Schon in der vergangenen Saison war es beim FC Liverpool nur allzu oft so gewesen: Nach ganz starken Vorstellungen, zum Beispiel auswärts bei Chelsea oder Manchester City, ließen die Reds vor allem zu Hause gegen die Underdogs der Liga viele Punkte liegen. "Dieses Gerücht habe ich auch gehört", flachste Klopp bei seiner Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Neuling Hull City: "Wir müssen darüber nachdenken, warum so viele Leute meinen, wir hätten große Probleme gegen Teams, die sich hinten reinstellen."
Klopp sieht das nämlich überhaupt so. Er könne sich nicht an viel Raum in den Spielen gegen Chelsea oder Tottenham erinnern. "Es ist eine Sache der Erwartungen an solche Partien", meinte der Reds-Coach - an die Adresse seiner Spieler, aber vor allem auch der Fans: "Und das müssen wir lernen: Diese Spiele zu nehmen, wie sie sind. Wir können Teams nicht vorher bewerten und sagen 'Gegen die sollte es einfach werden'. Kein Fußballspiel ist einfach."
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"Das ist das gleiche gegen Barcelona oder Real Madrid"
Er könne zu "100 Prozent garantieren", dass es nicht an der Einstellung seiner Mannschaft in Duellen mit den "kleineren" Premier-League-Klubs mangele, gab aber zu, dass man sich von vergebenen Chancen in solchen Spielen viel zu leicht frustrieren ließe. Auch bei der überraschenden Niederlage in Burnley sei es nach dem frühen Rückstand so gewesen. "Geduldig bleiben, positiv bleiben, das ist wirklich wichtig", mahnte Klopp: "Seid nicht nach fünf Minuten frustriert. Eine vergebene Chance ist eine vergebene Chance. Das ist das gleiche gegen Barcelona oder Real Madrid."
Und genau das gelte es Klopp zufolge zu lernen: "Das kann man im Stadion hören. Wenn man in einem großen Spiel eine Chance vergibt, klatscht jeder und sagt 'weiter!'. Aber wenn man in einem anderen Spiel eine Chance vergibt, heißt es: 'Oh mein Gott, nicht schon wieder dieser Müll!'"
Ist es möglich, an einem Samstagnachmittag in Anfield die beste Stimmung zu erzeugen? Besser als in jedem anderen Spiel? Ich würde sagen Ja. Lasst es uns versuchen!
Jürgen Klopp
Sein Job sei es, die Spieler in die richtige Stimmung für jedes Spiel zu bringen. Den Rest müssten die Fans übernehmen. "Ich würde es gerne sehen, dass alle mit der richtigen Erwartung zu diesem Spiel gehen und nicht enttäuscht sind, wenn wir in der zehnten Minute eine Chance vergeben", so Klopps eindringlicher Appell: "Wir wissen alle, dass ein Heimspiel um 15 Uhr etwas völlig anderes ist, als am Donnerstagabend gegen Dortmund zu spielen. Aber ist es möglich, um 15 Uhr an einem Samstagnachmittag in Anfield die beste Stimmung zu erzeugen? Besser als in jedem anderen Spiel? Ich würde sagen Ja. Lasst es uns versuchen!"
Am besten gleich am Samstag im Heimspiel gegen Neuling Hull City, bei dem es zu Saisonbeginn chaotisch zuging. Klopp: "Wir müssen für jedes Spiel bereit sein, maximal konzentriert, gierig und ein bisschen wütend - all das braucht man im Sport auf dem höchsten Level. Wir müssen gegen Hull wütend sein, weil sie unsere Punkte wollen. Also ich bin wütend."
Karius oder Mignolet? Klopp legt sich noch nicht fest
Die Frage, welchem Torhüter er dabei das Vertrauen schenken wird, ließ Klopp noch unbeantwortet. Der von seinem Handbruch genesene Neuzugang Loris Karius gab beim Ligapokal-Sieg bei Derby County unter der Woche sein Pflichtspieldebüt im LFC-Tor. Während seiner verletzungsbedingten Abwesenheit stand der Belgier Simon Mignolet zwischen den Pfosten. Klopp ließ sich nicht in die Karten schauen. Sicher sei nur: "Liverpool wird am Samstag einen sehr starken Torhüter zwischen den Pfosten haben."
