Champions League

Jürgen Klopp über Zinedine Zidane: "Zwei Trainer ohne Ahnung - könnte lustig werden"

Was Liverpools Trainer mit Zidane verbindet und was nicht

Klopp: "Zwei Trainer ohne Ahnung - könnte lustig werden"

"Wir sind wirklich verschieden", sagt Zinedine Zidane über Jürgen Klopp - doch es gibt auch Gemeinsamkeiten.

"Wir sind wirklich verschieden", sagt Zinedine Zidane über Jürgen Klopp - doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. picture alliance (2)

Aus Kiew berichtet Martin Gruener

Normalerweise ist ja Jürgen Klopp der Typ für die lustigen Momente, am Tag vor dem Finale aber sorgte sogar der sonst oft ruhige Zinedine Zidane für Lacher. Ob er denn Gemeinsamkeiten sehe zwischen sich und Klopp, wurde der Franzose auf der internationalen Pressekonferenz vor dem Finale in Kiew gefragt. Zidane wartete kurz die Übersetzung ab und fragte dann zur Sicherheit nach: "Als Trainer? Oder als Spieler?"

Zidane ist ein höflicher Mensch, also antwortete er lächelnd: "Ich war vielleicht ein bisschen besser. Aber er war auch gut." Eleganter kann man die Klippe kaum umschiffen, wenn ein Welt- und Europameister sowie dreimaliger Weltfußballer über einen Zweitligaprofi sprechen soll. Als Trainer hingegen sehe er nichts, was die beiden rein typmäßig miteinander verbinde. "Wir sind wirklich verschieden."

Hier Klopp, der brodelnde Vulkan, dort Zidane, oft still und klar wie der Pazifische Ozean. Beobachtet man beide bei ihren Abschlusstrainings in Kiew aber, tauschen sie vermeintlich die Rollen. Zidane mischt höchst impulsiv mit und legt bei den Torschussübungen technisch edel den Ball für Cristiano Ronaldo und Co. auf. Klopp hingegen steht fast stoisch mit verschränkten Armen da und beobachtet. Es wird das erste Duell der beiden. Noch nie sind sich Zidane und Klopp als Cheftrainer an der Seitenlinie begegnet. Als Spieler auf dem Platz wenig verwunderlich auch nicht.

Sie sind organisiert, wenn sie organisiert sein müssen, und haben Chaos, wenn es Chaos braucht.

Jürgen Klopp über Real Madrid

Klopp hatte Zidane schon zuvor in den höchsten Tönen gelobt. "Er war einer der besten fünf Spieler der Welt. Wer wie er in dieser Gegend von Marseille aufgewachsen ist, der ist ein Fighter." Aber zugleich habe Zidane auf dem Platz nie leiden müssen, "weil er so viel besser war als die anderen. Und genauso brillant ist er auch als Trainer." Denn wer glaube, dieser Zidane könne ja noch keine Ahnung haben von Taktik, weil er erst seit zweieinhalb Jahren als Cheftrainer arbeite, der sei richtig auf dem Holzweg, so Klopp, der aus dem Schwarzwald stammt und einst vor 17 Jahren den 1. FSV Mainz 05 als Coach übernahm. "Dann müsste man das gleiche auch von mir denken. Also zwei Trainer ohne Ahnung, könnte ein lustiges Spiel werden."

Wird es ja vielleicht auch, weil beide Trainer offensiv denken und spielen lassen. Dieses Real Madrid, das sei eine Mannschaft, die dank Zidane und seiner Weltstars so zuverlässig funktioniere "wie ein Schweizer Uhrwerk", sagt Klopp. "Sie sind organisiert, wenn sie organisiert sein müssen, und haben Chaos, wenn es Chaos braucht." Fußball sei nun mal ein einfaches Spiel und keine Quantenmechanik. Genauso sieht es Zidane, der aber lieber nicht von Chaos in seiner Mannschaft spricht. "Du musst wissen, wo und wie stark dich der Gegner treffen kann. Genauso ist es andersherum. Das ist meine Philosophie."

Holt Zidane in seiner dritten Saison zum dritten Mal den Henkelpott?

Zidane kann gleich in seiner dritten Saison als Cheftrainer der erste Coach werden, der den wichtigsten Europacup dreimal in Folge gewinnt. Selbst für Legenden wie Bela Guttmann (Benfica), Helenio Herrera (Inter) oder Dettmar Cramer (FC Bayern) war nach zwei Triumphen in Folge Schluss, die fünf Serientitel in der ersten großen Real-Ära ab 1956 gingen auf das Konto der Herren José Villalonga, Luis Carniglia (je 2) sowie Miguel Munoz. Aber immerhin zwei Kollegen gewannen den Pott schon dreimal: Bob Paisley (mit Liverpool 1977, 1978 und 1981) sowie Carlo Ancelotti, 2003 und 2007 mit Milan sowie 2014 mit Real Madrid, als Zidane bereits sein Co-Trainer war.

Klopp würde sicher schon dieser eine Triumph unsterblich machen daheim an der Anfield Road. Und zugleich würde er den Kreis der deutschen Champions-League-Sieger auf fünf erweitern. Bisher gelang dies als Trainer erst Udo Lattek sowie den je doppelt erfolgreichen Cramer, Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes. Der bislang einzige Henkelpott-Gewinner als Trainer aus Frankreich heißt hingegen: Zinedine Zidane.

Tore, Titel, Bilanz: 16 Fakten zu Real gegen Liverpool