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Inter vs. Milan: Berlusconi, Gradmesser, Schicksalsspiel

Serie A, 8. Spieltag: Montella bei den Rossoneri unter Druck

Inter vs. Milan: Berlusconi, Gradmesser, Schicksalsspiel

Die Modestadt im Zeichen des Derbys: Milan mit Coach Montella und Bonucci (l.), Inter mit Trainer Spalletti und Perisic.

Die Modestadt im Zeichen des Derbys: Milan mit Coach Montella und Bonucci (l.), Inter mit Trainer Spalletti und Perisic. imago

Für den AC Mailand gäbe es günstigere Zeitpunkte für ein prestigeträchtiges Derby. Die Rossoneri sind aktuell nur Tabellensiebter, haben viermal gewonnen und dreimal verloren. Doch wo setzt man an? 10:10 Tore sprechen einerseits dafür, dass die Neuzugänge um Leonardo Bonucci und den ehemaligen Wolfsburger Ricardo Rodriguez noch nicht perfekt harmonieren. Andererseits klemmt auch in der Offensive noch der Abzug, Sommertransfer André Silva beispielsweise hat bei drei Einsätzen noch gar nicht getroffen.

Die erhoffte Renaissance ist bislang ausgeblieben, das wie Inter von chinesischen Investoren geführte Milan gab im Sommer schlappe 230 Millionen Euro für Neuzugänge aus. Viele gingen daher davon aus, dass die Lombarden ohne Probleme ein Wörtchen um den Titel mitreden könnten. Die Realität sieht vor dem Derby-Kracher anders aus: Spitzenreiter Neapel ist bereits neun Zähler voraus. Immer wenn in dieser noch jungen Saison ein stärkerer Gegner wartete, ging Milan leer aus: 1:4 gegen Lazio, 0:2 gegen Sampdora und jüngst ein 0:2 gegen die Roma.

Spielersteckbrief Bonucci
Bonucci

Bonucci Leonardo

Spielersteckbrief R. Rodriguez
R. Rodriguez

Rodriguez Ricardo

Spielersteckbrief Candreva
Candreva

Candreva Antonio

Spielersteckbrief Perisic
Perisic

Perisic Ivan

Serie A - 8. Spieltag
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Pl. Verein Punkte
1
SSC Neapel SSC Neapel
24
2
Inter Mailand Inter Mailand
22
3
Juventus Turin Juventus Turin
19

Berlusconi hätte gerne mit Brocchi weitergemacht

In Italien wird bereits darüber spekuliert, ob das Derby für Coach Vincenzo Montella nicht vielleicht schon ein Schicksalsspiel werden könnte. Ex-Präsident Silvio Berlusconi zumindest äußerte zuletzt Zweifel am 43-Jährigen: "Als sich Milan für Montella entschied, war ich zwar Präsident, aber im Krankenhaus. Ich hätte mit Christian Brocchi weitergemacht." Speziell die Aufstellungen warfen beim viermaligen italienischen Ministerpräsidenten Fragen auf: "Ich verstehe nicht, wieso er Spieler wie Suso oder Giacomo Bonaventura auf der Bank sitzen lässt."

Ich höre mir Ratschläge immer an, seine waren aber keine guten Ratschläge.

Vincenzo Montella über Berlusconi

Die Reaktion von Montella ließ nicht lange auf sich warten. "Ich höre mir Ratschläge immer an, seine waren aber keine guten Ratschläge", so seine klare Meinung zu Berlusconi. Muss Montella also im Falle einer Derby-Niederlage seinen Posten räumen? Milan-Legende Andriy Shevchenko (321 Spiele, 174 Tore) hält nicht viel von dieser Idee. "Sie versuchen gerade, ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen und die Fans glücklich zu machen. Ein Anführer muss noch gefunden werden. Aber für all das muss man dem Trainer mehr Zeit geben", forderte der Ukrainer in der "Gazzetta dello Sport". Eigentlich kann nur ein überzeugender Sieg gegen den Rivalen die Lage entspannen.

Candreva erwartet "wütenden" Rivalen

Ein wenig anders ist die Lage bei Inter Mailand, das nach einem fast makellosen Start (6/1/0, 19 Zähler, 14:3 Tore) deutlich realistischere Chancen auf den Scudetto haben dürfte. Haken am starken Auftakt: Sechs der ersten sieben Gegner waren Mannschaften der zweiten Tabellenhälfte. Darunter auch ein wenig überzeugendes 2:1 über Schlusslicht Benevento, das noch komplett ohne Punkt dasteht. Das 3:1 gegen die Roma war in seiner Entstehung doch äußerst glücklich.

Nun wird es aber ernst: Erst wartet also Milan, danach geht es zu Spitzenreiter Napoli. Antonio Candreva warnte vor dem Aufeinandertreffen mit dem schwächelnden Rivalen, sich nicht zu sicher zu fühlen: "Sie hatten einige schwächere Ergebnisse, werden also wütend sein." Generell sei es zu früh, um zu sagen, ob diese beiden Partien wichtig werden könnten. Doch: "Das Derby kann uns einen Schub für Napoli geben." Inter-Ikone Giuseppe Bergomi erwartet ein "offenes Spiel", das auch die letzten Direktvergleiche vermuten lassen. 2:2, 2:2 - und ein 3:0 für Milan. Das würde Montella in die Karten spielen.

msc/ebe

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