Kapitän Luka Modric, kurz vor Schluss ausgewechselt, verließ den Platz unter Freudentränen, Trainer Zlatko Dalic schloss seinen Star in die Arme. Dabei war es in diesem Halbfinale gegen England, das den größten Erfolg in Kroatiens Fußballgeschichte markierte, ausnahmsweise nicht Modric, der am Ende den Unterschied machte. Die beiden Ex-Bundesligaprofis Ivan Perisic und Mario Mandzukic drehten für die Kroaten das Spiel, in das sie über eine Stunde kaum gefunden hatten.
"Ein 0:1 gegen England aufzuholen, das können nur große Mannschaften", befand Siegtorschütze Mandzukic am Mikrofon des kroatischen Fernsehsenders HTW. Emotional fügte er an: "Das ist ein Wunder. Wir waren wie Löwen." Aus einer eigentlich harmlosen Kopfball-Vorlage von Perisic hatte er in der 109. Minute das Siegtor erzielt, weil er handlungsschnell die Situation erkannt hatte und seinem Gegenspieler John Stones entwischt war.
Ich habe immer davon geträumt, ein entscheidendes Tor für die Nationalmannschaft zu machen.
Ivan Perisic
Durch das Tor avancierte Mandzukic, der lange keine Bindung zum Spiel gefunden hatte, zum Matchwinner. Zum "Man of the Match" wurde jedoch Vorlagengeber Perisic gekürt, der in der regulären Spielzeit den Ausgleich erzielt hatte. "Ich habe immer davon geträumt, ein entscheidendes Tor für die Nationalmannschaft zu machen", sagte er auf der anschließenden Pressekonferenz. "Wir sind wieder schwächer ins Spiel gestartet, haben dann aber Charakter gezeigt."
Fünf Spiele gegen Frankreich - noch kein Sieg
Im dritten K.O.-Spiel war es der dritte Sieg der Kroaten nach Verlängerung oder Elfmeterschießen. Einen solchen Weg ins Finale hatte es bei einer Fußball-WM zuvor noch nie gegeben. Modric, Mandzukic & Co. überflügelten durch ihren Sieg sogar die legendäre kroatische Mannschaft von 1998, die am Ende Platz drei erreichte. "Vor 20 Jahren habe ich im Trikot der Nationalmannschaft unsere Jungs angefeuert", erinnerte sich Perisic. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jetzt im Finale spielen darf."
Spielbericht
Am Sonntag wartet nun Frankreich - das Land, das den kroatischen Traum 1998 durch einen 2:1-Sieg im Halbfinale platzen ließ. In insgesamt fünf Vergleichen der beiden Länder konnten die "Kockasti" noch nie gegen die Équipe Tricolore gewinnen. Ein Sieg am Sonntag wäre die denkbar beste Gelegenheit, das zu ändern und würde Kroatien zum wohl größten Überraschungsweltmeister der jüngeren WM-Geschichte machen. "Wir haben das letzte Wort noch nicht gesprochen", blickte Trainer Zlatko Dalic bei HTW voraus. "Es liegt noch ein Spiel vor uns und wenn Gott will, dann werden wir Weltmeister."