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Niersbach-Abschied - Nachfolge-Debatte entbrannt

Beckenbauer will sich vorerst nicht öffentlich äußern

Niersbach-Abschied - Nachfolge-Debatte entbrannt

Wolfgang Niersbach hat sich am Mittwoch von den Mitarbeitern der DFB-Zentrale verabschiedet.

Wolfgang Niersbach hat sich am Mittwoch von den Mitarbeitern der DFB-Zentrale verabschiedet. Getty Images

Seine Verabschiedung von den Mitarbeitern der DFB-Zentrale in Frankfurt sei "hoch emotional" gewesen, berichtete Niersbach. "Ich verhehle nicht, dass mir selbst da ein paar Tränen gekommen sind", gestand er gegenüber dem Pay-TV-Sender Sky ein. Immerhin sei er 27 Jahre für den DFB tätig gewesen.

Der Entschluss, als DFB-Präsident zurückzutreten, sei im Laufe des Montags in ihm gereift. Am Morgen sei er noch bereit gewesen, um sein Amt zu kämpfen. "Dann habe ich weitere Informationen im Laufe des Montags erhalten und für mich den Entschluss gefasst", sagte Niersbach. Er bekräftigte noch einmal, dass "kein einziges Präsidiumsmitglied mich zum Rücktritt aufgefordert hat, dass der Rücktritt nicht erzwungen wurde." Persönlich habe er sich darüber gefreut, dass aus dem Kreis des Präsidiums die Bitte an ihn herangetragen wurde, seine Ämter bei der FIFA und der UEFA fortzuführen. "Dazu bin ich bereit", sagte Niersbach.

Darüber hinaus konnte Niersbach keine neuen Erkenntnisse in der Affäre um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland liefern. "Ich kann und darf jetzt nicht von weiteren Details und Untersuchungsergebnissen berichten", sagte er. Auch auf die Frage, ob es sich um seine Unterschrift unter jenem Briefentwurf aus dem Jahr 2004 handelt, mit dem bewiesen werden soll, dass er bereits frühzeitig von der Rückzahlung jener 6,7 Millionen Euro gewusst habe, blieb er schuldig. "Ich habe sie nicht zuordnen können. Ich bin dazu nicht in der Lage, es kann sie gewesen sein...", antwortete Niersbach.

Debatten um Nachfolgeregelung entbrannt

Unterdessen sind die Debatten um eine Nachfolgeregelung entbrannt. Erste Entscheidungen könnten bereits in der kommenden Woche fallen. Denn wie der hessische Verbandschef Rolf Hocke bestätigte, werden sich am kommenden Dienstag die Spitzen der Landesverbände in Hannover mit dem DFB-Präsidium treffen. Konkret solle darüber diskutiert werden, ob sich die Regional-Organisationen für die Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestags und eine damit verbundene Präsidentenneuwahl aussprechen. Oder ob mit dem neuen Führungsduo bestehend aus Rainer Koch und Reinhard Rauball bis zum nächsten ordentlichen Bundestag im November 2016 gearbeitet werden könne.

Vom Übergangsduo hat Rauball bereits kundgetan, keine Ambitionen auf das Amt als DFB-Präsident zu haben. Am Mittwoch überraschte der frühere DFB-Vizepräsident Karl Rothmund mit der Aussage, dass auch Koch nicht für das Amt kandidieren werde. "Da Rainer Koch aber nicht kandidiert, sondern Reinhard Grindel unterstützt - das weiß ich seit zwei Tagen und das wissen viele seit zwei Tagen - glaube ich, dass Reinhard Grindel gute Chancen hat, gewählt zu werden", sagte Rothmund der Deutschen Presse-Agentur. Grindel ist seit zwei Jahren als Nachfolger von Horst R. Schmidt Schatzmeister im Führungszirkel des DFB vertreten.

Beckenbauer wird sich weiterhin öffentlich nicht äußern

In den letzten Tagen rückte Franz Beckenbauer mehr und mehr in das Zentrum der Affäre. Doch wie schon in den vergangenen Wochen äußert sich der damalige Chef des WM-OK nicht zu den Vorwürfen. "Franz Beckenbauer steht den zuständigen Gremien weiterhin zur Verfügung und wird sich daher öffentlich nicht äußern", teilte das Management Beckenbauers am Mittwoch mit.

Am Vortag machte der DFB publik, dass der 70-Jährige im Jahr 2000 vier Tage vor dem Zuschlag der WM an Deutschland eine Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterzeichnet haben soll. In dem Dokument sollen dem ehemaligen Chef der nord- und mittelamerikanischen CONCACAF "diverse Leistungen" zugesichert worden sein. Der DFB hat im Zuge der neuen Erkenntnisse Beckenbauer aufgefordert, aktiver an der Aufklärung der Korruptionsvorwürfe mitzuarbeiten.

Dafür erhielt der Verband am Mittwoch einen Rüffel von Karl-Heinz Rummenigge. "Wenn ein Freund in schwierigen Zeiten steht, muss man ihm zur Seite stehen. Ich verstehe, dass der DFB größtes Interesse haben muss, dass die ganze Angelegenheit aufgeklärt werden muss", sagte der Bayern-Boss. Allerdings würde er sich einen etwas sensibleren Umgang mit der Person Franz Beckenbauer wünschen, weil ich glaube, dass auch der DFB durchaus der Person viel zu verdanken hat". Man müsse auch an die "diversen Weltmeisterschaften denken, die man wegen Franz Beckenbauer gewonnen hat und die man wegen ihm austragen durfte".

jer/dpa