Bundesliga

Leon Bailey? Lars Bender ist Bayer Leverkusens wahrer Unterschied-Spieler

Leverkusen und die Lehren nach dem Derby in Köln

Bailey? Lars Bender ist Bayers Unterschied-Spieler

"Mit ihm auf dem Platz ist es etwas anderes": Bayer-Kapitän Lars Bender.

"Mit ihm auf dem Platz ist es etwas anderes": Bayer-Kapitän Lars Bender. imago

Es gibt Statistiken, deren Sinn sich nicht jedem sofort erschließen. Und es gibt solche, die stutzig machen. Weil sie dem Leser einen Fakt dermaßen deutlich vor Augen führen, dass dies einen heftigen Aha-Effekt nach sich zieht.

Es gibt Spieler, die man heutzutage gerne Unterschied-Spieler nennt. Damit sind jene Profis gemeint, die in der Lage sind, ein Spiel zu entscheiden, die den Unterschied ausmachen zum ansonsten eigentlich gleichstarken Gegner. In Leverkusen fällt dazu jedem sofort Leon Bailey ein. In der Tat ist der flinke Jamaikaner notenbester Bundesligaspieler (2,57 im Schnitt) und als bester Scorer (9 Tore/6 Assists) mit verantwortlich dafür, dass Bayer sich in der Spitzengruppe hält und die Plätze anvisiert, die direkt nach Europa führen.

Unterschied-Spieler Bailey? Die Zahlen belegen das nicht

Aber Unterschied-Spieler? Die Zahlen belegen das nicht. Mit Bailey auf dem Platz holte Bayer in 23 Spielen durchschnittlich 1,52 Zähler, ohne ihn in vier Spielen 2,25 Punkte. Der Fairness halber muss man hinzufügen, dass die deutlich unterschiedliche Anzahl der Spiele diese Statistik nicht wirklich belastbar macht.

So gesehen heißt der Unterschied-Spieler bei Bayer also anders. Er ist kein Offensivspieler, wenngleich er auch den Weg nach vorne beherrscht. Mal ist er Sechser, mal Außenverteidiger - immer eine verlässliche Größe. Die Rede ist von Lars Bender, dem Kapitän der Werkself und nach kicker-Noten zweitbesten Bundesligaprofi (2,69). Mit ihm holte Bayer in 17 Spielen 1,94 Punkte im Schnitt, ohne ihn in zehn Spielen lediglich 1,10. Das ist ein Unterschied, basierend auf Zahlen, die sich durchaus vergleichen lassen.

Bender ist derjenige, der den Wecker klingeln lässt

Am Sonntag in Köln (0:2) fehlte Bender wegen muskulärer Probleme, Leverkusen verlor verdient. Jonathan Tah, nach dem Wechsel die zentrale Figur im Spiel der Gäste, brachte es auf den Punkt: "Lars ist sehr wichtig für uns, mit ihm auf dem Platz ist es etwas anderes", analysierte der Nationalspieler und fügte selbstkritisch an: "Aber wir können uns nicht an einem Spieler festhalten, und wenn der fehlt, dann läuft es nicht."

Mental sei die Mannschaft längst nicht so präsent gewesen wie die Kölner. Tahs bitteres Fazit: "Das hatte mit dem Kopf zu tun, mit der Einstellung. Mit dem, was du bringen willst." Genau in diesem Bereich ist Bender, der "Mentalitätsspieler", auch derjenige, der die Mannschaft zusammenhält, die Kommandos gibt und den Wecker klingeln lässt.

Leverkusens dritter Platzverweis vor der Pause: Alario muss zahlen

Die nun anstehende Pause will man nutzen, um das Derby zu analysieren und so aufzuarbeiten, dass nichts mehr übrig bleibt von der Schlafmützigkeit vor der Pause: "Gegen Augsburg", fordert Tah, "müssen wir uns anders präsentieren." Vor allen Dingen auch disziplinierter. Die Rote Karte nach Tätlichkeit für Lucas Alario (kicker-Note 6) begünstigte die Pleite, es war bereits der dritte Platzverweis in dieser Saison gegen Bayer, der vor der Pause ausgesprochen wurde. Umso dümmer, da er nicht auf einem Zweikampf basierte, sondern auf einem Ausraster des Stürmers. Was ihn selbst sicherlich neben der Sperre noch ein paar Euro in die Strafkasse kosten wird.

Frank Lußem