Bundesliga

Schmidt und die trügerische Fährte

Das Mainzer Zwischenziel nur kurz in der Hand

Schmidt und die trügerische Fährte

Sah das Unheil gegen Köln kommen: Der Mainzer Trainer Martin Schmidt.

Sah das Unheil gegen Köln kommen: Der Mainzer Trainer Martin Schmidt. picture-alliance

Eine seltsame Stimmung lag in der Mixed Zone in der Luft. Was war das denn nun? 2:3 nach 2:0 gegen den 1. FC Köln, der vor allem in der ersten halben Stunde einen völlig passiven Auftritt hingelegt hatte, sich am Ende aber grandios zurückgekämpft hatte?

Lässt sich so ein Spielverlauf direkt nach Abpfiff realisieren? "Ja", kommentierte Julian Baumgartlinger trocken, um nach einer kurzen Pause aufzuzählen: "Anschlusstreffer nach Standard. Das kann passieren. Dann kriegen die etwas Leben – und wir machen zweimal im Gesamttaktischen nicht das, was wir machen sollen." Klingt komisch - war aber so und namentlich Marcel Risse (64.), Milos Jojic (74.) und Anthony Modeste (82.) die Profiteure auf Seiten der Gäste.

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Schmidt

Schmidt Martin

Dass am Ende dieser Partie nach den Toren von Jhon Cordoba (8.) und Leon Balogun (49.) tatsächlich noch eine Niederlage für Mainz 05 stehen könnte, ahnte zumindest einer in der mit 33.275 Zuschauern fast ausverkauften Arena: Martin Schmidt. "Das 2:0 hat uns auf eine trügerische Fährte geführt", erkannte der Schweizer, dessen Mannschaft in Durchgang zwei komplett den Zugriff verlor. Zweite Bälle? In Hälfte eins fast immer eine sichere Beute der Mainzer. Nach dem Seitenwechsel das genaue Gegenteil. Schmidt machte "Gedanken, die auf dem Platz nichts zu suchen haben", zumindest mitverantwortlich. Denn dass nach dem 2:0 und dem vorherigen Verlauf dieses Spieltags der ein oder andere vielleicht darüber nachdenke, wie groß der Vorsprung auf die Konkurrenz in der Tabelle ist, räumte der 49-Jährige durchaus ein. Gut ist das natürlich nicht.

Das 2:0 hat uns auf eine trügerische Fährte geführt.

Martin Schmidt

Parallel vergaß sein Team schon nach 50 Minuten, was seine Kernkompetenz ist: Aus Balleroberungen gezielte Konter fahren. Die verletzungsbedingte Auswechslung Danny Latzas (Leistenprobleme, 51.) kostete zudem Stabilität. Fabian Frei fand nicht in die Partie. Mehrfach musste Schmidt lautstark von draußen auf der Doppelsechs korrigieren. Den 27-Jährigen als Sündenbock abzukanzeln, wäre allerdings unfair, denn an den Gegentreffern war der Schweizer nicht beteiligt. "Ich nehme nicht gerne Wechsel im Zentrum vor. Aber das war auch schon in der ersten Hälfte unsere Baustelle und sie ist es dann geblieben. Es ist dann nicht einfach, die Doppelsechs zu schließen, wenn der Gegner volles Risiko geht und Überzahl im Zentrum hat. Aber ich habe nicht nur ihn korrigiert. Er spielt halt im Zentrum, da musste ich ihn anrufen", analysierte Schmidt.

Köln siegt mit Mainzer Mitteln

Spielerisch ausgehebelt wurde diese Mainzer Mannschaft nicht, eher kämpferisch. Das passiert ihr selten, weil sie doch selbst meist ein Muster an Einsatzwille ist. "Wir brauchen Tempo, wir brauchen Laufbereitschaft, wir brauchen Zweikämpfe - sonst haben wir beim Derby in Frankfurt nichts verloren", blickte Schmidt nach vorne. Bis zur 35. Minute sei seine Elf in allen relevanten Werten vorne gewesen. Schon in den Minuten vor der Pause deutete sich ein Umschwung an. "Wir hatten unsere 48 Punkte kurz in der Hand", sinnierte Schmidt, der auf Niko Bungert (Knie verdreht) und Gaetan Bussmann (Kniereizung) verzichten musste und sich sicher ist: "Wenn wir die richtigen Lehren daraus ziehen, war das sogar förderlich."

Benni Hofmann

Bilder zur Partie 1. FSV Mainz 05 - 1. FC Köln