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Bollwerk statt Dynamite? Eriksen ist der Schlüssel

Dänemark auf den Spuren von 1992 - Fünfter Anlauf bei einer WM

Bollwerk statt Dynamite? Eriksen ist der Schlüssel

Nicht nur auf dem Platz bei den Dänen im Mittelpunkt: Christian Eriksen.

Nicht nur auf dem Platz bei den Dänen im Mittelpunkt: Christian Eriksen. Getty Images

Es ist ruhig geworden um den Überraschungs-Europameister von 1992. So ruhig, dass die beiden letzten Großereignisse in Brasilien und in Frankreich ohne die Dänen über die Bühne gingen. Von der Bühne ging es für Trainerlegende Morten Olsen, der 2015 nach 16 Jahren als dänischer Nationaltrainer den Stab an Age Hareide weitergab. So war es ein Norweger, der sein Nachbarland zurück auf das große Parkett brachte - wenn auch über einen Umweg.

Die WM-Qualifikation verlief holprig, nur drei Punkte nach drei Spielen, Polen hatte mit dem 3:2 am 2. Spieltag gegen die Dänen schnell die Nase vorne. Zwar wurden die Weißen Adler am 7. Spieltag in Kopenhagen beim 4:0 mächtig gerupft, doch der Sieg, den Bremens Thomas Delaney (künftig Dortmund) einleitete und Superstar Eriksen mit dem vierten Treffer eintütete, reichte am Ende nicht. Robert Lewandowski und Co. schickten Danish Dynamite mit fünf Zählern Vorsprung in die Play-offs gegen Irland. Zu Hause biss sich die Hareide-Elf die Zähne am irischen Bollwerk aus, doch in Dublin wurde der WM-Traum trotz 0:1-Rückstand doch noch wahr. Mann des Abends: Eriksen. Der Profi von Tottenham Hotspur war nicht nur Dreh- und Angelpunkt, sondern auch dreifacher Torschütze beim 5:1.

Natürlich freue ich mich sehr auf die WM, aber selbstverständlich lasse ich meine Frau Sabrina und mein Kind jetzt nicht gerne alleine.

Christian Eriksen

"Christian ist unser wichtigster Mann, da braucht man nicht lange drüber reden. Er hat eine Wahnsinnssaison gespielt", meinte jüngst Innenverteidiger Jannik Vestergaard. Auf Eriksen (37 Liga-Spiele, zehn Tore/sechs Champions-League-Partien, zwei Tor) ruhen auch die Hoffnungen bei den Titelkämpfen in Russland. Allerdings hat der Offensivmann, der in einem offensiven 4-3-3 von Hareide zentral hinter den Spitzen eingesetzt wird, den Kopf noch nicht ganz frei. Der 26-Jährige wurde vergangenen Woche Vater eines Sohnes. "Natürlich freue ich mich sehr auf die WM, aber selbstverständlich lasse ich meine Frau Sabrina und mein Kind jetzt nicht gerne alleine", meinte Eriksen vor dem Abflug nach Anapa am Schwarzen Meer.

Bollwerk statt Dynamite?

Zuvor hatte er aber mit dem Tor zum 2:0 im Test gegen den deutschen Gruppengegner Mexiko am vergangenen Wochenende noch zugeschlagen. Auffällig bei den Dänen: in den letzten vier Tests gab es kein Gegentor. Im Tor steht mit Kasper Schmeichel (Leicester City), dem Sohn von Rekordspieler und Torwartlegende Peter Schmeichel ein klasse Keeper, das Bollwerk davor leitet der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer (FC Sevilla). Neben dem Abwehrchef macht England-Profi Andreas Bjelland (FC Brentford) das Zentrum dicht. Und mit Gladbachs Jannik Vestergaard, dem Ex-Borussen Andreas Christensen (FC Chelsea) sowie Mathias Jörgensen (Huddersfield) hat Hareide hochwertige Alternativen. Die Defensive als Schlüssel zum Erfolg? Zwar nicht gerade Danish Dynamite, aber sicherlich hilfreich. Zumal mit dem Ex-Stuttgarter William Kvist (FC Kopenhagen) und Delaney vor der Abwehr zwei starke Abräumer stehen. Vorne sollen es Leipzigs Yussuf Poulsen, der gegen Mexiko das 1:0 erzielte, sowie Pione Sisto (Celta Vigo), die beide über die Seite kommen, so wie Nicolai Jörgensen (Feyenoord Rotterdam) als zentraler Stürmer richten.

Auf den Spuren des 98er-Teams?

Vestergaard hat angekündigt, "ein bisschen was reißen" und "die Fans in Dänemark stolz machen" zu wollen. Dänemark auf den Spuren von 1998, als erst im Viertelfinale gegen Rekordweltmeister Brasilien (2:3) Schluss war? "Frankreich ist natürlich der absolute Favorit, Australien müssten wir schlagen, dann wird es das Knackspiel gegen Peru, die halte ich auch für richtig stark", hatte Vestergaard die Lage in der Gruppe C eingeordnet.

nik

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