WM

Serbiens Risiko mit Milinkovic-Savic

Serben erstmals seit 2010 wieder bei einer Endrunde

Serbiens Risiko mit Milinkovic-Savic

Hat seinen Platz in der serbischen Mannschaft noch nicht gefunden: Sergej Milinkovic-Savic.

Hat seinen Platz in der serbischen Mannschaft noch nicht gefunden: Sergej Milinkovic-Savic. imago

Lazio Rom, Milinkovic-Savics Klub, soll schon Offerten über 100 Millionen Euro für den Offensivspieler abgelehnt haben. Dass er in diesem Sommer wechselt, gilt jedoch als sehr wahrscheinlich. Juventus Turin und Manchester United gelten als größte Interessenten. Seinen Wechsel will er sich reiflich überlegen, zuvor liegt sein Hauptaugenmerk aber auf der WM in Russland.

Mit Serbien hofft er auf ein gutes Turnier - und in Serbien hofft man auf Milinkovic-Savic. Doch es gibt ein großes Problem: Wohin mit dem hochbegabten U-20-Weltmeister von 2015? Unter Trainer Mladen Krstajic spielen die Serben in einem 4-2-3-1, in dem eigentlich kein Platz für Milinkovic-Savic ist.

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe E
Pl. Verein Punkte
1
Serbien Serbien
3
2
Brasilien Brasilien
1
Schweiz Schweiz
1
Spielersteckbrief S. Milinkovic-Savic
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Kein Platz für Hybrid "SMS"

"SMS" ist ein Hybrid aus Achter, Zehner und einer Prise Sechser - vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit Frankreichs Paul Pogba. Milinkovic-Savic spielt sehr gerne nach vorne, glänzt sowohl als Vorbereiter wie Vollstrecker - für Lazio erzielte er in der abgelaufenen Saison zwölf Tore und war häufig an gefährlichen Aktionen beteiligt.

In der serbischen Mannschaft, die sehr gerne das schnelle Flügelspiel forciert, war in den letzten zwei Jahren für einen Spieler vom Typ Milinkovic-Savic kein Platz. Nemanja Matic fungiert als Taktgeber und Organisator, neben dem Star von Manchester United gab der schussstrake Luka Milivojevic (Crystal Palace) eine Art Staubsauger vor der Abwehr. Davor wirbelt für gewöhnlich das Trio Adem Ljajic (FC Turin), der pfeilschnelle Kostic (HSV) sowie Southamptons Dusan Tadic, der offensiv Dreh- und Angelpunkt bei den Weißen Adlern ist.

Krstajic hat seinen Job auch Milinkovic-Savic zu verdanken

Mladen Krstajic

Kam etwas überraschend zu seinem Trainerjob: Serbiens Nationalcoach Mladen Krstajic. imago

Serbien, das erstmals seit 2010 wieder an einem großen Turnier teilnimmt, kann es sich aber eigentlich nicht leisten, auf einen Spieler wie Milinkovic-Savic zu verzichten. Das weiß auch Nationaltrainer Krstajic, der seinen Job im Grunde dem Angreifer von Lazio Rom zu verdanken hat. Qualifiziert haben sich die Serben nämlich unter Slavoljub Muslin, der aber Milinkovic-Savic und andere Talente wie z.B. Werder Bremens Milos Veljkovic links liegen gelassen hatte. Da sich Muslin partout geweigert hatte, Milinkovic-Savic zu nominieren, um das Talent zumindest für Serbien festzuspielen - Montenegro hatte Berichten zufolge seine Fühler bereits ausgestreckt -, zog der Verband (FSS) die Reißleine, setzte Muslin vor die Tür und installierte Co-Trainer Krstajic als neuen Coach.

Dieser setzt nun auch, wie von vielen Fans gewünscht, verstärkt auf die Jugend. So stellt Serbien mit einem Durchschnittsalter von 25,85 Jahren das fünftjüngste Team des Turniers - nur Nigeria (25,01), Frankreich (25,12), England (25,14) und Tunesien (25,61) sind jünger. In puncto Jugend hat Krstajic also gezeigt, dass er bereit ist, Risiken einzugehen. Macht er das auch in Bezug auf die Spielweise? Seit Jahren setzen die Serben auf wenig Ballbesitz, eine stabile Defensive, schnelle Konter und ein paar Standards. Das war in fast allen Spielen der WM-Qualifikation der Fall und ebenso in den Tests gegen Marokko (1:2), Nigeria (2:0) sowie Chile (0:1).

Bemerkenswertes Risiko gegen Bolivien

Umso bemerkenswerter war dabei die WM-Generalprobe gegen Bolivien. In diesem Spiel waren die Serben die spielbestimmende Mannschaft, sie gaben Takt sowie Tempo vor und gewannen am Ende deutlich mit 5:1. Krastajics Kniff dabei war, dass er im Mittelfeld Milivojevic "opferte" und dafür Milinkovic-Savic brachte, der deutlich offensiver agierte. Die Serben spielten folglich in einem 4-1-4-1, was gerade dem Offensivspiel und damit auch der einzigen Sturmspitze Aleksandar Mitrovic guttat - dem Stürmer des FC Fulham glückten in diesem Spiel drei Tore.

In Serbien wird nun heiß diskutiert, ob das auch ein Modell für die WM wäre. Eine derart offensive Ausrichtung wäre allerdings riskant, zumal die Abwehr rund um die Routiniers Branislav Ivanovic (34, Zenit St. Petersburg), Dusko Tosic (33, Besiktas Istanbul) und Aleksandar Kolarov (32, AS Rom) nicht unbedingt durch Geschwindigkeit hervorsticht. Aufgrund der Tatsache, dass Bolivien offensiv schlicht zu schwach war, um die Serben ernsthaft zu fordern, kann man auch nur schwer Rückschlüsse ziehen, ob man in dieser Formation auch gegen stärkere Gegner, wie sie bei der WM zweifellos zu erwarten sind, bestehen könnte. Letztlich bleibt das jedoch eine Frage, die allein Krstajic beantworten wird müssen.

Zum Auftakt der WM trifft Serbien am Sonntag in Gruppe E auf Costa Rica (14 Uhr), am Freitag darauf geht es gegen die Schweiz, ehe zum Vorrunden-Abschluss der Kracher gegen Brasilien ansteht (27. Juni).

Vladimir Milutinovic

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