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Capello möchte mehr Russen im Ausland

Russland: Coach kontert Spielstil-Kritik

Capello möchte mehr Russen im Ausland

Welche Taktik wählt der Trainer? Fabio Capello lässt sich nicht in die Karten blicken.

Welche Taktik wählt der Trainer? Fabio Capello lässt sich nicht in die Karten blicken. imago

Überzeugt hat die russische Auswahl bisher keineswegs. Gegen Südkorea erkämpfte sich die Sbornaja immerhin ein 1:1, Belgien hingegen war vor allem in der Schlussphase das eine Tor besser. Capello legt seit jeher zwar viel Wert auf Organisation, Disziplin und eine kompakte Defensive. Doch das Offensivspiel der Russen leidet sichtlich darunter. Sehr zum Missfallen ehemaliger Größen des Nationalteams.

"Im Finale mit Algerien möchte ich von der russischen Mannschaft mehr Angriffsfußball sehen", erklärte der einstige Nationalspieler Maxim Bokow. Der Druck in der Heimat wächst. Ein Ausscheiden gegen die Afrikaner käme einer mittleren Katastrophe gleich – vor allem auch im Hinblick auf die WM im eigenen Land 2018. Capellos Vertrag wurde erst kürzlich bis 2018 verlängert, er ist der Mann, der Russland auf die Heim-WM vorbereiten soll. Ein Vorrundenaus in dieser zuvor als machbar eingestuften Gruppe ist da nicht eingeplant. Im Gegenteil: Als Minimalziel war und ist das Viertelfinale ausgegeben.

Trainersteckbrief Capello
Capello

Capello Fabio

Capello bemängelte derweil am Mittwoch die fehlende Auslandserfahrung seiner Spieler. "In ausländischen Topligen zu spielen, sorgt für Reife und Verbesserung", sagte Capello angesichts der Tatsache, dass alle 23 Spieler im Kader in Mannschaften der russischen Premjer-Liga spielen. "Wenn du immer nur in der gleichen Liga spielst, dann wirst du dich nur schwer verbessern. Das hält den russischen Fußball auf. Wir dürfen nicht vergessen, dass Russland zwölf Jahre lang bei keiner WM dabei war. Wir müssen das nächste Level erreichen", mahnte der 68-Jährige.

Wenn du immer nur in der gleichen Liga spielst, dann wirst du dich nur schwer verbessern. Das hält den russischen Fußball auf.

Fabio Capello, Nationaltrainer Russland

Für den zweiten Platz in der Gruppe H braucht Russland einen Sieg gegen die zuletzt furiosen Algerier, denen schon ein Remis genügen würde, wenn Südkorea nicht gegen die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Belgier gewinnt. Ob Capello deswegen offensiver spielen lässt? Zu dieser Frage schweigt der Italiener. Immerhin äußert sich Verteidiger Dimitri Komarov: "Wir werden aktiver und aggressiver im Angriff spielen." Sollte am Ende tatsächlich Rang zwei herausspringen, wartet im Achtelfinale der Sieger der deutschen Gruppe G.

Das WM-Schicksal seiner Landsleute Cesare Prandelli, der nach dem Aus mit Italien bereits zurückgetreten ist, und Alberto Zaccheroni, der mit Japan scheiterte, möchte Capello auf jeden Fall vermeiden und betont: "Wir haben keine andere Wahl, als Algerien zu schlagen." Sonst dürfte es ungemütlich werden.