WM

England und die Angst vor dem "Höllenloch"

Andrea Pirlo gibt sich betont gelassen

England und die Angst vor dem "Höllenloch"

Bereitete sich speziell für Manaus vor: Wayne Rooney.

Bereitete sich speziell für Manaus vor: Wayne Rooney. Getty Images

"Wir wollten nicht Italien und wir wollten nicht Manaus - und haben beide bekommen", hatte FA-Präsident Greg Dyke unlängst gesagt und damit den englischen Medien Futter gegeben. Seit Tagen wettern diese über den braunen Rasen und das schlimme Wetter. Immerhin der Rasen scheint nun aber in Ordnung, jedenfalls hat die FA keine großen Bedenken wegen des Zustandes der Spielfläche in der Arena da Amazonia. Eine Untersuchung habe ergeben, dass zwar der Rasen nicht gut aussehe, der Untergrund jedoch in Ordnung sei.

Mit Manaus als Spielort war zudem Nationalcoach Roy Hodgson nicht wirklich zufrieden gewesen und hatte diesen als "nicht ideal" bezeichnet. Inzwischen erfolgte jedoch eine 180-Grad-Wende, im WM-Quartier der "Three Lions" schob er alle Bedenken als "Unsinn" beiseite und legte somit den Fokus auf das Spiel gegen Italien. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es kein gewöhnliches Spiel werden wird - 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit werden das schon zu verhindern wissen.

Beide Mannschaften haben sich daher auch speziell auf die äußeren Bedingungen vorbereitet. England sprintete auch unter portugiesischer Sonne mit drei Lagen Trainingsklamotten, Handschuhen und Mütze. "Wir haben hart gearbeitet, damit wir uns wohlfühlen, wenn es unangenehm ist", betont Torwart Joe Hart, während Stürmerstar Wayne Rooney auch nach Ankunft am Amazonas noch mit einer langärmligen Jacke bekleidet im Mannschaftshotel zu sehen war.

Das Problem mit der Hitze werden nicht nur wir haben, sondern auch die Engländer.

Andrea Pirlo

Doch auch die Azzurri sind nicht unvorbereitet. Die Italiener schwitzten ihrerseits bei simuliertem Manaus-Wetter auf Fitnessgeräten. Die Bedingungen werden allerdings für beide Mannschaften gleich sein, das weiß auch Regisseur Andrea Pirlo. "Das Problem mit der Hitze werden nicht nur wir haben, sondern auch die Engländer." Insgesamt geben sich die Italiener weitaus entspannter, so lässt sie auch der Zustand des Rasens weitestgehend kalt. "Die Farbe des Grases spielt keine Rolle", betonte Italiens Verbands-Vizepräsident Demetrio Albertini.

Die englischen Zeitungen hält das natürlich nicht davon ab, mit ihren Schlagzeilen für Unruhe zu sorgen. "Arbeiter deckt fürchterliche Oberfläche ab...mit grüner FARBE!", ereiferte sich der "Mirror", während der "Daily Express" am Freitag vom "Pfusch im Dschungel" sprach. Und dann ist ja da auch noch die Stadt. Zu heiß, zu feucht, Malaria-Gefahr und "eine Heerschar giftiger Viecher" (Daily Mail) - kurz: In England wird Panik gemacht vor dem "Höllenloch" (Daily Mirror) im Regenwald.

Wie schwer es einem die Temperaturen machen können, das wissen die Italiener nur zu gut. Die Azzurri litten bereits beim Confed Cup 2013 unter extremen Bedingungen und mühten sich in einem irrwitzigen Spiel in Recife gegen Japan zu einem 4:3 - bei vergleichsweise angenehmen 24 Grad und 76 Prozent Luftfeuchtigkeit. "Wir mussten uns abrackern wie die Bekloppten", stöhnte Trainer Cesare Prandelli. Mittelfeldmann Daniele de Rossi meinte: "Ich habe nach 68 Minuten auf die Uhr geschaut, weil ich dachte, wir spielen schon 200."

Das Ziel der Engländer ist es, die Gruppenphase zu überstehen. Drei Punkte zum Auftakt gegen Italien würden den Briten da natürlich gut zu Gesicht stehen, dafür will Hodgson sogar seine Taktik im Vergleich zur Niederlage im Elfmeterschießen im Viertelfinale der Europameisterschaft 2012 verändern: "Dieses Mal wollen wir sicherstellen, dass wir viel mehr angreifen, sodass sich Italien wundert, was sie gegen Leute wie Gerrard und Rooney machen sollen", so der 66-Jährige, der wohl auf Flügelstürmer Alex Oxlade-Chamberlain (Knieprobleme) verzichten muss.