Die jetzt erfolgte Trennung kommt nicht überraschend. Sie hat sich lange angebahnt und ihren Ursprung in einem monatelangen Hick-Hack um eine Vertragsverlängerung des Cheftrainers. Warum die Klubführung diesen branchenüblichen Vorgang, einen Trainer nicht in ein letztes Vertragsjahr zu schicken, umgehen wollte, bleibt ihr Geheimnis. Denn eine plausible Erklärung lieferten Mintzlaff und Rangnick in den vom Verein verschickten offiziellen Statements nicht, auch die demonstrativen Pro-Hasenhüttl-Wortmeldungen von Führungsspielern (Orban, Demme) brachten die Bosse nicht von ihrem unverständlichen Weg ab.
Sportliche Gründe können bei objektiver Betrachtungsweise nicht der Grund für solch ein Misstrauensvotum gegenüber dem Coach sein. Die abgelaufene Spielzeit verlief zwar nicht so sensationell wie die Premierensaison in der Bundesliga. Aber die mit Platz sechs verbundene Qualifikation für das internationale Geschäft sowie der Viertelfinal-Einzug in der Europa League waren mehr, als die Verantwortlichen ursprünglich als Saisonziel ausgegeben hatten.
Hasenhüttls Entscheidung, ohne einen langfristigen Auftrag durch den Verein nicht weitermachen zu wollen, ist nachvollziehbar. Und sie kann Rangnick auch nicht überraschen, weil sich beide Seiten zu Jahresbeginn darin einig waren, dass sie auf keinen Fall gemeinsam in ein letztes Vertragsjahr gehen wollen. Hasenhüttl ist in dieser Frage konsequent geblieben, weil er weiß, dass die nebulöse Strategie der Klubführung seine Autorität zusehends untergraben und sein Arbeiten erschwert hätten. Wie hätte ein Trainer den Auftrag, diese junge und talentierte Mannschaft nachhaltig und zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln, erfüllen sollen, wenn er sich permanent in Frage gestellt sehen muss? Jedes sportliche Tief hätte in dieser Konstellation unweigerlich zu einer Diskussion um den Trainer geführt. Mit dem jetzigen Schritt kam Hasenhüttl einer schleichenden Demontage zuvor.
Oliver Hartmann