Europa League

Europa League: Die Fragen zum Duell zwischen RB Leipzig und RB Salzburg

Brisanter Europa-League-Auftakt in Leipzig

Wirklich so "entflochten"? Die Fragen zu RB gegen RB

Salzburger und Leipziger zugleich: Was beide RB-Klubs verbindet.

Salzburger und Leipziger zugleich: Was beide RB-Klubs verbindet. imago (3)

Zwei Klicks braucht es, um festzustellen, dass RB Leipzig und RB Salzburg zwar sagen können, sie hätten im Grunde nichts mehr miteinander zu tun, der Fanshop aber wohl mehr weiß. Ausgehend von der Leipziger Website geht der erste Klick auf den "Shop"-Button und der zweite im sich anschließend öffnenden Fenster auf "Red Bull Shop".

Dort versuchen drei Profis im bordeauxroten Nike-Trikot, ernst dreinzuschauen. Sie sollen das neue Trikot für den Europacup bewerben. "Der Stoff für Europa", steht dort in Großbuchstaben. Etwas kleiner darunter der befehlende Hinweis: "Hol Dir das Internationale Trikot 2018/19 des FC Salzburg". Die drei Profis sind Diadie Samassekou, Andreas Ulmer und Munas Dabbur; und sie haben nichts mit RB Leipzig zu tun!

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Europa League - Gruppenphase, 1. Spieltag
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Drei Fenster weiter haben sich dann Diego Demme, Yussuf Poulsen, Timo Werner und Stefan Ilsanker für "DIE RB Leipzig Fan Kollektion 2018/19" ablichten lassen; und sie haben nichts mit Red Bull Salzburg zu tun!

Neun Jahre und zwei Logo-Wechsel später

Und so fühlt es sich merkwürdig an, wenn Leipzig vor dem Europa-League-Auftakt (21.00 Uhr, LIVE! bei kicker.de und im Stream auf DAZN ) auf seiner Online-Plattform ein Gegnerporträt präsentiert, das "Team aus der Mozart-Stadt" lobt und Salzburg-Trainer Marco Rose als gebürtiger Leipziger offenbar die einzige, marginale Verbindung beider Teams zu sein scheint.

Auch wenn das Leipziger "RB" offiziell für RasenBallsport steht, ist es kein Geheimnis, dass Brause-Gigant Red Bull sowohl in Sachsen als auch in Salzburg, wo der Serienmeister den Namen des Getränkekonzerns übrigens ganz legal benutzen darf, wesentlich involviert ist. In Leipzig als Hauptgesellschafter, in Salzburg formell nur noch als Sponsor.

2005 übernahm Dietrich Mateschitz den Traditionsverein Austria Salzburg. Vier Jahre später folgte der Leipziger Ableger; Mateschitz verschaffte ihm durch den Kauf des SSV Markranstädt auf Anhieb einen Platz in der fünftklassigen Oberliga. Fast zehn Jahre ( und zwei Logo-Änderungen ) danach hat sich RB Leipzig zum zweiten Mal in Folge für den Europapokal qualifiziert.

Die Fragen und der Ernstfall: Was wäre, wenn?

Nun kommt es zum ersten Aufeinandertreffen zwischen Leipzig und Salzburg; es bringt natürlich Fragen mit sich. Wie kommen die Akteure, von denen nicht wenige schon mal beim Gegner aufliefen , auf dem Platz mit dem Duell zurecht? Was ist, wenn einer der beiden Klubs vor dem Rückspiel Ende November (5. Spieltag) dringend drei Punkte benötigt und der andere bereits ausgeschieden ist? Gibt Mateschitz dann eine Stallorder aus?

Natürlich weisen die Verantwortlichen etwaige Überlegungen weit von sich und erklären, dass die Vereine nichts mehr miteinander zu tun haben und beide eigenständig agieren. "Die Klubs waren vor Jahren mal eng verzahnt, das ist ja nicht mehr der Fall", sagt Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Im Zuge des formalen Entflechtungsprozesses 2015 gaben Mintzlaff sowie RB-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick ihre Führungspositionen in Salzburg auf. Bis dahin waren bereits mehrere Spieler von Salzburg nach Leipzig gewechselt und umgekehrt.

Zumindest die Vereinslogos trennt inzwischen mehr als nur der Städtename. 2017, als sich erstmals beide für den Europapokal qualifizierten, hatte die UEFA darauf bestanden, dass die Österreicher international nicht nur als "FC Salzburg", sondern auch mit einem anderen Wappen auflaufen. Also entfernte RB einen der zwei Bullen und ließ das Logo rund werden.

Die Art und Weise, wie Leipzig Salzburg kaputt macht, ist nicht schön anzuschauen.

Martin Hinteregger begründet seine Leipzig-Absage

Nur wenige Stunden später verkündete RB Leipzig übrigens offiziell den Transfer Konrad Laimers von RB Salzburg. Als 18. und bislang letzter Profi wechselte er die Seiten und unterschrieb beim damaligen Vizemeister. Umgekehrt gingen nur sieben den anderen Weg und verließen Leipzig gen "Mozart-Stadt".

Die mitunter dubiose Transferpolitik ist einer der Hauptgründe, warum die Begegnung am Donnerstagabend überwiegend kritisch beäugt wird. Marcel Sabitzer, den Zweitligist Leipzig 2014 aufgrund einer nur fürs Ausland gültigen Ausstiegsklausel für zwei Millionen Euro von Rapid Wien verpflichten konnte, wurde umgehend nach Salzburg verliehen. Ohne Leipzig hätte Salzburg entweder viel mehr Ablöse bezahlen müssen oder Rapid hätte sich komplett quergestellt.

Mit Keita machte Leipzig großes Geld - aber was bekam Salzburg?

Sonst war meistens Leipzig der Profiteur. Während Salzburg Spieler wie Smail Prevljak oder Omer Damari bekam, holte Leipzig in einem Sommer Naby Keita und Bernardo für über 20 Millionen Euro, ein halbes Jahr später kam Dayot Upamecano für weitere zehn Millionen.

Einer, der darauf keine Lust hatte, machte das auch sehr deutlich klar. Martin Hinteregger, in Salzburg ausgebildet, entschied sich nach einer halbjährigen Leihstation bei Borussia Mönchengladbach gegen einen Wechsel von Salzburg nach Leipzig und ging lieber zum FC Augsburg. "Die Art und Weise, wie Leipzig Salzburg kaputt macht, ist nicht schön anzuschauen", hatte der Österreicher damals gepoltert. "Ich finde das schade, denn im Endeffekt sind es zwei verschiedene Vereine, aber es wird alles aus Leipzig regiert, alles nur zu Leipziger Gunsten. Salzburg wird komplett links liegen gelassen." Aus Salzburger Sicht, echauffierte sich Hinteregger weiter, "ist da sicher Wut dabei. Wir hatten eigentlich immer eine gute Gemeinschaft und - zack - ist wieder ein Spieler in Leipzig. Es kommt nie eine richtige Mannschaft zustande."

Salzburg wehrt sich inzwischen dagegen, auch wenn der damalige Trainer Oscar Garcia 2016 konstatiert hatte: "Wir sind ein Ausbildungsverein." Jetzt sagt Marco Rose: "Wir haben vor allem letzte Saison unsere eigene Geschichte geschrieben." Der Beinahe-Einzug ins Europa-League-Finale habe "gezeigt, dass sich die Jungs bei uns herausragend entwickeln. Wir haben viele Spieler, die bei anderen Top-Vereinen hoch im Kurs stehen. Die Jungs haben ihren Marktwert über Leistung verdreifacht und da wollen wir weitermachen."

Der Keita-Ersatz kommt aus Salzburg - mit Verspätung

Dennoch zeichnet sich im Winter der nächste Streitfall ab und wieder wird nach kicker-Informationen ein hochveranlagter Salzburg-Profi nach Leipzig wechseln. Amadou Haidara (20) hätte eigentlich schon im Sommer als Keita-Ersatz kommen sollen, doch Salzburg ließ ihn nicht gehen und verlängerte den Vertrag bis 2022. Es diente letztlich nur als Verzögerungsmaßnahme.

So sehr sie sich also auch "entflochten" haben, so viele Bullen sie auch aus den Logos nehmen; Zweifel bleiben, wenn RB Leipzig den "FC" Salzburg empfängt. Und wer weiß, was passiert, wenn der Ernstfall in zwei Monaten tatsächlich eintritt.

mkr

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