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Noch einmal Müller, wieder Özil und Khedira - und Süle

Kolumne: Wenn ich Bundestrainer wäre ...

Noch einmal Müller, wieder Özil und Khedira - und Süle

Thomas Müller sollte noch eine Chance bekommen und Mesut Özil wieder eine: So sieht es kicker-Chefreporter Karlheinz Wild.

Thomas Müller sollte noch eine Chance bekommen und Mesut Özil wieder eine: So sieht es kicker-Chefreporter Karlheinz Wild. picture-alliance

Von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Wenige personelle Konstanten blieben vorerst übrig für das entscheidende Gruppenfinale gegen Südkorea: Manuel Neuer im Tor; die Außenglieder in der Viererkette, Joshua Kimmich rechts und Jonas Hector links; Mats Hummels im Abwehrzentrum; Toni Kroos, der Passgeber im halblinken defensiven Mittelfeld davor, dazu Marco Reus sowie Timo Werner in der Offensive.

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Aber schon bei der definitiven Positionierung dieser beiden Angreifer stellt sich die nächste Frage: Soll Werner in vorderster Linie beginnen, wie gegen Mexiko und im ersten Abschnitt gegen die Schweden, deren 1:2-Niederlage er am vergangenen Samstag nach der Pause nachhaltig beeinflusste, mit seinen Dribblings und Hereingaben von der linken Flanke aus? Oder soll von dieser linken Seite aus Reus loslegen, nachdem es Julian Draxler drei Halbzeiten lang bei zag- und fehlerhaften Aktionen beließ? Julian Brandt, zweimal in großer Not arg spät eingewechselt, wirbelte in den insgesamt rund zehn Minuten weitaus beherzter und wirkungsvoller, wie seine zwei Pfostenschüsse belegen.

Brandt bleibt der optimale Joker

Schon Ende März, beim Heim-0:1 gegen Brasilien in Stuttgart, hatte Brandt eine flotte halbe Stunde hingelegt. Der Leverkusener kommt sofort auf Touren, ist damit der optimale Joker, der er selbstverständlich auf Dauer nicht sein möchte, es gegen Südkorea aber noch sein sollte – weil von der offensiven Grundposition auf dem linken Flügel Reus seine Läufe in die Mitte und auch nach rechts starten sollte.

Von dort kann sich dann wiederum Thomas Müller - ja, der jederzeit unberechenbare Torjäger hat trotz bisher trüber WM-Auftritte eine weitere Chance verdient! - querfeldein nach innen, in den offensiven Zentralbereich oder in die vordersten Zonen hinter die südkoreanische Abwehrlinie schleichen, um den umtriebigen Mittelstürmer Timo Werner zu unterstützen.

Mario Gomez kann, wenn es das Ergebnis verlangt, im Verlauf der Partie helfend eingreifen, wie im zweiten Spiel geschehen. Und als eigentlicher Zehner darf Mesut Özil auf seine Nichtnominierung gegen Schweden reagieren: mit totalem Einsatz, mit Spielwitz, Beweglichkeit, mutigen direkten Duellen und die gegnerische Deckung löchernden Überraschungspässen. Und er darf sich auch dorthin orientieren, wo er die beste Gelegenheit bekommt, den Ball ins Tor zu schießen.

Özil sollte die Botschaft verstanden haben

Özil muss die Botschaft des Bundestrainers verstanden haben, er muss nun wissen, was von einem Könner seiner Klasse konkret auf dem Platz verlangt wird. Seine Wiedereingliederung in die Startelf muss er dankbar als vertrauensbildende Maßnahme werten und diese Vorleistung mit absoluter Hingabe rechtfertigen.

Genauso sollte sich der ebenfalls gegen Schweden aussortierte Sami Khedira neu einbringen dürfen. Seinen ersten Stellvertreter Sebastian Rudy hindert die gebrochene und operierte Nase, bei allem Ehrgeiz, der diesen Spieler antreibt, wäre sein Einsatz, wenn auch mit einer schützenden Gesichtsmaske, zu gewagt. Und lkay Gündogan, nach einer halben Stunde für den maladen Rudy gegen Schweden losgeschickt, konnte seine Handlungsschnelligkeit, Übersicht und Passfertigkeit nicht einbringen. Er wirkte nervös, gelähmt, verunsichert, wie die vielen, nicht immer ankommenden Sicherheitspässe und Ballverluste offenbarten. Khedira hat da mehr Erfahrung, gerade im Umgang mit Stresssituationen. Auch ihm sei dieser Vorschuss zugestanden.

Jetzt die Chance für Süle - Rüdiger hat sie nicht genutzt

Im unmittelbaren Abwehrbereich wird der genesene Hummels die Lücke, die Jerome Boatengs Sperre reißt, füllen, allerdings auf der halblinken Position. Sein Helfer zur Halbrechten sollte Niklas Süle heißen. Beide kennen sich aus der Partnerschaft beim FC Bayern, die sie im Klub in 16 Pflichtspielen pflegten (10 Siege, 2 Remis, 4 Niederlagen), zuletzt auch im mit 1:3 verlorenen Pokalfinale gegen Frankfurt. Aber Antonio Rüdiger erledigte seine Aushilfe gegen Schweden in einigen Szenen fahrig, nicht nur bei seinem fatalen Ballverlust, der zu seinem und der ganzen Mannschaft Glück nicht mit Strafstoß sanktioniert wurde (13.). Auch beim Gegentor, als er nicht den fälligen Schritt in Richtung des Torschützen Toivonen tat, agierte er zu unentschlossen. Süle ist ein konsequenter Zweikämpfer, cool – und auf Strecke, wenn er ins Rollen kommt, schnell. Gerade Geschwindigkeit – nach vorne wie nach hinten – braucht es gegen diese Südkoreaner, ein Heung-Min Son, früher Leverkusen, heute Tottenham, ist flott unterwegs.

Läuferisch und kämpferisch werden die Asiaten gewiss alles investieren, aber insgesamt mangelt es ihnen an der internationalen Topqualität. Die Südkoreaner wissen zwar um ihre theoretische Chance, doch noch das Achtelfinale zu erreichen; aber sie haben auch gesehen, wie der Gegner aus Deutschland den 0:1-Rückstand gegen Schweden gedreht hat, obendrein in Unterzahl.

Die psychologische Wirkung des späten 2:1

Solche Szenen entfalten eine zweifache Kraft: Die Gegner machen sie nachdenklich – und die deutschen Spieler stärken sie. So sollte die psychologische Wirkung eine zweifach positive für Neuer und Kollegen sein. Die Körpersprache muss eindeutig sein: Jetzt hat die WM für den Weltmeister begonnen, und die Südkoreaner - bei allem Respekt - werden sie nicht frühzeitig beenden.

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