2. Bundesliga

Union-Fans kritisieren Polizeieinsatz in Karlsruhe

Nach Platzverweis vor Spiel gegen KSC

Union-Fans kritisieren Polizeieinsatz in Karlsruhe

Einige Union-Fans erreichten den Block nicht: Die Gäste-Tribüne am Sonntag in Karlsruhe.

Einige Union-Fans erreichten den Block nicht: Die Gäste-Tribüne am Sonntag in Karlsruhe. imago

Rund 400 Polizeibeamte waren am Sonntag in Karlsruhe im Einsatz, um rund um das "Hochrisikospiel" zwischen dem KSC und Union Berlin für Sicherheit zu sorgen. Doch schossen sie dabei über das Ziel hinaus?

Noch am Sonntag hatte das Polizeipräsidium Karlsruhe mitgeteilt, dass es "geplante Auseinandersetzungen" zwischen beiden Fanlagern erfolgreich verhindert habe. Die Indizien: Zunächst hielt sie nach eigenen Angaben rund 100 KSC-Problemfans im Schlossgarten auf und fand bei einigen von ihnen Vermummungsmaterial, Mundschutz, Quarzhandschuhe und Betäubungsmittel. Zur gleichen Zeit stoppte sie eine Straßenbahn, in der sich rund 200 ebenfalls dunkel gekleidete Union-Anhänger befanden.

Wieder stellte die Polizei die Personalien fest, wieder fand sie verbotenes Material, nämlich "Vermummungsgegenstände und Betäubungsmittel in geringen Mengen". "Augenscheinlich", heißt es in der Polizeimitteilung, "suchten die verfeindeten Fanlager die Konfrontation in einer Drittortauseinandersetzung."

Drohten Krawalle? Union-Fans wollen sich "friedlich" verhalten haben

Daraufhin nahmen die Einsatzkräfte die Gruppe der KSC-Anhänger in "Beseitigungsgewahrsam", sprachen gegen die Union-Fans aus der Straßenbahn einen Platzverweis gegen die Stadt Karlsruhe aus und begleiteten sie zurück bis zur Landesgrenze. Der Vorwurf: Verdacht des Landfriedensbruchs und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Zu Recht?

Die betroffenen Union-Fans sind anderer Meinung. "Die Fußballfans verhielten sich nach Angaben eines anwesenden 'Eiserne Hilfe'-Beirats friedlich und kooperativ", betonte am Montag die "Eiserne Hilfe" in einem Statement; sie ist ein Verein, der sich für Unions-Fans einsetzt, die in juristische Konflikte geraten sind.

Eine individuelle Anreise von Fußballfans ist keine Straftat.

Verein "Eiserne Hilfe"

Warum es überhaupt zu der "rund zweistündigen Maßnahme" der Polizei kam, sei den Fans nicht mitgeteilt worden. Den Platzverweis können sie nicht nachvollziehen: "Die 'Eiserne Hilfe' hat erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme, die im Übrigen auch nicht durch die nach dem Spiel durch die Polizei Karlsruhe veröffentlichte Pressemitteilung getragen wird."

Es sei schließlich "weder zu Gewalttätigkeiten noch zu Bedrohungen gekommen", schreibt die "Eiserne Hilfe", ein Anfangsverdacht für einen Landfriedensbruch habe demnach nicht vorgelegen. "Es bestand nach unseren Erkenntnissen auch nicht zu befürchten, dass eine in der Pressemitteilung der Polizei Karlsruhe beschriebene mögliche Auseinandersetzung mit gegnerischen Fans bevorstand." Ihr finales Statement: "Eine individuelle Anreise von Fußballfans ist keine Straftat. Vielmehr ist das, was gestern passierte, eine weitere hässliche Facette ähnlicher Maßnahmen wie Stadion-, Betretungs- oder Bahnverbote, die Fans vorverurteilen und als Kollektiv bestrafen. Das ist nicht zu akzeptieren."

jpe