Bundesliga

Darf Peter Bosz bei Borussia Dortmund nach dem 4:4 im Derby gegen den Schalke 04 weitermachen? Sportdirektor Michael Zorc weicht aus

Spiegelbild der Saison: BVB fühlt sich nach 4:4 im falschen Film

Darf Bosz weitermachen? Zorc weicht aus

Frustriert und fassungslos: Nuri Sahin & Co nach dem 4:4 gegen Schalke vor der Südtribüne.

Frustriert und fassungslos: Nuri Sahin & Co nach dem 4:4 gegen Schalke vor der Südtribüne. imago

Regungslos standen sie da, die BVB-Profis. Den Blick ins Leere gerichtet anstatt auf die pfeifenden und schimpfenden Fans auf der Südtribüne. Frustriert und fassungslos nach einem Revierderby für die Geschichtsbücher . 4:4 nach 4:0. Wie hatte es nur so weit kommen können? Und wie soll es weitergehen?

Antworten auf die drängendsten Fragen wollten nach diesem wahnsinnigen Spiel der Revierrivalen Dortmund und Schalke nicht nur die Journalisten haben. Auch die Akteure in Schwarz-Gelb selbst schienen danach zu suchen. Allein: sie fanden keine, fühlten sich auch Minuten nach dem Abpfiff noch wie im falschen Film .

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Es gibt keine Entschuldigung dafür, dieses Spiel nicht zu gewinnen.

Nuri Sahin

Geschlossen ging es zunächst in die Kabine. Erst nach dem Duschen hatten sich einige Borussen so weit gesammelt, um doch noch vor die Mikrofone zu treten. "Wir können gerne noch eine Stunde reden", bot Nuri Sahin den Journalisten schließlich an. Doch Hoffnungen auf erhellende Antworten machte der langjährige Borusse ihnen nicht. "Ich habe auch keine plausible Erklärung. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dieses Spiel nicht zu gewinnen."

Sahins Mannschaft hatte rund 40 Minuten ein bemerkenswertes Spiel abgeliefert, die Gäste nach Belieben kontrolliert und in nicht einmal einer halben Stunde vier teils sehr sehenswerte Tore geschossen. Fast jeder Schuss ging ins Tor, jede enge Situation wurde zu Dortmunds Gunsten entschieden. Alles funktionierte – bis der bis dahin starke Pierre-Emerick Aubameyang die riesige Chance zum 5:0 fahrlässig vertändelte und das Spiel kippte.

Dieses Derby kann man nicht einfach abhaken

Am Ende durfte der taumelnde und nach Aubameyangs Ampelkarte 18 Minuten in Unterzahl spielende BVB sogar noch froh sein, dass Schalke die phänomenale Vier-Tore-Aufholjagd nicht fortsetzen konnte. Schiedsrichter Deniz Aytekin, der in der ersten Hälfte allerdings auch den Schalker Thilo Kehrer mit Gelb-Rot vom Feld hätte schicken müssen, beendete die Partie in der siebten Minute der Nachspielzeit 20 Sekunden zu früh. Schalke jubelte dennoch über einen gefühlten Derbysieg - Dortmund dagegen wirkte regelrecht verzweifelt an der eigenen Krise, die den Klub binnen weniger Wochen von Rang 1 auf Rang 5 hat abstürzen lassen. Und ein Ende des Abwärtsstrudels ist nicht absehbar. Im Gegenteil. Zu hart war der Einbruch gegen Schalke, als dass man dieses historische Derby einfach abhaken könnte.

"Es ist schwer, das Spiel zu analysieren und zu verkraften", gab der sichtbar angeschlagene BVB-Trainer Peter Bosz zu . Der Niederländer hatte seine Mannschaft in einer 3-4-3-Formation aufs Feld geschickt und damit seinen jungen Trainer-Kollegen Domenico Tedesco kalt erwischt. Doch mit zunehmender Spielzeit brach die Borussia immer weiter zusammen, bis am Ende nur noch Trümmer übrig waren. Es war ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Erst Höhenflug, dann Absturz - in aller Brutalität. Roman Weidenfeller, der für den am Kopf verletzten Stammkeeper Roman Bürki eingesprungen war, fasste es treffend zusammen: "So gut die erste Hälfte war, so schlecht war die zweite."

Körperlich ging nichts mehr - zum wiederholten Male

Spielerisch lief nichts mehr zusammen - weil körperlich nichts mehr ging. Spätestens ab der 60. Minute stellte der BVB jegliche Gegenwehr ein und fügte sich in der Folge dem unausweichlich scheinenden Schicksal. Aufbäumen? Fehlanzeige. Die Geschichte aus den Partien gegen Stuttgart (1:2) und Tottenham (1:2) wiederholte sich auf dramatische Weise - und warf erneut kein gutes Licht auf die Trainingssteuerung von Bosz.

Peter Bosz

Wie lange noch? Peter Bosz muss sich viele Fragen stellen lassen. imago

Darf der Niederländer trotzdem weitermachen? BVB-Sportdirektor Michael Zorc wich der Frage am Samstag aus. Überhaupt wollte er nicht viel sagen. Doch das wenige, was er sagte, gewährte zumindest einen Eindruck, wie prekär die Lage bei der Borussia ist. Er wolle das Spiel erst einmal einordnen, erklärte Zorc - und gab damit zumindest einen Hinweis auf die akute Entlassungsgefahr für Bosz. Auch das Wort "fassungslos" fiel. Dann entschwand er.

Am Sonntag trifft sich die Borussia zur Mitgliederversammlung. Glichen diese Veranstaltungen in den vergangenen Jahren oft Krönungsmessen, dürfte der Ton diesmal deutlich rauer ausfallen. Gegenüber Bosz. Gegenüber der Mannschaft. Aber auch gegenüber Zorc und Klubboss Hans-Joachim Watzke. Dem BVB drohen turbulente Zeiten.

Matthias Dersch

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - FC Schalke 04