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Leicester: Die Buchmacher könnten wieder irren

Premier-League-Vorschau, Teil 1: Leicester City

Leicester: Die Buchmacher könnten wieder irren

Lässt sich ein Jahr, in dem wirklich alles passte, halbwegs reproduzieren? Leicester City will es beweisen.

Lässt sich ein Jahr, in dem wirklich alles passte, halbwegs reproduzieren? Leicester City will es beweisen. picture alliance

Von wegen Zerfall: Leicester stellt sich breiter auf

Das bereitet Zuversicht: Der Zerfall, den Außenstehende befürchtet hatte, ist ausgeblieben. Bis auf Dauerläufer N'golo Kanté (für rund 35 Millionen Euro zu Chelsea) hat Leicester kein Leistungsträger verlassen, Torjäger Jamie Vardy verlängerte stattdessen bis 2020, und auch Spielmacher Riyad Mahrez ist immer noch da. Was Kanté hinterließ, ist zwar eher Krater als Lücke, und es bleibt abzuwarten, ob sie Neuzugang Nampalys Mendy (24, Nizza), der Trainer Claudio Ranieri noch aus Monaco kennt, schließen kann. Ansonsten steht die Achse aber noch.

Spielersteckbrief Musa
Musa

Musa Ahmed

Spielersteckbrief N. Mendy
N. Mendy

Mendy Nampalys

Spielersteckbrief Zieler
Zieler

Zieler Ron-Robert

Spielersteckbrief Kapustka
Kapustka

Kapustka Bartosz

Leicester City - Vereinsdaten
Leicester City

Gründungsdatum

01.01.1884

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Ergänzt wurde sie durch Rekordeinkauf Ahmed Musa (23, für 19 Millionen Euro von ZSKA Moskau), der mit seinem wahnwitzigen Tempo Vardy in der Spitze entlasten soll und sein Können mit seinem Doppelpack im Test gegen den FC Barcelona (2:4) schon andeutete; durch Weltmeister Ron-Robert Zieler (27, Hannover), der Torwart Kasper Schmeichel Konkurrenz machen soll, erst einmal aber Nummer 2 ist; durch Luis Hernandez (27, Gijon), der als Backup für die Stamm-Innenverteidigung Morgan (32)/Huth (fast 32) gewiss gebraucht wird; und durch Polens Supertalent Bartosz Kapustka (19, Cracovia Krakau).

Mit ihnen will Ranieri an seinem ballbesitzarmen und konterstarken Fußball festhalten, und warum sollte das nicht gelingen? Selbst als Meister geht Leicester in viele Premier-League-Duelle als Underdog, der dem Gegner den Ball überlassen kann. Die Buchmacher glauben tatsächlich eher an Leicesters Abstieg (ca. 13:1) als an die Titelverteidigung (ca. 30:1). Immerhin: Von der 5000:1-Quote aus dem Vorjahr sind die Füchse weit entfernt.

Europa raubt Ranieri Komfort - der Spielplan ist Bedrohung und Chance

Das bereitet Sorgen: Leicester hat sich, so der erste Eindruck, sinnvoll verstärkt ( auch wenn der imposante Chefscout nicht mehr da ist ), und trotzdem droht die neue Saison zum Realitätscheck für das Märchen zu werden. Der Hauptgrund: die Champions League. Ranieri, der vorige Saison nur 23 Spieler einsetzte und das mangels Verletzungen und Müdigkeitserscheinungen auch konnte, muss zu rotieren beginnen, soll die völlig ungewohnte Doppelbelastung irgendwie aufgefangen werden. Ist seine Mannschaft alle paar Tage bereit und fähig, "mit dieser Leidenschaft und ganzem Herzen weiterzukämpfen", wie Ranieri bei seiner Vertragsverlängerung bis 2020 forderte? Und lässt sich ein Jahr, in dem wirklich alles passte , überhaupt halbwegs reproduzieren?

Ziemlich klar ist: Die nach wie vor viel reicheren Topklubs aus London und Manchester werden nicht noch einmal geschlossen so miserable Titelaspiranten sein wie 2015/16. Allein die Europapokal-Qualifikation zu wiederholen, wäre da für Leicester schon eine wundersame Leistung, mit der alle im Umfeld sehr, sehr einverstanden wären. Der Spielplan ist Bedrohung und Chance zugleich: Unter den ersten zehn Gegnern sind Arsenal, Liverpool, Manchester United, Chelsea und Tottenham. Leicester wird jeweils Außenseiter sein.

jpe