Champions League

Bayerns Jerome Boateng nach dem Kantersieg gegen Besiktas im Interview: "Es ist nicht einfach für den Trainer"

Interview mit Jerome Boateng

"Es ist nicht einfach für den Trainer"

Verständnis für den Trainer: Jerome Boateng über den Bankplatz von Arjen Robben.

Verständnis für den Trainer: Jerome Boateng über den Bankplatz von Arjen Robben. imago

Herr Boateng, wie gefiel Ihnen das Spiel gegen Besiktas?

In der ersten Hälfte war es schlecht. Da haben wir sehr unkonzentriert gespielt, selbst nach der Roten Karte. Nach der Pause haben wir es viel besser gemacht, mit mehr Konzentration und mehr Druck. Da funktionierte auch unser Positionsspiel, wir haben dann die Tore erzielt, weil wir auch die nötige Ruhe vor dem Tor hatten.

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Was sagt dieses klare Ergebnis über die internationale Stärke des FC Bayern in dieser Champions-League-Saison aus?

Noch nicht so viel, weil uns der frühe Platzverweis in die Karten gespielt hat, gerade in der zweiten Halbzeit. Vor der Pause haben wir viel zu viel zugelassen, obwohl wir da schon ein Mann mehr waren. Und bei elf gegen elf hatten wir ebenfalls zu viele Unkonzentriertheiten.

Wurde das Ergebnis so deutlich, weil Besiktas nach 14 Minuten ein Mann weniger war? Oder weil der FC Bayern im zweiten Durchgang so aufgedreht hat?

Da kam beides zusammen. Nach einer Roten Karte tut sich jede Mannschaft schwer, umso mehr auswärts. Andererseits haben wir es nach dem Wechsel gut gemacht, da stimmte unser Passspiel, wir haben viel zielstrebiger unseren Weg zum gegnerischen Tor gesucht.

Wenn wir gegen einen anderen Gegner eine solche erste Halbzeit hinlegen, liegen wir schnell 0:2 oder 0:3 zurück.

Boateng über die Favoritenrolle in der Champions League

Ein 5:0-Sieg in einem K.-o.-Spiel hat sicher eine gewisse Außenwirkung auf die Konkurrenz in Europa. Hat sich der FC Bayern mit diesem Resultat in den Kreis der Mitfavoriten geschossen?

So weit würde ich noch nicht gehen. Allerdings wissen wir, dass wir dazu in der Lage sind, in diesem Wettbewerb weit zu kommen. Aber wenn wir gegen einen anderen Gegner eine solche erste Halbzeit hinlegen, liegen wir schnell 0:2 oder 0:3 zurück.

Arjen Robben reagierte nicht begeistert darauf, dass er zunächst auf der Bank sitzen musste. Befürchten Sie, dass es künftig Ärger gibt, wenn die Rotation Topstars gerade in den großen Spielen trifft?

Sebastian Rudy

Sebastian Rudy mit dem kicker-Sonderheft zum Europapokal.

Nein, jeder muss die Entscheidung respektieren. Arjen ist ein Vollblutfußballer. Würde er über diese Situation lächeln, würde ihm das nicht guttun. Er ist superehrgeizig. Man kann durchaus verstehen, dass Spieler wie Arjen Robben und auch Franck Ribery enttäuscht sind, wenn sie in einem so großen Spiel draußen sind. Trotzdem gab es keinen Ärger, Arjen hat sich super eingefügt und neuen Schwung reingebracht. James hatte in den vergangenen Wochen auch sehr gut gespielt, es war eine schwierige Entscheidung. Es ist nicht einfach für den Trainer.

Wenn James und Thomas Müller als Achter spielen, ist diese Variante offensiver als mit Arturo Vidal und James in dieser Rolle, wie es nun gegen Besiktas praktiziert wurde. Welches Modell ist für die Abwehrkette das bessere?

Wir wollten unbedingt zu Null spielen, mit Arturo Vidal und Javi Martinez ist es zur Defensive hin gut. Wir haben schon einmal mit James und Thomas Müller so gespielt, ich weiß gar nicht mehr, gegen wen...

... beim 2:1-Siege gegen Schalke neulich...

... das ist schon ganz schön offensiv, da haben wir nicht so gut gespielt. Damals hatten wir schlecht angefangen. Der Trainer hat sich heute so entschieden, er hat die Erfahrung, wir folgen ihm, da muss jeder mitziehen. Klar ist man nicht begeistert, wenn man nicht spielt. Ich glaube, das geht jedem so. Aber du kannst dich immer wieder anbieten, und im nächsten Spiel sieht es schon wieder anders aus.

So hat Thomas seine besten Spiele gemacht.

Boateng über die Positionen von Thomas Müller

Ist Thomas Müller wertvoller, wenn er wie gegen Besiktas in der Grundformation mehr als Rechtsaußen positioniert ist oder als Achter im halbrechten Mittelfeld?

Er hat in beiden Rollen seine Stärken, aber ich glaube, dass seine Topposition auf der 8 ist - oder auf der 10. Er dringt von hinten unberechenbar in den Strafraum ein und ist so ein Wirbelwind, mit seiner Figur kannst du ihn nicht so richtig packen. So hat Thomas seine besten Spiele gemacht. Rechts ist er jedoch ebenfalls wertvoll.

Ist dieser 5:0-Kantersieg umso bedeutender, als in Istanbul bei einem knapperen Resultat eine besondere Atmosphäre gewartet hätte?

Wir wollten einfach ein gutes Ergebnis, ein zu Null. Das haben wir, und das ist wichtig.

Interview: Karlheinz Wild