WM

Stolzer Iran: "Wir leben noch und träumen" - Team Melli hat das Achtelfinale weiterhin im Blick - Kunde aus der Heimat

Team Melli hat Achtelfinale im Blick - Kunde aus der Heimat

Stolzer Iran: "Wir leben noch und träumen"

Aufstehen, Brust raus - und Portugal schlagen: Irans Trainer Carlos Queiroz hat viel Positives beim 0:1 gegen Spanien gesehen.

Aufstehen, Brust raus - und Portugal schlagen: Irans Trainer Carlos Queiroz hat viel Positives beim 0:1 gegen Spanien gesehen. imago

"David gegen Goliath" - in der Sportwelt ein immer wieder gern zitierter Klassiker. So auch am WM-Mittwoch, als es der im Weltfußball kleine Iran mit Spanien, seines Zeichens Weltmeister von 2010, zu tun bekam. Anders als in der Vorlage setzte sich der turmhohe Favorit am Ende durch - knapp mit 1:0 .

So weit, so gut. Ein genauerer Blick verriet aber sofort, das dies nicht so hätte kommen müssen: Denn erstens verteidigte Team Melli an diesem Abend im Kasaner Stadion prächtig mit Leidenschaft, Teamgeist und einer aufgebotenen Sechserkette. Zweitens fing sich der Iran das Gegentor in der 54. Minute mit reichlich Pech, weil Verteidiger Ramin Rezaeian das Knie von Diego Costa abschoss und der Ball von dort unhaltbar ins Netz flog. Und drittens überzeugte das Team von Trainer Carlos Queiroz nach dem Rückstand plötzlich mit Offensivdrang.

Spielersteckbrief Rezaeian
Rezaeian

Rezaeian Ramin

Spielersteckbrief Taremi
Taremi

Taremi Mehdi

Spielersteckbrief Ezatolahi
Ezatolahi

Ezatolahi Saeid

Trainersteckbrief Queiroz
Queiroz

Queiroz Carlos

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
mehr Infos
Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe B
Pl. Verein Punkte
1
Portugal Portugal
4
Spanien Spanien
4
3
Iran Iran
3

Saeid Ezatolahi drehte in der 62. Minute zunächst nach erzieltem Tor zum innigen Jubel ab, doch der Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung nicht. Da half den Iranern auch die zusätzliche Video-Überprüfung von Referee Andres Cunha nichts. Dann verpasste Vahid Amiri um Haaresbreite (75.), ehe Mehdi Taremi die Kugel aus bester Position knapp drüber nickte (82.).

Das war unser erster Matchball, der zweite ist gegen Portugal.

Irans Trainer Carlos Queiroz

"Ich gratuliere meinen Spielern, es war ein wunderbarer Kampf gegen eine Mannschaft, die die WM gewinnen kann", sollte Nationalcoach Queiroz hinterher sagen. "Wir hatten ein besseres Ergebnis verdient." Das sahen seine Schützlinge genauso - anders war die Mimik der vielen traurigen Gesichter auf dem Rasen nicht zu deuten. Lob gab es auch von Spaniens Coach Fernando Hierro: "Das war nicht einfach. Der Iran hat das stark gemacht."

Doch aller Tage Abend ist in Gruppe B noch nicht für Team Melli, das nach dem 1:0-Auftakt gegen Marokko das Achtelfinale noch immer aus eigener Kraft schaffen kann. Was es dazu braucht? Einen Sieg gegen Europameister Portugal am kommenden Montag (20 Uhr) - oder unter theoretischen Vorzeichen auch ein Remis. Diesen Umstand nutzt auch Irans Trainer Queiroz, um die Enttäuschung nach dem 0:1 gegen Spanien in positive Energie umzuwandeln: "Wir haben viel in diesem Spiel gelernt, das war unser erster Matchball, der zweite ist gegen Portugal. Wir leben noch und träumen!"

Bewegende Bilder aus der Heimat

Am Rande der Partie im russischen Städtchen Kasan machte derweil eine Neuigkeit aus Irans Hauptstadt Teheran die Runde. Denn für ein Public-Viewing-Event des WM-Spiels gegen Spanien haben die Behörden auf öffentlichen Druck hin ihr Stadionverbot für Frauen offiziell gelockert. Nach intensiven Protesten und Sitzblockaden öffneten die örtlichen Polizisten auf Geheiß der Regierung die Tore. Erstmals seit 37 Jahren durften so im Azadi-Stadion Frauen und Männer gemeinsam ein Spiel von Herrenteams verfolgen.

Public Viewing in Teheran

Seite an Seite: Public Viewing in Teheran. imago

1981 hatten zum letzten Mal Fans beider Geschlechter Seite an Seite in einem Fußballstadion sitzen dürfen. Etwa 20.000 Tickets wurden für die Übertragung des WM-Spiels auf Videoleinwänden verkauft. Ob Zuschauerinnen auch zukünftig bei Spielen männlicher Teams zugelassen werden, steht indes noch nicht fest.

mag

Bilder zur Partie Iran - Spanien