Bundesliga

Infrastruktur "zweitligatauglich": Kovac schlägt Alarm

Frankfurt: Russ ist gesundgeschrieben

Infrastruktur "zweitligatauglich": Kovac schlägt Alarm

Denkwürdige Pressekonferenz: Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac.

Denkwürdige Pressekonferenz: Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac. picture alliance

Das bevorstehende Auswärtsspiel am Freitagabend in Hamburg geriet auf der Pressekonferenz ein bisschen in den Hintergrund. Zwar sprach Kovac auch ausführlich über das Duell bei seinem Ex-Klub, für die Schlagzeilen in den Zeitungen am Freitag dürften aber andere Äußerungen sorgen. Die beste Nachricht: Marco Russ ist endgültig wieder gesund!

Im Mai war bei der Kämpfernatur Hodenkrebs diagnostiziert worden, zwei Chemotherapien musste der Verteidiger über sich ergehen lassen. "Marco hat von den Ärzten die Erlaubnis bekommen, wieder seinen Beruf auszuüben. Er wird versuchen, so schnell wie möglich den Anschluss an die Mannschaft zu schaffen. Ich hoffe, dass er in zweieinhalb Monaten so weit ist, dass er mit ins Trainingslager reisen kann", erklärte Kovac.

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An Mannschaftstraining ist in nächster Zeit natürlich noch nicht zu denken. Stattdessen wird Russ zusammen mit Rehatrainer Martin Spohrer intensiv daran arbeiten, Kondition aufzubauen. "Nicht nur wir, ich glaube alle freuen sich, dass er zurück ist", betonte Kovac. Russ war schon gegen den FC Bayern im Stadion-Innenraum dabei, wo er sogar von mehreren Bayern-Stars geherzt wurde, nun will er auch in Hamburg mit von der Partie sein, um möglichst nah an der Mannschaft zu sein.

Rebic fällt mit Bänderriss aus

Keine guten Nachrichten gibt es derweil von Ante Rebic. Wie erst bei einer Untersuchung am Mittwoch festgestellt wurde, ist beim Flügelstürmer eines von drei Bändern im Sprunggelenk gerissen. Passiert ist die Verletzung schon am Montag, als der Kroate im Training bei einem Zweikampf umgeknickt war. Alternativ stehen Kovac für die offensiven Außenbahnen Haris Seferovic, Shani Tarashaj und Mijat Gacinovic zur Verfügung. Gut möglich, dass beim HSV sogar zwei aus dem Trio auflaufen werden, da Marco Fabian bei einer möglichen Umstellung vom gegen die Bayern praktizierten 5-4-1 auf eine 4-5-1-Formation als Zehner agieren dürfte.

Kovac appelliert an die Eigenmotivation der Spieler

Der Trainer hofft, dass seine Spieler den Schwung aus dem Spiel gegen die Bayern (2:2) mitnehmen werden und auch die gleiche Motivation an den Tag legen. Bei diesem Thema sieht er die Fußballlehrer teilweise zu Unrecht kritisiert und verweist auf die auch bei jedem normalen Arbeitgeber nötige Eigenmotivation der Mitarbeiter. "Wenn wir das Gefühl haben, dass es in die falsche Richtung geht, müssen wir gegensteuern, die Spieler müssen das aber auch selber machen", fordert Kovac.

"Uns erwartet ein intensives Spiel gegen einen aggressiven Gegner"

Speziell nach den schwachen Auftritten im Pokal in Magdeburg und beim vergangenen Auswärtsspiel in Freiburg wurde über die mangelhafte Einstellung der Mannschaft diskutiert. Derartige Nachlässigkeiten darf sich das Team in Hamburg nicht erlauben, will es auswärts endlich auf einen grünen Zweig kommen. Kovac warnt: "Uns erwartet ein intensives Spiel gegen einen aggressiven Gegner. Es ist das erste Heimspiel für Markus Gisdol, und die Erwartungshaltung ist sehr groß. Wir werden uns warm anziehen müssen." Als Ex-Spieler des HSV tue ihm die Situation der Hamburger zwar "in der Seele weh", am Ehrgeiz, an der alten Wirkungsstätte drei Punkte zu holen, ändert das aber natürlich nichts.

"Sind nicht weit weg von den Bedingungen in Darmstadt"

Richtig interessant wurde die Pressekonferenz, als Kovac auf eine mögliche Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrages angesprochen wurde. Der Trainer nutzte die Gelegenheit, um die Infrastruktur in den Katakomben der imposanten Arena aufs Schärfste zu kritisieren. "Ich gebe kein Geheimnis preis, wenn ich sage, dass wir bei der Infrastruktur eigentlich nur zweitligatauglich sind. Ich bin vielleicht ein bisschen verwöhnt, wenn ich aber in die Runde schaue in der Bundesliga, glaube ich schon, dass viele, viele Vereine besser dastehen und wir nicht weit weg von den Bedingungen in Darmstadt sind", monierte Kovac. Er führte weiter aus: "Man erwartet von uns guten Bundesligafußball mit Zweitligamitteln, nicht nur finanzieller Art, sondern auch, was die Infrastruktur betrifft. Wir haben wirklich hart zu kämpfen. Ich möchte es nicht dramatisieren, aber es ist schlecht. Unsere Jugendlichen am Riederwald sind viel besser bedient. Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, müssen einige Veränderungen in die Wege leiten."

"Wir platzen aus allen Nähten"

Kovac sprach von der Zukunft des Klubs und nannte exemplarisch den Platzmangel. "Wir platzen aus allen Nähten", bemängelte er, "es gibt zu wenige Zimmer, wir müssen improvisieren. Irgendwo ist alles verstaut und teilweise verstaubt." Zudem äußerte der Coach die Vermutung, dass die vielen Erkältungen seiner Spieler, die selbst bei warmen Temperaturen im Sommer auftraten, an der alten Lüftungsanlage liegen könnten: "Ich weiß nicht, wann die zum letzten Mal gereinigt wurde . . ." Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es nur einen Trainingsplatz mit Rasenheizung gibt. Die Konsequenz: "Im März sieht er so aus, dass man keinen gescheiten Pass spielen kann."

Es lässt sich leicht erahnen, dass sich - neben einer positiven sportlichen Entwicklung - noch viel verändern muss, bevor Kovac seine Unterschrift unter ein neues Arbeitspapier setzt.

Julian Franzke