: David Luiz begleitete den angreifenden Robben halbherzig, ein Pass in die Tiefe auf Janmaat filetierte die gesamte Abwehr, dann die flache Flanke auf Wijnaldum, der jeweils über drei Meter Abstand zu den drei umherstehenden Brasilianern hatte und unbedrängt einschob (90.+1).

"Es fehlt bei Brasilien ganz einfach an Qualität. Da mangelt es an allen Ecken und Enden", kritisierte auch ZDF-Experte Oliver Kahn. "Diese beiden Spiele haben einen verheerenden Eindruck hinterlassen. Doch diese Krisensituation gilt es jetzt sinnvoll zu nutzen. Man muss sich fragen, was man verbessern kann. Dazu gehören der gesamte Jugendbereich, die Trainerausbildung oder auch das nationale Ligasystem. All diesen Fragen müssen sich die Verantwortlichen im Verband stellen. Sie müssen jeden Stein an der Copacabana und in ganz Brasilien umdrehen. Dann muss man schauen, was es zu verbessern gibt."

Bilder zur Partie Brasilien - Niederlande