Olivier Occean ist kein gewöhnlicher Fußballer. Nicht nur durch die 28 Länderspiele für Kanada ist der 33-Jährige rumgekommen in der Welt. Als Sohn haitianischer Einwanderer wächst er in Québec, dem französischen Teil Kanadas, auf, spielt als junger Mann College-Fußball und wird 2004 von den New York Metro Stars gedraftet. Zu einem Wechsel in die Major League Soccer (MLS) kommt es jedoch nicht. Der norwegische Erstligist Odd Grenland Skien wird in einem Testspiel auf den talentierten Angreifer aufmerksam, holt ihn nach Europa.
Für Skien und später Lilleström liefert er in Norwegen starke Leistungen und Torquoten ab, wechselt 2010 nach Deutschland zu Kickers Offenbach. "Für mich persönlich ein gutes Jahr, wir hatten als Team aber keinen Erfolg", erzählt Occean. Trotz Platz sieben mit dem OFC in der 3. Liga bringen ihm seine 16 Saisontore einen Vertrag bei Greuther Fürth ein - und den maximalen Mannschaftserfolg in der folgenden Spielzeit. "Das Jahr mit Greuther Fürth war eine tolle Erfahrung, wir sind als Meister aufgestiegen in die 1. Liga", so Occean, der sich mit 17 Treffern die Torschützenkrone mit Alexander Meier (Eintracht Frankfurt) sowie Nick Proschwitz (Paderborn) teilt. Auch deswegen wirbt ihn Mitaufsteiger Frankfurt mit einem gut dotierten Dreijahresvertrag ab.
Spielersteckbrief Occean
Europa-League-Qualifikation - Play-off
Odds BK Skien - Vereinsdaten
Gründungsdatum
31.03.1894
Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Gründungsdatum
19.12.1909
Vereinsfarben
Schwarz-Gelb
Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Gründungsdatum
08.03.1899
Vereinsfarben
Rot-Schwarz-Weiß
1. FC Kaiserslautern - Vereinsdaten
Gründungsdatum
02.06.1900
Vereinsfarben
Rot-Weiß
"Ich war darüber nie wütend oder sauer"
Bei der Eintracht endet allerdings der Lauf. Seine Bundesliga-Bilanz: 18 Einsätze, ein Tor. "Auch wenn ich nicht so viele Tore geschossen habe, habe ich meine Zeit in Frankfurt genossen", erzählt Occean. Dennoch folgt nach nur einem Jahr im Sommer 2013 die Ausleihe zum ambitionierten Zweitligisten Kaiserslautern. Aufwärts geht es dort aber nicht - im Gegenteil. Nach 27 Spielen und drei Toren sortiert Trainer Kosta Runjaic Occean im Sommer 2014 aus. Bis im November sein zweijähriger Leihvertrag aufgelöst wird, trainiert der 1,85-Meter-Mann mit anderen Aussortierten, alleine oder mit der U23. Eine frustrierende Zeit. Occean nimmt's aber auch heute noch locker und professionell, sicher auch weil das stattliche Gehalt den Schmerz gelindert hat: "Ich war darüber nie wütend oder sauer. Sie haben diese Entscheidung getroffen, die habe ich respektiert. Das ist das Geschäft."
Nach dieser Phase hätte Occean mit 33 Jahren einen Schlussstrich ziehen können. An ein Karriereende verschwendet er aber keinen Gedanken: "Ich wollte zurück nach Amerika, in der MLS spielen oder ähnliches. Aber mein Anwalt sagte mir, dass ich noch Frankfurt gehöre und es kompliziert ist. Sie wollten mich nicht kostenfrei gehen lassen."
"Das war ein kompliziertes Vertragskonstrukt"
Erst durch die Auflösung des Leihvertrags mit dem FCK ist die Eintracht wieder im Boot. Zuvor hatte Frankfurts Finanzvorstand Axel Hellmann dem kicker erklärt, die Personalie Occean sei für die Eintracht erledigt. Das galt aber nur für einen bestimmten Fall: "Das war ein kompliziertes Vertragskonstrukt. Hätte ich meine zweijährige Leihe in Kaiserslautern erfüllt, hätte Lautern eine Summe an Frankfurt zahlen müssen", sagt Occean. Nach Frankfurt, das seinen Kontrakt, um das zweijährige Leihgeschäft zu ermöglichen, statutengemäß bis 2016 verlängert hatte, wäre er also nicht mehr zurückgekehrt.
Das tat er auch trotz der neuen Situation nicht, war dennoch auf die Entscheidung der Frankfurter angewiesen. Die stimmten schließlich im Januar zunächst einer halbjährigen Leihe zu seinem ersten Verein in Europa zu - mittlerweile umbenannt in Odds BK Skien. "Seit Sommer bin ich von Odds BK fest verpflichtet worden", erklärt Occean zum Ende des Vertragsverhältnisses mit Eintracht Frankfurt.
Occeans Söhne wachsen viersprachig auf
Und nun? "Ich stehe noch zwei Jahre unter Vertrag. Im Moment bin ich glücklich, spiele nach wie vor gerne Fußball, genieße das Leben und das Ende meiner Karriere. Ich möchte so lange spielen, wie mein Körper es aushält", sagt der Stürmer und lacht. Denn es läuft sowohl sportlich mit neun Treffern in den letzten zehn Ligaspielen und vier Toren in sechs Europacup-Einsätzen als auch privat. Seinerzeit hatte Occean seine Frau in Skien kennengelernt. Eine dort beheimatete Isländerin. Occeans Söhne wachsen deshalb viersprachig auf. Isländisch und Norwegisch von der Mutter, Französisch und Englisch vom Vater. Vor nicht allzu langer Zeit stand noch Deutsch als fünfte Sprache auf dem Programm. "Das haben wir jetzt aufgegeben", erzählt Occean lachend. Keine gewöhnliche Fußballerfamilie eben.
Trotz der Idylle in Norwegen freut sich Occean "auf ein großes Spiel", das Duell mit Borussia Dortmund. Was deren Fans in Skien erwartet, wie Odds BK den BVB schlagen will und wie das Niveau der norwegischen Liga einzuschätzen ist, erklärt Occean im kicker-Interview (Donnerstagsausgabe).
