2. Bundesliga

Nürnberg kündigt harte Welle an

Nach Fan-Ausschreitungen in Karlsruhe

Nürnberg kündigt harte Welle an

Fallen nicht zum ersten Mal aus der Rolle: Anhänger des 1. FC Nürnberg.

Fallen nicht zum ersten Mal aus der Rolle: Anhänger des 1. FC Nürnberg. imago

Dass ein winzig kleiner Teil der riesigen Anhängerschar des 1. FCN wie zuletzt beim 3:0 in Karlsruhe für Randale sorgt, ist zum Leidwesen des Vereins nichts Neues. Alleine in den vergangenen vier Jahren hat der finanziell arg angeschlagene Club zu allem Überfluss rund 350.000 Euro an Strafe bezahlen müssen, vom Imageschaden gar nicht zu reden. Dass nun eine weitere empfindliche Strafe droht, ist somit auch fast schon Alltag. Was indes neu ist: Der FCN belässt es im Gegensatz zu früheren Vorkommnissen nicht beim verallgemeinernden Verurteilen, sondern nennt mit den Ultras Nürnberg 1994 und den Banda di Amici erstmals Ross und Reiter.

Samthandschuhe und Privilegien

Diese gut organisierten Fangruppierungen hatte der alte Vorstand einst mit Samthandschuhen angefasst und ihnen viele Privilegien wie einen Verkaufs-Container, Arbeitskarten oder Gesprächstermine mit Spielern eingeräumt. Der Hintergrund: Die Fanklubs haben, was die Meinungsbildung in den sozialen Medien anbelangt, einen großen Einfluss. Letzteres trifft auch auf die Zusammensetzung des Aufsichtsrats zu. Der alte Vorstand Martin Bader empfahl den Fanklubs Kandidaten, die diese dann prompt in den Aufsichtsrat wählten - bei Dr. Thomas Grethlein, der Vorsitzende, und Stefan Müller, sein Stellvertreter, zum Beispiel ist dies der Fall gewesen. Kein Wunder also, dass Aufsichtsräte, die für ein rigoroses Vorgehen waren, bis vor kurzem keine Mehrheit in dem Gremium fanden. Ihr Ansinnen wurde gar konterkariert, indem das Gremium das Problem nach außen hin verniedlichte - oder gar komplett negierte. So sprach der Chef des Aufsichtsrats vor gut einem Jahr davon, dass es nur rund 30 gewaltbereite Fans gebe.

1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Sponsor mit Ausstiegsklausel

Vorbei, das geht nicht mehr, der FCN ist nunmehr gezwungen, dieses Problem anzugehen, anstatt es wie bisher mit nichtssagenden und belanglosen Statements zu begleiten. Zum einen wegen der Strafen, die, weil "Wiederholungstäter", immer drastischer ausfallen werden. Zum anderen wegen des Hauptsponsors. Was hat sich der FCN im Sommer zu Recht darüber gefreut, mit der Nürnberger Versicherung endlich einen wirtschaftlichen Hochkaräter aus der Region gewonnen zu haben. Bei der Präsentation hat Dr. Armin Zitzmann, der Vorstand der Versicherungsgruppe, allerdings auch deutlich gemacht, warum das Unternehmen so lange mit dem eigentlich naheliegenden Engagement gezögert hat. Neben dem Misstrauen in die Vereinsführung nannte er die Fan-Randale als Grund. Klar, welches Unternehmen möchte schon gerne in Verbindung mit vermummten gewaltbereiten Chaoten gebracht werden - verkaufsfördernd ist dies gewiss nicht. Deswegen hat sich die Nürnberger Versicherung auch eine Ausstiegsklausel in das auf drei Jahre laufende Vertragswerk einbauen lassen. Zwar hat Dr. Zitzmann damals auch betont, dass da "schon sehr viel zusammenkommen muss", um diese Klausel zu ziehen, doch allzu lange wird der Hauptsponsor nicht zusehen - vor allem wenn er den Eindruck gewinnen sollte, dass der Verein nichts unternimmt.

Meeske kündigt harte Welle an

Nur, Letzteres gehört anscheinend der Vergangenheit an: Finanzvorstand Michael Meeske kündigt die harte Welle an und stellt die bislang gewährten Privilegien für die Fanklubs in Frage. Zudem will er die Täter, sofern sie zweifelsfrei identifiziert werden können, vom Verein ausschließen und mit einem Stadionverbot belegen. Auch die vom Bundesgerichtshof kürzlich eingeräumte Möglichkeit, Regress zu nehmen, will Meeske nutzen. Was diese Absichtserklärungen wert sind, wird sich bereits am Freitag zeigen, da will sich der Finanzvorstand mit Vertretern der zwei Fanklubs an einen Tisch setzen.

Christian Biechele