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Hellas träumt von der K.o.-Phase

Griechenland im WM-Check

Hellas träumt von der K.o.-Phase

Über den Umweg der Play-offs qualifizierte sich Griechenland für die Endrunde in Brasilien.

Über den Umweg der Play-offs qualifizierte sich Griechenland für die Endrunde in Brasilien. getty images

Die Qualifikation

In der Gruppe G waren die Griechen nach der klaren Niederlage in Bosnien (1:3) früh aus dem Rennen um den direkten Qualifikationsplatz. Nichtsdestotrotz holten die Hellenen nach zehn Partien 25 Punkte und beendeten die Gruppe sogar punktgleich mit den Bosniern. In den Playoffs gegen Rumänien ließen die Hellenen vor allem im Hinspiel (3:1) keine Zweifel aufkommen, welches der beiden Teams sich für die Endrunde qualifiziert. Selbst beim 1:1 im Rückspiel kam das Team um Trainer Fernando Santos nur nach dem Eigentor von Torosidis kurz in Bedrängnis. Seit 2004 ist es nun die fünfte Endturnierteilnahme für die Griechen (plus den Confed-Cup 2005). Lediglich beim deutschen Sommermärchen 2006 musste der Sensationseuropameister von 2004 zuschauen.

Der Trainer

Seit 2010 im Amt: Trainer Fernando Santos hört nach der WM 2014 auf.

Seit 2010 im Amt: Trainer Fernando Santos hört nach der WM 2014 auf. getty images

Der 59-jährige Fernando Santos übernahm 2010 das schwere Amt als Nachfolger von Otto Rehhagel, der seit 2001 die Hellenen auf die Erfolgspur brachte. Der bei Spielern und Fans anerkannte Portugiese versuchte dem Team eine attraktivere Identität zu geben, was ihm aber nicht oft gelang. Die Vorgabe sich für Endturniere zu qualifizieren erfüllte Santos auch 2012, als die Griechen erst im Viertelfinale an der DFB-Elf scheiterten. Der taktikbesessene Trainer, der in Portugal und Griechenland schon Spitzenklubs trainierte, liebt die tägliche Arbeit, die stets seine Teams verbesserte und weiter entwickelte. Auch deshalb wird er nach der WM als Nationaltrainer aufhören. Zudem wurde sein über Jahre hinweg entworfener Plan für die Nachwuchsteams von griechischen Verband EPO nur bedingt gefördert oder gar nicht umgesetzt.

Die Mannschaft

Mehr als die Hälfte der WM-Kandidaten kickt mittlerweile nicht mehr in der heimischen Superleague, zwölf davon gar in den vier großen Ligen Europas. Das Team wird weiterhin von den beiden EM-Helden Karagounis (37) und Katsouranis (34) geführt und gilt als krisenerprobt. Ob jedoch beide ein komplettes Turnier durchstehen können, muss man anzweifeln. Im 4-2-3-1-System (auch als 4-3-3) von Fernando Santos sind die Offensivaußen mit Samaras (Celtic) und Salpingidis (PAOK) besetzt, die mit Ihrer Technik und Geschwindigkeit Star und Stoßstürmer Mitroglou (26) aussichtsreich einsetzen sollen.

Die Abwehr, das einstige Prunkstück, ist aktuell noch eine Baustelle, vor allem um den Partner des Dortmunder Sokratis in der Innenverteidigung. Sowohl die beiden Namensvetter Papadopoulos, der Schalker Kyriakos und Avraam von Olympiakos erholen sich nur schleppend von schweren Verletzungen. Der hünenhafte Dimitris Siovas (Olympiakos) dürfte dagegen nach seinem Kreuzbandriss vom vergangenen Herbst noch mit auf den WM-Zug aufsteigen. Genauso Olympiakos-Verteidiger Manolas, der in der diesjährigen Champions League positiv überraschte.

Orestis Karnezis

Problem der fehlenden Spielpraxis: Griechenlands Torhüter Orestis Karnezis. getty images

Da der kreative Nachwuchs mit Ninis (23, PAOK), Fortounis (21, 1. FC Kaiserslautern) und Fetfatzidis (23 , CFC Genua) in seiner Entwicklung stagniert, ist die zentral-offensive Mittelfeldposition noch nicht vergeben. Zum Problem könnte die fehlende Spielpraxis der klaren Nummer eins, Orestis Karnezis. Der 28-jährige Torwart kommt beim FC Granada nicht über das Reservistendasein hinaus.

Die Stimmung

Mit der Qualifikation für die WM in Brasilien erfüllte das Team den Anspruch der Fans bei den großen Turnieren dabei zu sein. Seit 2004 ist es nun die fünfte Endturnierteilnahme für die Griechen (plus den Confed-Cup 2005). Lediglich beim deutschen Sommermärchen 2006 mussten die Hellenen zuschauen. Die Hoffnung, erstmals eine WM-Gruppenphase zu überstehen, ist dennoch groß. Die Sympathien fürs eigene Nationalteam bleiben auch zehn Jahre nach den sensationellen EM-Sieg 2004 weiterhin enorm hoch. Das erklärte Ziel der Mannschaft, das Achtelfinale zu erreichen, würde man dementsprechend ausgiebig feiern.

Die Prognose

Gegen asiatische Teams, die bedingungslos rennen, sehen die Griechen fast immer schlecht aus: So war es beim Confed-Cup 2005 in Deutschland (0:1 gegen Japan) und auch bei der WM 2010 in Südafrika (0:2 gegen Südkorea). Auch der Test Anfang März in Piräus gegen die Südkoreaner ging mit 0:2 in die Hose. Umso wichtiger wird für die Hellenen der Turnierstart gegen Kolumbien werden. Gegen spielstarke Gegner können die Südeuropäer durchaus bestehen, wenn sie es - wie oft schon - schaffen, dem Gegner die Lust am Spiel zu rauben und eiskalt kontern. Da Japan als zweiter Gruppengegner kaum zu bezwingen wäre, könnten eventuell die dritte Gruppenpartie gegen die Elfenbeinküste oder am Ende gar Nuancen über Weiterkommen oder Ausscheiden entscheiden.

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