Bundesliga

Hannover 96: Rote Karte für die "Ultras" - "Die Mannschaft wird komplett im Stich gelassen"

Hannover: Rote Karte für "Ultras" - Felipe fällt aus

"Die Mannschaft wird komplett im Stich gelassen"

Sind ob der Proteste der Ultras sprachlos: Horst Heldt und André Breitenreiter (re.).

Sind ob der Proteste der Ultras sprachlos: Horst Heldt und André Breitenreiter (re.). Getty Images

Dass Fans aus Enttäuschung ihrem Verein die Gefolgschaft verweigern, hat es in der Vergangenheit immer wieder einmal gegeben. Wenn sich umgekehrt jedoch selbst offizielle Vertreter eines Klubs von Teilen ihres Anhangs abwenden, dann ist das ein außergewöhnlicher Vorgang. So geschehen am Freitagabend in Hannover – ausgerechnet unmittelbar nach der Partie, in der sich Aufsteiger 96 zumindest für zwei Tage grandios die Tabellenführung in der Bundesliga sicherte.

"Jeder hat seine eigene Meinung, davon weiche ich auch nicht ab. Wenn man meint, sie kundtun zu müssen, dann können wir das auch nicht verhindern, dann ist das die Einstellung", schickte Trainer André Breitenreiter voraus, um dann den betreffenden Anhängern, die sich selbst als Kern der Fanszene betrachten, verbal klar die Rote Karte zu zeigen: "Was ich allerdings wirklich echt doof finde, dass die Ultras das Stadion verlassen, ehe die Jungs vor der Fankurve sind und sich bei den Fans bedanken. Das ist schon ein klares Signal gegen die Mannschaft."

Hannover 96 - Die letzten Spiele
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Trainersteckbrief Breitenreiter
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Felipe

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Großteil der Fans protestiert gegen die Ultras

Ähnlich äußerte sich Manager Horst Heldt über jenen Block in der Fankurve, der während der 90 Minuten seine Transparente gegen Martin Kind und dessen bevorstehende Übernahme der Fußball-GmbH gezeigt und diese mit den üblichen Tiraden gegen den Klubboss begleitet hatte, zum sportlichen Geschehen auf dem Rasen aber beharrlich schwieg. Heldt: "Das Ganze ist nicht nachvollziehbar, bei aller Diskussion. Die Mannschaft macht keine Politik, sie zerreißt sich, ist eine absolute Einheit – und wird von Teilen der Fans einfach im Stich gelassen, komplett im Stich gelassen. Da fehlen einem die Worte." Dass ähnlich wie im ersten Heimspiel gegen Schalke erneut der weitaus größere Teil der mit 49.000 Zuschauern ausverkauften Arena die Mannschaft unterstützte und aufkommende Schmährufe der wenigen hundert Protestler mit Pfiffen und "Ultras raus"-Rufen quittierte, fand Heldt "beeindruckend und freut einen natürlich auch".

Überraschend ist, dass sich die unorganisierte Mehrheit dann doch organisiert.

Martin Kind

Gewohnt gelassen kommentierte Martin Kind das skurrile Geschehen auf Teilen der Ränge. "Hören Sie doch zu, was die anderen machen. Das ist viel wichtiger. Überraschend ist, dass sich die unorganisierte Mehrheit dann doch organisiert", nahm der 73-Jährige eine Gewichtung der spontanen "deutlichen Reaktion" vor. Anscheinend entwickele sich da etwas. "Wir sollten uns einfach an den Mehrheiten orientieren, das ist immer gut." In Richtung der Gegner traf Kind erneut scharfe Aussagen: "Sie können gerne zu Hause bleiben. Wir wollen Fußball sehen. Außerhalb des Stadions können wir uns gerne auseinandersetzen, aber im Stadion...? Sie reden von der Liebe zu dieser Mannschaft, zu diesem Verein. Dann muss man auch unterstützen."

Felipe fehlt in Freiburg

96 muss am Mittwoch beim SC Freiburg (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) auf Innenverteidiger Felipe verzichten. Der Brasilianer erlitt gegen den HSV eine schwere Muskelkontusion mit Einblutung in die Adduktoren. Das ergab eine MRT-Untersuchung, wie die Niedersachsen auf ihrer Website mitteilten. Felipe hatte sich die Verletzung nach einem Zweikampf mit Sven Schipplock in der 14. Minute zugezogen und musste anschließend ausgewechselt werden.

Michael Richter/aho

Spieltagsbilder 4. Spieltag 2017/18