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Real am Boden: Ronaldos Rätsel, Ramos' letzter Wille

Madrilenen plagen vor dem Clásico mehrere Probleme

Real am Boden: Ronaldos Rätsel, Ramos' letzter Wille

Frust pur vor dem Clásico: Das 2:3 in Sevilla hat bei Real Madrid Spuren hinterlassen.

Frust pur vor dem Clásico: Das 2:3 in Sevilla hat bei Real Madrid Spuren hinterlassen. Getty Images

Ronaldo: "Einer der wichtigsten Tage meines Lebens"

Derart harsche Kritik ist man von den Real-Fans an ihrem Superstar nicht gewohnt. "Arbeitsverweigerung" und "Lustlosigkeit" waren die meistgenannten Anschuldigungen nach Ronaldos katastrophalem Auftritt in Sevilla. Zeit, sich erklären zu können, hatte der Portugiese aber nicht. Aus Andalusien ging es mit dem Flieger weiter Richtung London, wo er am Montag die Premiere "seines" Films "Ronaldo" feierte. "Natürlich bin ich etwas traurig über das Spiel, aber ich will das nicht mit dem heutigen Tag vermischen, denn es ist einer der wichtigsten meines Lebens", so der 30-Jährige am Montag.

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Wie so oft in den letzten Wochen war auch einmal mehr seine Zukunft ein großes Thema . Ob er denn bei Real bleibe? "Ich hoffe ja. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Es ist der beste Klub der Welt und ich bin dort sehr glücklich." Das klang zuletzt auch schon anders - im exklusiven kicker-Interview schloss er einen Abschied nicht aus. Sein Spielerberater Jorge Mendes tut das nun aber: "Ich glaube, dass er seine Karriere bei Real Madrid beenden wird. Ich bin mir sicher", erklärte der 49-Jährige am Rande der Filmpremiere.

Benitez: "Jeder kann die Leistung auslegen, wie er will"

Von der guten Laune, die Ronaldo und sein Berater versprühten, war 1260 Kilometer südlich wenig zu spüren. Speziell der wiederholte Leistungseinbruch nach dem Traumtor von Ramos trieb Coach Rafael Benitez Sorgenfalten auf die Stirn. "Wir sind falsch mit der Situation umgegangen. Die ersten 30 Minuten waren noch gut, aber dann bekam unser Gegner sein verlorenes Selbstvertrauen zurück und wuchs aufgrund unserer Fehler über sich hinaus", resümierte der 55-Jährige.

Erwartet von seinen Leistungsträgern deutlich mehr: Real-Coach Rafa Benitez.

Erwartet von seinen Leistungsträgern deutlich mehr: Real-Coach Rafa Benitez. Getty Images

Dabei kann sich der gebürtige Madrilene, der vor der Saison aus Neapel in die spanische Hauptstadt geholt wurde, nicht einmal mehr auf seine Leistungsträger verlassen. "Wir haben Spieler, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und Erfahrung in unvorteilhaften Situationen im Stande sein müssten, zu reagieren." Eine klare Spitze in Richtung Ronaldo, der in Sevilla beinahe lustlos über den Platz trabte und sich selten in den Dienst der Mannschaft stellte. "Jeder kann diese Leistung so auslegen, wie er will, doch ich erwarte nach dieser Niederlage eine Reaktion", polterte Benitez mit Blick auf den nahenden Clásico gegen Barcelona am 21. November (18.15 Uhr, LIVE! bei kicker.de).

Rückkehrer Ramos findet's "bedauerlich"

Kollektive Sorge statt Torjubel: Nach dem 1:0 von Sergio Ramos (unten) erkundigen sich die Kollegen.

Kollektive Sorge statt Torjubel: Nach dem 1:0 von Sergio Ramos (unten) erkundigen sich die Kollegen. Getty Images

Zu einer Reaktion gegen den Erzrivalen aus Katalonien würde gerne auch Ramos beitragen. Ob er es aber kann, bleibt abzuwarten. Bei seinem spektakulären Seitfallzieher zum 1:0 war der Abwehrchef einmal mehr auf die linke Schulter gekracht - und musste bereits nach 31 Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht runter. Seine Reise zur spanischen Nationalmannschaft sagte er unmittelbar ab, für den großen Showdown im Bernabeu bestehe aber Hoffnung.

Dass er gegen den FC Sevilla, bei dem er sieben Jahre lang ausgebildet wurde und für den er zwischen 2004 und 2005 auch 39 Ligaspiele absolviert hatte, weiter derart ausgepfiffen und angefeindet wird, macht Ramos traurig. "Ich finde es bedauerlich. Ich bin ein Fan von Real Madrid und Sevilla", sagte Ramos, der bereits seinen letzten Wunsch kennt: "Ich werde darum bitten, mit beiden Flaggen begraben zu werden."

Ich werde darum bitten, mit beiden Flaggen begraben zu werden.

Real-Kapitän Sergio Ramos und sein letzter Wille

Dass der andalusische Favoriten-Schreck (2:1 gegen Barcelona am 7. Spieltag) den Madrilenen derart in die Suppe spuckte, konnte ihm aber freilich nicht schmecken. "Es ist klar, dass es diese Spiele sind, die am Ende über die Meisterschaft entscheiden. Es wurden drei wichtige Zähler verschenkt", stellte Ramos heraus. Mehr aber eben auch nicht. "Die Mannschaft hat zwei Wochen Zeit, um hart an sich zu arbeiten. Wir möchten unseren Fans sagen, dass sie an uns glauben sollen", appellierte Ramos nach der überhaupt ersten Pflichtspielniederlage in dieser Saison.

Die Real-Anhänger werden vor allem hoffen, dass Ramos rasch zurückkehrt. In den 59 Minuten ohne ihren Kapitän und Anführer kassierten die Blancos drei Gegentore. Mit Ramos waren es in seinen acht Pflichtspielen in dieser Saison derer nur zwei. Viele vermissten in Sevilla aber auch schmerzlich den verletzten Keylor Navas, Stellvertreter Kiko Casilla konnte nicht restlos überzeugen. Viel Arbeit und große Baustellen für Benitez - der Clásico kann da zum Fluch oder Segen werden.

msc