WM

40 Jahre danach: Neue Helden von Tunesien gesucht

Tunesien will gegen Belgien attackieren

40 Jahre danach: Neue Helden gesucht

Schreibt er mit seinen Teamkollegen Geschichte? Tunesiens Wahbi Khazri.

Schreibt er mit seinen Teamkollegen Geschichte? Tunesiens Wahbi Khazri. imago

Aus Moskau berichtet Mounir Zitouni

Spieler wie Ghommidh, Tarek, Agrebi oder Jebali kennt heute noch jeder kleine Junge im Land. Der aktuelle Trainer der tunesischen Auswahl Nabil Maaloul war 16 Jahre alt, als eine furios aufspielende Mannschaft die Mexikaner überraschte und danach gegen die von Helmut Schön betreute deutsche Mannschaft 0:0 spielte. Auch Maaloul saß 1978 fiebernd vor dem TV.

Doch 40 Jahre danach wartet das Land immer noch auf einen zweiten WM-Sieg. Trotz Teilnahmen in Frankreich 1998, Japan und Südkorea 2002 und in Deutschland 2006: Tunesien schaffte in 12 Spielen danach keinen Sieg mehr. Der soll nun ausgerechnet gegen den Geheimfavoriten dieses Turniers, Belgien, herausspringen, nachdem man das Auftaktspiel gegen England verloren hat. "Wir müssen gewinnen, wir haben keine Wahl", so Maaloul am Nachmittag in Moskau. Sicher ist: Die Tunesier werden mit offenem Visier antreten, wollen attackieren. "Wir brauchen eine offensivere Taktik", betont Maaloul. "Wir sind fähig, die belgische Abwehr zu knacken. Wir werden versuchen anzugreifen."

Wir haben unsere Trümpfe. Das erste Spiel hat nicht das wahre Gesicht Tunesiens gezeigt, das werden wir jetzt gegen Belgien demonstrieren.

Tunesiens Angreifer Wahbi Khazri

Das Spiel gegen England, in dem sich die Tunesier bis auf den Elfmeter keine Chance erspielten, sorgte für viel Kritik im Heimatland, wo Fußball von der Wichtigkeit her gleich nach der Religion kommt. Doch Angreifer Wahbi Khazri, der vor dem England-Spiel wegen einer Verletzung zwei Monate kein Spiel absolvierte, sagt: "Wir haben unsere Trümpfe. Das erste Spiel hat nicht das wahre Gesicht Tunesiens gezeigt, das werden wir jetzt gegen Belgien demonstrieren." Die defensive Ausrichtung im ersten Spiel habe viel mit der Spielweise Englands zu tun gehabt. "Seit ich bei der Nationalelf bin, war es das einzige Mal, dass wir so defensiv waren. Deshalb werden wir jetzt nicht alles über den Haufen werfen", so der Spieler von Stade Rennes.

Weltranglisten-14. - "Das werden wir morgen zeigen"

Mut macht den Tunesiern die Weltranglisten-Platzierung auf Rang 14. So gut waren die Nordafrikaner noch nie in ihrer Geschichte. Auch die Top-Ergebnisse gegen Portugal (2:2), Spanien (0:1) und die Türkei (2:2) sorgen für Optimismus. Tunesien hat die Mittel, um mit den Großen mitzuhalten. "Das werden wir morgen zeigen", ist sich Khazri sicher. Zwischen Bizerte und Djerba hofft man gegen Belgien auf den großen Befreiungsschlag. Dann hätte die Mannschaft wieder Chancen auf den Einzug in die nächste Runde. Und hätte sich 40 Jahre nach der WM in Argentinien einen Platz neben den Helden von Rosario gesichert.